Jüchen Keine Liebeshochzeit

Jüchen · Die Pfarren St. Jakobus Jüchen und St. Pankratius Garzweiler sollen fusionieren. So will es das Bistum. Pastor Ulrich Clancett rechnet mit Konflikten bei der Umsetzung. Die Pfarrgemeinderäte sehen die Situation pragmatisch.

Pastor Ulrich Clancett spricht die Gräben unverblümt an: „Garzweiler will selbstständig bleiben, und die Jüchener haben mit den Garzweilern nichts zu tun. Das wird mit Sicherheit keine Liebeshochzeit.“ Welche Verwerfungen eine Fusion beider Pfarrgemeinden aber auch auslösen mag, für Clancett bedeutet sie einen „Schritt in die richtige Richtung“. Denn: „Die Einheiten müssen an das zur Verfügung stehende Personal angepasst werden. Anders geht es gar nicht mehr.“ An eine Kirchenschließung denkt das Bistum derzeit nicht.

Der Pfarrer erwartet insbesondere aus Garzweiler Klagen mit dem Tenor: erst der Verlust der Heimat durch den Tagebau und jetzt der Verlust der eigenen Kirchengemeinde. Clancett greift barsch voraus: „Es wird Zeit, die Arabesken der Umsiedlung allmählich abzuschneiden.“

„Das war zu erwarten“

Die ersten Reaktionen gestern aus den Pfarren lassen allerdings auf keine Tumulte bei der Fusion schließen. „Das war zu erwarten, St. Pankratius hat ja keinen eigenen Pfarrer mehr“, sagte gestern Hedwig Schladt, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von St. Jakobus. Sie rechnet weniger mit Veränderungen auf pastoraler Ebene, wo jetzt schon gut kooperiert werde, als vielmehr im Bereich Verwaltung.

Hildegard Rosen, die zum Sprecherteam des Pfarrgemeinderates von St. Pankratius zählt, sagte: „In meinen Augen hätten wir die Fusion nicht gebraucht. Wir müssen jetzt miteinander Gespräche führen.“ Eventuell müsse die Gemeinde in Zukunft Aktivitäten wie Pilgertouren in Absprache mit dem Pfarrer verstärkt selbst organisieren. Ihre pragmatische Botschaft: „Wir müssen auf die Eigeninitiative der Gemeinde zählen.“

Der Bischof wird am 13. und 15. März detaillierter zu den im Bistum geplanten Fusionen informieren. Pastor Clancett nimmt aber schon jetzt an: „Es könnte zwar auch eine neue Pfarre unter neuem Namen entstehen. Aber Garzweiler wird gewiss Jüchen zugeschlagen.“ Wie sich die personelle und finanzielle Lage nach der Fusion darstellen wird, dafür hat Clancett keinerlei Anhaltspunkte. Er gibt aber zu verstehen, dass eine kleine Pfarre wie Garzweiler über verhältnismäßig viele Kirchenräume verfüge. Clancett stellt in Frage, ob ein gemeinsamer Kirchenvorstand zur Unterhaltung noch die vollen Gelder zur Verfügung stellen wird: „Das ist nicht zementiert.“

Die fusionierte Pfarre wird von einem gemeinsamen Kirchenvorstand und einem Pfarrgemeinderat gelenkt werden. Laut Clancett werden die Gremien keinem Proporz unterworfen sein; Jüchen stellt also nicht per se mehr Vertreter.

Für die Frage, warum es in Jüchen gerade St. Jakobus und St. Pankratius traf, hat Clancett eine nüchterne Antwort parat: „Aachen hat mit dem Blick auf die Landkarte entschieden. Garzweiler ist dem Bistum dabei wie ein Baugebiet von Jüchen erschienen.“

(RP)
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