Jüchen Jüchener lehnen Gasleitung weiterhin ab

Jüchen · Der Landwirtschaftsverband und der Gasleitungsbetreiber haben zwar eine Vereinbarung geschlossen. Apfelbauer Thomas Scheufen aus Hochneukirch lehnt die Leitung aber weiter ab. Das gilt auch für den Jüchener Bürgermeister.

Jüchen: Jüchener lehnen Gasleitung weiterhin ab
Foto: Gemeinde Jüchen

Die umstrittene Gaspipeline, die der Konzern Open Grid Europe (OGE) von der belgischen Grenze bei Aachen bis nach Legden ins Münsterland legen und dabei auch durch Jüchen-Hochneukirch ziehen will, stößt jetzt neuerdings unter den Landwirten auf Befürworter. Auf der anderen Seite wird die Front der Gegner immer härter. Der Hochneukircher Apfelbauer Thomas Scheufen sagt mittlerweile sogar: "Ich lass' es auf Enteignung ankommen. Ich will die Gasleitung nicht."

 So sieht es aus, wenn eine Erdgasfernleitung durch die Landschaft gelegt wird.

So sieht es aus, wenn eine Erdgasfernleitung durch die Landschaft gelegt wird.

Foto: oge

Es ist jetzt zwar zu einer Rahmenvereinbarung zwischen dem Rheinischen/Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband und dem Netzbetreiber OGE gekommen, die gestern in Wesel vorgestellt wurde. Dieser Landwirtschaftsverband vertritt rund 1500 Grundeigentümer, der Großteil sind Bauern.

Doch der Jüchener Apfelbauer zeigt sich von dieser Vereinbarung unbeeindruckt: "In Freising hat es auch schon so eine Vereinbarung gegeben", weiß er. Da sei den Landwirten die Pistole auf die Brust gesetzt worden: Wenn sie der Vereinbarung zustimmten, bekämen sie 30 Prozent Entschädigung, wenn nicht, dann nur zehn bis 15 Prozent, habe er erfahren. Er lasse sich aber nicht unter Druck setzen und habe das auch bereits der Bezirksregierung in Düsseldorf geschrieben: "Aber die antworten noch nicht einmal", wundert sich Scheufen und schimpft: "Das sind doch alles Erfüllungsvasallen der Gasfirma."

Die gestern geschlossene Rahmenvereinbarung zwischen dem Landwirtschaftsverband, dem Netzbetreiber OGE und der für den Bau zuständigem Gesellschaft Zeelink beinhaltet, sogenannte "vernünftige Baustraßen" zu schaffen. Dabei soll der Druck aufs Erdreich gering gehalten werden. Zum Einsatz sollen zum Beispiel Baggermatratzen kommen. Ferner sollen Mutter- und Unterboden nach dem Aushub getrennt gelagert und mit Begrünung gegen Erosion geschützt werden. Regelmäßige Trassenbegehungen seien ebenso abgestimmt wie die Einrichtung eines Notfalltelefons, hieß es gestern von der OGE/Zeelink.

Gegenwind bekommt das OGE-Projekt aber nicht nur von einem "einsamen" Apfelbauern aus Hochneukirch, sondern auch von Gemeindechef Harald Zillikens. Der hat der Bezirksregierung Düsseldorf bereits zweimal seine Ablehnung der geplanten Open-Grid-Europe-Erdgaspipeline durch Jüchen aus unterschiedlichen Blickwinkeln dargelegt. Er sieht Siedlungsräume, Natur und die Existenz von Landwirten durch die Gasleitung bedroht. Zillikens lehnt generell die geplante OGE-Erdgastrasse durch Hochneukirch/Holz und durch das Gewerbegebiet Regiopark ab.

Stattdessen regt der Jüchener Bürgermeister die Untersuchung von alternativen Trassen für die Erdgaspipeline an. Er hat auch eine Erdbebenuntersuchung für das Gebiet der von Open Grid favorisierten Trasse gefordert. Denn soweit es der Gemeinde Jüchen bekannt sei, handele es sich bei dem Planungsgebiet um eine Erdbebenzone der geologischen Untergrundklasse "2/S". Und Zillikens hat die Untersuchung einer möglichen Beeinträchtigung der Bäche und Gräben um den Dürselener Sod zwischen Jüchen-Dürselen und Jüchen-Waat durch die geplante Erdgaspipeline gefordert.

Zur Gaspipeline bietet OGE von Anfang Februar bis Ende März wieder "Dialogmärkte" an. Die für Jüchen nächstgelegenen finden am Montag, 6. März, von 19 bis 21 Uhr, im Kunstwerk Location, Wickrathberger Straße 18B, in Mönchengladbach, und am Dienstag, 7. März, von 19.30 bis 21.30 Uhr, im Technischen Rathaus Korschenbroich, Don-Bosco-Straße 6, statt.

(NGZ)
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