Jüchen Jüchenerin ist die beste Elektronikerin im Bezirk

Jüchen · Julia Lenzen (19) hat ihre Abschlussprüfung zur Elektronikerin abgelegt und wurde vom Kammerpräsidenten Heinz Schmidt ausgezeichnet.

Wie funktioniert die automatische Toilettenspülung? Warum läuft das Wasser am Waschbecken nur so lange die Hände unter dem Hahn sind? Julia Lenzen kennt die Technik, die dahinter steckt. In ihrer Abschlussprüfung zur Elektronikerin für Geräte und Systeme baute sie eine Auswerteschaltung mit Infrarotsensor. Eine solche ist in öffentlichen WCs heutzutage üblich. Ihre Ausbildung schloss die 19-Jährige als beste im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein ab und wurde dafür jetzt von Kammerpräsident Heinz Schmidt ausgezeichnet.

Bei Scheidt & Bachmann in Mönchengladbach ist die junge Frau aus Hochneukirch in die Lehre gegangen. Ihr Abschlusszeugnis von der Realschule Jüchen zeichnete sich bereits durch einen Einser-Schnitt aus. Lediglich zwei Bewerbungen schrieb sie damals: an RWE und ihren späteren Lehrbetrieb. Bei RWE hatte sie in der neunten Klasse ein Praktikum absolviert und baute dort ihre erste Schaltung für ein kleines Herz aus blinkenden LED-Lichtern. Die Entscheidung für ihre berufliche Zukunft war gereift. "Vorher wusste ich überhaupt nicht, was ich beruflich machen möchte. Ich hatte in nahezu allen Fächern gute Noten und interessierte mich für vieles", sagt sie. Schließlich gab ihr familiärer Hintergrund den Ausschlag: Der Vater ist Elektrotechniker, der Bruder Elektroniker.

Der Tagebau hat Julia Lenzen schon als Kind fasziniert, doch sie sah für die Zukunft dort wenig Einsatzmöglichkeiten für sich als Frau. Also entschied sie sich für Scheidt & Bachmann, eines in der Welt führenden Unternehmen für Systemlösungen in der Mobilität. Es entwickelt Systeme für Zapfsäulen an Tankstellen, Schranken in Parkhäusern und das Fahrgeldmanagement.

Als Elektronikerin für Geräte und Systeme ist viel Fingerspitzengefühl gefragt bei der kleinteiligen Technik. Die ersten sechs Monate ihrer dreijährigen Ausbildung verbrachte die Hochneukircherin erst einmal im Metall-Lehrgang. Das "ewige" Feilen von Stahl stellte Geduld und Ausdauer auf die Probe. Das Ergebnis ihrer ersten praktischen Arbeit war ein kleiner Lastwagen aus Metall. Im Elektrobereich wurde das Ohmsche Gesetz besprochen und auf verschiedene analoge und digitale Techniken angewandt.

Unter sieben Auszubildenden ihres Jahrgangs war Julia Lenzen das einzige Mädchen. Auf das Klischee "Frau in Männerberufen" angesprochen, kann sich die 19-Jährige richtig in Rage reden. Sie könne einerseits den Wirbel darum nicht verstehen, denn in der Produktion zumindest ihres Ausbildungsbetriebs seien viele Frauen beschäftigt. Andererseits seien die meisten Unternehmen solcher Branchen auf weibliche Angestellte nicht vorbereitet, sagt sie. Bestes Beispiel: Umkleideräume und sanitäre Bereiche.

"Man muss schon eine große Klappe haben, um in dem Beruf zu bestehen", sagt Julia Lenzen. Allerdings habe sie es auch lieber, allein unter Jungs zu arbeiten als nur mit Mädchen. In ihrem angestrebten Studium der Elektrotechnik wird sie wahrscheinlich wieder eine von wenigen Frauen sein.

(stef)
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