NGZ vom 3. August 1916 Jüchener findet 100 Jahre alte Zeitung in Briefkasten

Jüchen · Der Jüchener Paul Quack hat die Haustür eines abgerissenen Hofes vor dem Müll gerettet. Als er in den Postkasten der Tür schaute, staunte er nicht schlecht: Darin lag eine Zeitung von 1916. Sie ist so gut erhalten, dass man sie ohne Schwierigkeiten lesen kann.

Jüchen: 100 Jahre alte NGZ-Zeitung in Tür gefunden
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Jüchener findet 100 Jahre alte Zeitung in Tür

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Der historische Hof, der aus dem Jahr 800 stammen soll, wurde inzwischen wegen Baufälligkeit komplett abgerissen. "Mir geht es darum, Sachen für die Nachwelt zu erhalten", sagt Paul Quack, der viele Überbleibsel bedeutender Gebäude auf seinem Hof an der Stadionstraße verwahrt. Die Tür aus dem Rederhof, dessen Abriss durchaus umstritten war, ist jetzt Teil seiner Sammlung. "Es handelt sich um eine Tür aus dem 17. Jahrhundert, die ursprünglich aus zwei Teilen bestand. Die obere Hälfte konnte man öffnen und sich dann beim Plausch mit den Nachbarn auf die untere Hälfte lehnen", erklärt Paul Quack, der die gut 60 Kilo schwere Holztür jetzt in der ehemaligen Backstube auf seinem Hof einbauen will.

Holzwürmer haben kleine Löcher im Papier hinterlassen

So richtig erklären kann er sich den Fund der uralten Gegenstände in dem Briefkasten an der Tür nicht. Offenbar wurde er schon sehr lange Zeit nicht geleert. Erstaunlich ist jedoch, dass die alte NGZ-Ausgabe die vergangenen 100 Jahre so gut in dem hölzernen Kasten überstanden hat, dass sie ohne Mühe lesbar ist. Lediglich Holzwürmer haben kleine Löcher im Papier hinterlassen.

Beim Lesen einiger Inserate in der historischen Zeitung muss Paul Quack schmunzeln. "Braves, fleißiges Mädchen für Küche und Hausarbeit bei gutem Lohn per bald gesucht", heißt es dort beispielsweise. In einem anderen werden fünf Morgen Land inklusive mehrerer Obstbäume als "schönes Erbe" zum Kauf angeboten. "Geprägt ist die Zeitung aber vom Ersten Weltkrieg", sagt der 56-Jährige. So wird in der Ausgabe etwa über die erste Reise des U-Bootes "Deutschland" berichtet, dessen Besatzung um den Marineoffizier Paul König - kurz bevor sich die USA in den Ersten Weltkrieg einschalteten - mit mehreren Tonnen Zinn, Nickel und Kautschuk an Bord seine Rückreise von Baltimore nach Deutschland angetreten hat. Die Materialien sollten den Bedarf der Kriegsindustrie in Deutschland nicht decken können.

"Fortschritte bei Verdun"

Im August 1916 war die Schlacht um die französische Stadt Verdun bereits in vollem Gange. Bei den Kämpfen kamen mehr als 700.000 Soldaten ums Leben - trotzdem ist in der Zeitung von "Fortschritten bei Verdun" die Rede. Wie aus der historischen NGZ hervorgeht, glaubten in der Heimat offenbar noch viele an einen aus deutscher Sicht positiven Ausgang des Ersten Weltkrieges, wenn auf Seite eins auch vermeldet wird, dass der oberste Heerleiter Paul von Hindenburg (später Reichspräsident der Weimarer Republik) wegen russischer Offensiven an der Ostfront befehlen musste, Kampftruppen zusammenzulegen.

Die Zeitung spiegelt auch das Geschehen in den damaligen Landkreisen Neuss und Grevenbroich wider: Dort wurden wegen immer knapper werdender Lebensmittel- Bezugsscheine verteilt, die genau bestimmten, wer wie viele Lebensmittel kaufen durfte.

(cka)
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