Jüchen Kraftwerk: Vier Wege zum Ziel

Jüchen · Das elf Jahre alte Blockholzkraftwerk der Gemeinde Jüchen soll saniert werden. Das kostet 210 000 Euro. Die Gemeinde wollte die Arbeiten als Leasing-Projekt ausschreiben. Experten glauben: darunter leidet die Qualität.

Dass das Blockheizkraftwerk, das unter anderem das Gymnasium, die Realschule und das Jüchener Hallenbad mit Strom und Wärme versorgt, saniert werden muss, steht fest. Doch nun kämpft die Gemeinde mit der Frage, wie die Finanzierung der aufwendigen Arbeiten aussehen soll. Im Bau- und Verkehrsausschuss stellte nun der Diplom-Ingenieur Jörg Ortjohann den Ausschussmitgliedern vier verschiedene Möglichkeiten der Ausschreibung und Finanzierung vor.

Um den Verbrauch von Strom und Wärme dauerhaft zu optimieren, rechnet Ortjohann mit einer Investition von 210 000 Euro. Jährlich würde sich dann eine 20-prozentige Einsparung von 65 000 Euro beziehungsweise 200 Tonnen CO2 ergeben. Die eigentlich sicherste und erfolgversprechendste Variante ist die des Energie-Einspar-Contractings. Dabei investiert ein "Contractor" in die Modernisierung der Anlage und refinanziert sich durch eine prozentuale Beteiligung an den Einsparungen. Weil im Fall des Jüchener Blockheizkraftwerks aber eine ausführliche Datenbasis fehlt, kann diese Variante nicht umgesetzt werden.

Eine weitere Möglichkeit ist die so genannte "Einstufige funktionale Ausschreibung", bei der der günstigste Anbieter den Zuschlag erhält. "Funktional heißt in diesem Fall aber nur, dass man der Firma das Ziel vorgibt. Mit welcher Qualität sie es umsetzt, darauf hat man kaum Einfluss", gab Jörg Ortjohann zu bedenken und riet daher von Variante zwei ab. Ihm gefällt der dritte Weg am Besten. Er ist zweistufig. Zunächst wird der Auftrag ausgeschrieben, anschließend werden in einem Ideenwettbewerb die konkreten Umsetzungen der Anbieter gesammelt. Die müssen dann Referenzen angeben und auf konkrete Bedingungen der Jüchner eingehen. Das bedeutet mehr Kontrolle für die Gemeinde. Aber die hat ihren Preis. "Keine dieser Möglichkeiten passt perfekt. Man muss nun schauen: Was ist am ehesten geeignet?", so Ortjohann.

Die Fraktionen hatten sich bisher für das vierte Modell ausgesprochen. Dabei wird die Investition nicht durch die Gemeinde, sondern durch die Baufirma selbst beglichen, die dann in Raten durch die Einsparungen ausbezahlt wird. "Diese Art der Ausschreibung muss jedoch europaweit laufen. Mittelständische Unternehmen werden von vorneherein ausgeschlossen, weil sie nicht das nötige Kapital haben", sagt Ingenieur Ortjohann. Er warnte den Bauauschuss vor dem Risiko dieser Variante. "Man kann dann schnell an einen Geschäftspartner mit viel Geld, aber wenig Know-how geraten", so Ortjohann.

Die Gemeinde will sich jetzt noch einmal mit einer Energieagentur und dem Ingenieurbüro zusammen setzen und auch den Städte- und Gemeindebund zurate ziehen. "Es muss mit dieser Art von Investition ja Erfahrungen geben; wir erfinden das Rad schließlich nicht neu", ist Oswald Duda, technischer Dezernent, zuversichtlich. Spätestens bis zum nächsten Bauausschuss im September solle auf diese Weise ein konkreter Fahrplan für die Finanzierung feststehen.

(RP)
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