Rhein-Kreis Neuss Mit Menschlichkeit und Fachwissen helfen

Rhein-Kreis Neuss · Dorothea Lambertz arbeitet seit über 35 Jahren im Kreiskrankenhaus St. Elisabeth Grevenbroich. Wichtig ist ihr der Patienten-Kontakt.

Mit der Gesundheit ist es wie mit so vielen Dingen im Leben: Erst wenn sie nicht mehr da ist, wird man sich bewusst, wie wichtig sie ist. Wer im Rhein-Kreis erkrankt und stationär behandelt werden muss, dem stehen unter anderem die Kreiskrankenhäuser Dormagen und Grevenbroich zur Verfügung. Zusammen mit dem Fachärztezentrum im Kreiskrankenhaus Grevenbroich bilden sie die Rhein-Kreis-Neuss-Kliniken.

Die beiden Kreiskrankenhäuser sind Einrichtungen des Kreises und versorgen etwa 65 000 Patienten stationär und ambulant mit steigender Tendenz. Etwa 1400 Mitarbeiter sind in den Einrichtungen beschäftigt.

Eine von ihnen ist Dorothea Lambertz, Stationsleiterin im Darmkrebszentrum. Neben der fachlichen Versorgung steht für sie das Zwischenmenschliche im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Schon mehr als 35 Jahre ist Dorothea Lambertz im Einsatz für die Patienten im St. Elisabeth Krankenhaus, das seit 1935 an der von-Werth-Straße angesiedelt ist. "Ich habe 1978 meine Ausbildung zur Krankenschwester in diesem Haus angefangen, der Job war von Anfang an eine Erfüllung für mich", sagt die 54-Jährige.

Ihren Dienst hat sie auf verschiedenen Stationen geleistet, 1991 hat sie die Stationsleitung des Darmkrebszentrums des Kreiskrankenhauses übernommen. "Für mich ist es das Wichtigste, dass wir uns Zeit für die Patienten nehmen. Wenn die Menschen auf unsere Station kommen, führen wir Gespräche mit ihnen, aber auch mit den Angehörigen, um zu erklären, was auf sie zukommt und wie der Tagesablauf für sie sein wird", sagt Lambertz.

Dabei gehen die Gespräche über die eigentliche Krankheit und Behandlung weit hinaus, wie die Bedburgerin erzählt. "Die Patienten befinden sich natürlich in einer außergewöhnlichen Stresssituation, neben ihrer Erkrankung haben sie finanzielle Sorgen, weil sie ihrer Arbeit für eine längere Zeit nicht nachgehen können. Besonders jüngere Patienten fragen sich zum Beispiel, wie sie in dieser Situation ihre Kinder weiter ernähren sollen, da kommen große Existenzängste auf. Gerade dann sollen sie sich nicht allein gelassen fühlen." Deshalb kooperiert das Darmkrebszentrum zusätzlich mit dem internen Sozialdienst, mit Diätassistenten, bietet psycho-onkologische Beratung oder eine Stoma-Sprechstunde für Patienten mit einem künstlichen Darmausgang. "Hier befinden sich die Patienten in einem geschützten Raum. Probleme treten meist erst auf, wenn die Patienten wieder zuhause sind und den Alltag mit einem künstlichen Darmausgang bewältigen müssen. Wir beraten sie bei Problemen, auch wenn sie nicht mehr auf Station sind", so Lambertz.

Auch externe Kooperationspartner wie Selbsthilfegruppen oder die Jona-Hospizbewegung kümmern sich bei Bedarf um die Patienten. Aber auch Dorothea Lambertz und ihre Mitarbeiter, die tagtäglich mit schweren menschlichen Schicksalen zu tun haben, nutzen den seelsorgerischen Dienst des Kreiskrankenhauses. "So wichtig es ist, mit den Patienten zu reden und für sie da zu sein, ist es auch für die Mitarbeiter von Bedeutung, über ihre Arbeit zu sprechen und Dinge zu verarbeiten. Dafür können wir auch eine Supervision in Anspruch nehmen. Und das wird genutzt." Dass neben den hohen fachlichen Standards bei der Behandlung von Erkrankten auch das Menschliche eine hervorgehobene Rolle im Darmkrebszentrum spielt, zeigt die Rezertifizierung des Zentrums. Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. OnkoZert hat das seit August 2013 bestehende Zertifikat als empfohlenes Darmkrebszentrum sogar vorzeitig bis Februar 2017 verlängert.

In der Begründung hebt der Verein neben dem Fachwissen des Teams am Grevenbroicher Kreiskrankenhaus vor allem dessen einfühlsamen Umgang mit Patienten und deren Angehörigen hervor. "Gerade bei Menschen mit Krebserkrankungen und den vielen Hilfsmöglichkeiten der modernen Medizin bedarf es Mitarbeitern, die sowohl fachlich als auch menschlich den Patienten in dieser schweren Zeit zur Seite stehen. Die vorzeitige Verlängerung unseres Zertifikats ist eine wertvolle Bestätigung unserer Arbeit", sagt Krankenhausdirektor Ralf H. Nennhaus. Im Darmkrebszentrum werden alle wesentlichen diagnostischen Methoden wie Darmspiegelung (Koloskopie, Kapselendoskopie, Endosonographie), Gewebeprobe-Untersuchung (Biopsie, Zytologie), Ultraschall (Sonographie), Röntgenuntersuchung (Kolon-Kontrasteinlauf und Thorax-Röntgenbild), Computertomographie (CT), Kernspintomographie (MRT) und Funktionsdiagnostik angeboten. "Das Therapiekonzept jedes Patienten wird stets ganz individuell nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erarbeitet. Die Bedeutung des Darmkrebszentrums und der Onkologie ist für die lokale Bevölkerung sehr hoch", so Nennhaus.

Im Laufe der Jahrzehnte kann Dorothea Lambertz generelle gesellschaftliche Trends auch an ihrem Arbeitsplatz beobachten. "Im Vergleich zu früher geht heute alles insgesamt schneller. Die Menschen waren früher nach einer Operation viel länger auf der Station, heute gehen sie nach kürzerer Zeit wieder nach Hause." Auch der demografische Wandel sei an der Patientenschaft abzulesen, die Menschen seien im Durchschnitt älter als noch vor Jahren. Nicht geändert habe sich dagegen ein Umstand, der für Dorothea Lambertz einer der Beweggründe ist, ihren Beruf auch weiterhin mit hoher Motivation und Einfühlungsvermögen auszuführen. "Man erfährt sehr viel Dankbarkeit von den Menschen. Es passiert immer wieder, dass Patienten nach Jahren nochmal zu mir und meinen Kollegen kommen und sich bedanken. Das ist sehr erfüllend." Überhaupt ist es der Umgang mit Menschen, den Lambertz so schätzt: "Ich könnte wirklich nicht nur am Schreibtisch arbeiten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort