Fotografien aus Alt-Otzenrath Bilder der verlorenen Heimat

Otzenrath · Gert Behr, preisgekrönter Fotograf und gebürtiger Alt-Otzenrather, hat seine durch den Tagebau verlorene Heimat in fantastischen Bildern festgehalten. Behr trifft in die Seele der Umsiedlergeneration.

Lost-Places: Bilder aus dem Geisterdorf Alt-Otzenrath
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Bilder aus dem Geisterdorf Alt-Otzenrath

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Foto: Gert Behr

Ein großer Teil der Jüchener ist durch ein besonderes Schicksal geprägt, das ihr Leben nachhaltig beeinflusst hat: die Umsiedlung. Ganze Ortschaften „verschwanden“ im Tagebauloch, Menschen verloren ihre Heimat und mussten in den neuen Siedlungen wieder von vorne beginnen. Das ist in Otzenrath gelungen, weil sich zum Beispiel der Sportverein, aber auch andere Gruppierungen bemühten, wieder ein funktionierendes Gemeinschafts- und Sozialleben zu etablieren. Zugleich gibt es aber den Geschichtskreis Otzenrath, der mit seinen Publikationen dafür sorgt, dass die alte Heimat nicht in Vergessenheit gerät. Das gelingt insbesondere auch Gert Behr, der mit seinen fantastischen Fotografien die Zeit minutiös dokumentiert hat, als Alt-Otzenrath von der Bevölkerung aufgeben werden musste. Seine dramatischen Fotografien gewinnen in der heutigen Zeit an Aktualität, da im Strukturwandel eine neue Phase ansteht und große Teile der Tagebaugrube wieder urbar gemacht werden sollen.

 Gert Behr hat bereits Preise für seine Fotografien.

Gert Behr hat bereits Preise für seine Fotografien.

Foto: Gundhild Tillmanns

 Der 79-jährige Gert Behr wurde im Frühjahr diesen Jahres vom Regionalverband Rheinland des Deutschen Verbandes für Fotografie (DVF) mit der goldenen „Iris“ ausgezeichnet. Das ist eine Leistungsmedaille, die noch nie zuvor im Regionalverband vergeben wurde. 1986 bekam er den Ehrentitel des Weltverbandes für Fotografie und 2014 die Auszeichnung als „Exzellenter Künstler“ des Deutschen Verbandes für Fotografie (DVF). Sein erstes Foto, mit dem er international bei Wettbewerben Erfolg erzielte, machte Behr 1973 mit einem Porträt seines Vaters.

Behr fotografiert inzwischen auch digital. Angefangen hat er aber natürlich mit der „guten, alten Analogfotografie“. Inzwischen geht es ihm aber wie vielen, die sich an den „schnellen Farbschnappschüssen“ leid gesehen haben und den künstlerischen Wert von Schwarz-Weiß-Aufnahmen wieder schätzen lernen.

Mit 15 Jahren hatte Behr seine erste Kamera bekommen. Heute nimmt er aus familiären Gründen zwar nicht mehr an Wettbewerben teil. Dafür sichtet er seinen riesigen Fundus an dokumentarischen und zugleich künstlerischen Bildern. Diese sind bereits in einem Buch über die Umsiedlung von Otzenrath erschienen. Das nächste Projekt ist ein Foto-Buch über die Wegekreuze und Fußfälle in Alt-Otzenrath und -Spenrath.

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