Jüchen Jüchenerin erfüllt sich Traum vom Café

Jüchen · Denise Hess betreibt mit ihrer Mutter Beatrix in Erkelenz ein besonderes Café - einen Quartierstreff auch zum Klönen. Die beiden haben schon viele Bekanntschaften geschlossen, wohnen bleiben wollen sie aber in Jüchen.

 Denise Hess (r.) betreibt mit ihrer Mutter Beatrix das Café in Erkelenz.

Denise Hess (r.) betreibt mit ihrer Mutter Beatrix das Café in Erkelenz.

Foto: JÜRGEN LAASER

Der kleine, weiße Flitzer fährt die Strecke von Jüchen nach Erkelenz fast schon automatisch. Täglich, meistens in Herrgottsfrühe, macht sich Denise Hess auf den Weg zu ihrem neuen Arbeitsplatz im Kreis Heinsberg. Es ist ein besonderer Arbeitsplatz, den sie in Erkelenz gesucht und gefunden hat. Sie wollte ihn unbedingt und sagt forsch: "Bange machen gilt nicht!" Dass die Bäckerei und die Metzgerei in dem neuen Gebäudekomplex im Erkelenzer Neubaugebiet Oerather Mühlenfeld ihre Tätigkeit wieder aufgegeben haben, schreckt Denise Hess nicht. Sie hat in dem leeren Ladenlokal der Bäckerei ihr Café aufgemacht, das "Café by Denise", wie auf dem bunten, geschwungenen Schriftzug über der Eingangstür zu lesen ist. Den Mann, der das Café betritt, empfängt ein freundliches Lächeln, das er spontan erwidert. Die junge Frau kennt ihn bereits als Stammkunden, der jeden Mittag seinen Kaffee mit Zucker und Milch zum Mitnehmen bestellt.

"Ich habe mir damit meinem Traum erfüllt", sagt Denise Hess. "Ein eigenes Café war immer mein Ziel." Ihr schwebte kein übliches Café vor, eher ein Wohnzimmer, ein Klöntreff, ein Aufenthaltsort für alle, die ein wenig miteinander reden "oder sich nur aufwärmen wollen." Ihren alten Job hat die gelernte Kauffrau aufgegeben. Auf der Suche nach ihrem Café wurde sie im Oerather Mühlenfeld fündig. Zunächst war ein Standort in Neuss im Visier. Durch eine Schwester ist sie dann auf Erkelenz aufmerksam geworden. "Es war Liebe auf den ersten Blick", schwärmt sie. Nur vier Wochen vergingen von der Besichtigung bis zur Eröffnung. Seitdem gibt es Tag für Tag, von Montag bis Sonntag, bei Denise Hess Kaffee und Kuchen sowie andere Backwaren und Süßigkeiten für die Kinder. Gemeinsam mit ihrer Mutter Beatrix bewältigt sie den Geschäftsbetrieb. Ihren Wohnort haben die Frauen nach wie vor in Jüchen, wo die Familie lange Zeit im Handel mit Lebensmitteln tätig war. Und dort wollen sie wohnen bleiben, auch wenn es ihnen in dem kleinen Café gefällt und sie schon viele Bekanntschaften geschlossen haben. "Unsere Wurzeln liegen in Grevenbroich, Jüchen und Korschenbroich. Und so soll es auch bleiben", betont Beatrix. "In Steinforth-Rubbelrath steht noch mein Elternhaus."

Ein Kind kommt auf dem Nachhauseweg vorbei, um einen guten Tag zu wünschen. "Es ist einfach schön hier", stimmt Beatrix Hess in die Schwärmerei ihrer Tochter ein. Sie haben sich längst mit vielen Bewohnern des Quartiers angefreundet, mit den Nachbarn von der Lebenshilfe ebenso wie mit den Kindergartenkindern oder jungen Familien. "Wir wollen mehr sein als eine Verkaufsstelle für Kaffee und Kuchen. Wir wollen auch, dass man uns duzt. Wir sind hier eine große Gemeinschaft, und unser Café ist das Wohnzimmer dieser Gemeinschaft." Ein Wohnzimmer übrigens, das immer mehr Freunde findet. Da gibt es die junge Mutter, die einfach "nur mal so" verschnaufen will. "Bei uns kann man die Seele baumeln lassen", erklärt Beatrix Hess die Philosophie, derweil Tochter Denise schon neue Gedanken spinnt, wie sie diesen Quartierstreff noch attraktiver machen kann. So soll es im Sommer neben Kaffee und Kuchen auch Eis auf der Terrasse geben. Einmal monatlich soll abends eine Veranstaltung stattfinden, "mit Action und Stimmung".

Wieder kommt eine Kundin in das kleine Café. Man plaudert miteinander über das Wetter, den Kindergarten, das Quartier, das für viele zur neuen Heimat geworden ist. Über die Plauderei vergisst die Frau fast schon den eigentlichen Anlass ihres Kommens. Niemand drängt sie, Denise und Beatrix Hess nehmen sich viel Zeit für die Frau und haben dabei auch noch Gelegenheit, einem Kind für zehn Cent eine Süßigkeit zu verkaufen. Der Knirps ist stolz wie Oskar, dass er alleine von seinem Zuhause bis zum Café gehen darf. Die Frau verabschiedet sich schließlich mit einem Stück Torte. Zurück bleiben die beiden Café-Betreiberinnen und freuen sich: "Es ist schön hier!" Und dann führt sie der kleine, weiße Flitzer doch wieder zurück nach Hause, nach Jüchen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort