Jüchen Künstler zeigen Werke auf Wiese

Jüchen · Sie sind noch nicht obdachlos, weil der Mietvertrag für ihre Galerie erst zum 31. Oktober ausläuft, aber sie fühlen sich in der frischen Luft derzeit pudelwohl: Mitglieder der Produzentengalerie Judith Dielämmer luden anlässlich der Aktion "Arbeitsplatz Kunst" nicht nur in die Räume an die Königsstraße 21 in Grevenbroich ein, sondern auch auf ihre "Kunstwiese" in Jüchen.

 Künstler der Galerie Dielämmer arbeiteten im Freien.

Künstler der Galerie Dielämmer arbeiteten im Freien.

Foto: Lothar Berns

Gegenüber dem Parkplatz des Jüchener Gymnasiums teilen sie sich seit einem Jahr eine Wiese mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Der hat eine Blumenwiese sprießen lassen. Und die Dielämmer-Leute erwecken den Eindruck, dass Kunst auch etwas ist, was an Bäumen wächst oder aus dem Boden sprießt. Es sind außergewöhnliche Kunstwerke, die da mit der Natur eine enge Beziehung eingehen.

Bürgermeister Harald Zillikens gehörte zu den Besuchern an der Konrad-Duden-Allee. "Ich bin froh, dass wir diese Fläche den Künstlern und dem BUND zur Verfügung gestellt haben", sagte er. Die Kunstwerke sind mitunter gar nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen. Elisabeth Busch-Holitschke hat eine tiefgründige Arbeit geschaffen: Ein Erdloch mit einer Stufe, die als Sitzbank genutzt werden kann. "Die Erde strahlt Wärme aus - eine wichtige Erfahrung nach der Beerdigung meiner Mutter, etwas Tröstliches." Wer in ihrem Kunstwerk Platz nimmt, sieht den Aufbau des lehmreichen Bodens und hat die Grasnabe unmittelbar vor Augen. Ihr Mann Jürgen Holitschke hat sich mit den Flüchtlingsströmen auseinandergesetzt - mit Menschen, die entwurzelt wurden und versuchen müssen, woanders heimisch zu werden. Für seine Installation nutzte er Friedhofspflanzen aus der Komposttonne - die meisten wuchsen an. Außerdem vergrub er zwei Fahrräder etwa bis zur Hälfte und hielt fotografisch die Veränderungen fest, weil nach und nach immer mehr fehlte.

Janne Gronen hatte 2014 den Spruch "Unkruck verjeht net" auf das Pflaster gesprüht und hinterließ jetzt eine neue Botschaft: "Un Jras es noch üvver alles jewaaße." Hanne Horn hat Porträtfotos auf Holzpaletten beklebt und überlässt sie der Natur - eine anschauliche Art Vergänglichkeit zu demonstrieren. Anna Koistinen hat Katzendosen-Deckel mit Augen versehen - diese Kompositionen wirken wie Blumen. Janice Orth hat Kunstblumen "gepflanzt": Ihr Plädoyer für die Originale, nicht nur im Zusammenhang mit Kunst. Anne und Manfred Blass schufen den "Verlorenen Eichenforst" mit Nachtkerze, Pechwurz und jeder Menge anderer Pflanzen. Außerdem errichteten sie ein rotlackiertes Gerüst, an dem halbierte Kunststoffflaschen baumeln. In denen gedeihen Pflanzen, die es am Boden schwer hätten. In dem alten Unterstand hat Gereon Riedel aus Fäden eine Art Spinnnetz gewoben.

(NGZ)
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