Serie: Alleskönner hinter den Kulissen TV kümmert sich um zwei Sportstätten

Jüchen · Viele gute Geister kümmern sich beim TV Jüchen um den Betrieb im Bad und in der Sporthalle an der Stadionstraße.

 Im Hallenbad an der  Stadionstraße in Jüchen: Ralf Segschneider (l.) und Bernd Lohr.

Im Hallenbad an der Stadionstraße in Jüchen: Ralf Segschneider (l.) und Bernd Lohr.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Die Frage, wie der Betrieb des Hallenbades in Jüchen an der Stadionstraße funktionieren könnte, wenn sich der TV Jüchen nicht darum kümmern würde, stellt sich für Bernd Lohr (52) nicht. „Wir machen es“, meint der Vorsitzende des Sportvereins pragmatisch. Und offensichtlich macht es der Verein zur allgemeinen Zufriedenheit. Das Hallenbad ist beim öffentlichen Schwimmen gut besucht; niemand würde auf den ersten Blick erkennen, dass hier ausschließlich Ehrenamtliche bei der Organisation und der Aufrechterhaltung des Badebetriebs am Werke sind. Kein Wunder, schließlich ist unter der Federführung von Ralf Segschneider ein engagiertes Team im Einsatz.

Bereits 2004 hat der Verein das Hallenbad übernommen, genauer gesagt, den Betrieb. Das Gebäude selbst ist Eigentum der Gemeinde Jüchen. Der TV Jüchen ist Betreiber. „Manch einer hat an einen Aprilscherz gedacht, als wir just am 1. April das Kommando übernommen haben“, erinnert sich Segschneider schmunzelnd. Der 56 Jahre alte selbstständige Drucker ist ein Mann der ersten Stunde. Aus finanziellen Gründen hatte die Kommune damals nach Wegen gesucht, den Badebetrieb neu zu strukturieren, wissend, dass ein Hallenbad fast immer mehr Ausgaben als Einnahmen verbucht.

Durch die Arbeitsteilung zwischen Verwaltung und Verein ist es gelungen, den städtischen Etat zu entlasten. „Die Gemeinde ist nach wie vor zuständig für die Heizkosten und Reparaturen, der Verein sorgt für die Reinigung, die Aufsicht, den Belegungsplan“, erläutert Lohr. Und Segschneider ergänzt: „Beim öffentlichen Badebetrieb besteht eine permanente Rufbereitschaft mit der NEW.“ Der Verein verfügt ebenso wie die Kommune Jüchen nicht über einen ausgebildeten Schwimmmeister, da muss gegebenenfalls die NEW als Badbetreiber in Wickrath einspringen.

Der Fachwart und Abteilungsleiter Schwimmen im TV Jüchen ist einer der vielen Ehrenamtler im Hallenbad. Zudem gibt es sieben Minijobber, die den Betrieb einschließlich der Reinigung bewerkstelligen. Für die Wasseraufsicht ist ein Dutzend Vereinsmitglieder zuständig. „Es könnten mehr sein“, meint der Vorsitzende. Es seien fast immer die Gleichen, die sich die Arbeit teilen.“ Und wenn wirklich Not am Mann ist, jemand ausfällt oder fernbleibt, dann ist es Segschneider, der einspringt, um für „sein“ Bad tätig zu werden. Selbstverständlich steht das Bad nach wie vor für den Schulsport bereit und ermöglicht auch anderen Schwimmvereinen ein Training. Der Verein komme leidlich über die Runden, bekennt Lohr. „Einen Großteil unserer Einnahmen erzielen wir durch das öffentliche Schwimmen. Diese Einnahmen haben zugleich Auswirkungen auf den Zuschuss, den wir von der Kommune erhalten.“

Dem schmucken Hallenbad sieht man nicht an, dass es 1974 gebaut wurde. Es wurde vor einigen Jahren umfassend saniert. „Bis dahin hatten wir drei bis vier Einbrüche jährlich“, erinnert sich Segschneider. Nach Einbau einer Alarmanlage ist es seitdem zu einem einzigen Einbruchsversuch gekommen.

Die positiven Erfahrungen mit dem Betrieb haben den TV 2017 ermutigt, auch die benachbarte Dreifachsporthalle neben dem Gymnasium von der Stadt zu übernehmen. Nicht nur die rund 800 Aktiven des Turnvereins sind dort heimisch. Auch die Halle wird für Schulunterricht und andere Vereine zur Verfügung gestellt. „Wir kümmern uns um die Organisation, die Reinigung und vor allem darum, dass abends nach Trainingsende alle Lichter aus und alle Türen verschlossen sind“, berichtet Lohr. Mit „wir“ meint er zwei Personen, die vorrangig die Sporthalle unter ihre Fittiche genommen haben. Er und sein Sohn Jan Jonas, der offiziell als Hallenwart in einem Minijob fungiert.

Die Entscheidung, auch die Sporthalle zu übernehmen, hat der Vertriebsleiter, der seit sieben Jahren an der Spitze des TV Jüchen steht, nicht bereut. Ein wenig Tüftelei ist erforderlich, um den Hallenbelegungsplan so zu erstellen, dass er allen Interessen gerecht wird: Der große Vorteil der Betriebsübernahme liegt, wie beim Hallenbad, für den TV Jüchen auf der Hand: Der Verein kann regeln, was wann geschehen soll, und muss nicht für jeden Schritt eine Erlaubnis im Rathaus einholen.

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