Hephata-Haus in Jüchen Mordkommission ermittelt nach Messerstecherei

Jüchen · Nachdem ein Mann schwer verletzt wurde, ermittelt die Mordkommission nach einer Messerstecherei im Hephata-Haus an der Amselstraße in Jüchen. Die Motivsuche ist schwierig, da die drei Beteiligten geistig behindert sind.

Nur knapp entkam ein 51-Jähriger am Sonntag dem Tod. Er war mit einem Küchenmesser schwer verletzt worden; gestern schwebte der Mann nicht mehr in akuter Lebensgefahr. Zwei weitere Männer mit Handicap — einer ist 49, ein anderer 61 Jahre alt — erlitten leichte Schnittwunden. Noch ist vollkommen unklar, warum dieser gefährliche Streit in dem Hephata-Wohnhaus an der Amselstraße 28 ausbrechen konnte. Und die Motive könnten auch im Dunkel bleiben, befürchtet Kreispolizeisprecherin Diane Drawe: "Eine Befragung der drei Bewohner ist aufgrund der geistigen Einschränkungen nur bedingt möglich." So könne einer der Männer nicht sprechen. Zudem sei noch unklar, wie Aussagen der teilweise geistig Behinderten einzuschätzen seien — sofern sich die Männer überhaupt äußern mögen. Jetzt hat ein Team der Mordkommission die Ermittlungen aufgenommen — wegen versuchten Mordes. Was bisher feststeht: Eine Betreuerin hatte am Sonntag kurz nach 15 Uhr in der Küche des zweigeschossigen Wohnhauses ein Küchenmesser mit Blutspuren entdeckt. Besorgt suchte sie die Bewohner auf — und fand zwei Leicht- und einen Schwerverletzten in ihren Zimmern. Sie informierte den Notarzt und die Polizei; der Schwerverletzte wurde zur ärztlichen Versorgung per Hubschrauber in eine Kölner Klinik gebracht. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei handelt es sich bei dem aufgefundenen Küchenmesser um das Tatwerkzeug. Anhaltspunkte, dass weitere Bewohner an der Auseinandersetzung beteiligt waren, gibt es bisher nicht.

Ihre "Betroffenheit über die dramatischen Vorkommnisse" erklärte gestern Sabine Hirte, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Gesellschaft "Hephata Wohnen". Sonja Zweigerer, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit bei der evangelischen Stiftung, war noch am Sonntag selbst in der Einrichtung in Jüchen. Sie beschreibt die Situation so: "Schon gestern Abend war im Wohnhaus deutlich Ruhe und Gelassenheit nach all' der Aufregung zu spüren." Dabei habe man auch auf fachliche Unterstützung, sowohl aus dem eigenen Haus als auch durch externe Fachleute, zurückgegriffen — sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Bewohner. Welche Konsequenzen werden aus der Auseinandersetzung gezogen? "Wohl keine, denn dies wäre bei unserem Konzept fast unmöglich", sagt Zweigerer. Handeln könne man nur, wenn es Anzeichen für Probleme gebe — bei den drei Männern hätte es keinerlei Hinweise auf mögliche Schwierigkeiten gegeben. In den Hephata-Wohnhäusern leben geistig Behinderte in eigenen Zimmern; die Mitarbeiter "assistieren ihnen beim Alltag", so Zweigerer. Ein wichtiger Aspekt sei das gemeinsame Zubereiten der Mahlzeiten, und dazu gehörten eben auch Alltagsgegenstände wie Küchenmesser.

(RP/ac/anch)
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