Jüchen Jüchen will Solaranlagen bauen

Jüchen · Die Gemeinde will mit der Raiffeisenbank und der NEW Re eine Bürgersolargenossenschaft gründen. Bürger sollen Anteile zeichnen, um mit dem Geld Dächer in Jüchen mit Photovoltaikanlagen auszurüsten. Die Zeit drängt.

 So könnte es bald auf sechs Dächern in der Gemeinde aussehen, wenn eine Bürgersolargenossenschaft

So könnte es bald auf sechs Dächern in der Gemeinde aussehen, wenn eine Bürgersolargenossenschaft

Foto: Busch

Der Protest währte nur kurz. Überrumpelt habe er sich gefühlt, erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Holger Tesmann. Kein Mitglied des Hauptausschusses wusste vor Sitzungsbeginn etwas von dem Projekt: Die Gemeinde will zusammen mit der NEW Re GmbH, der Raiffeisenbank Grevenbroich und Jüchener Bürgern eine Bürgersolargenossenschaft gründen. Ziel ist der Bau von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Gemeinde. Auf sechs Gebäuden (siehe Info) soll aus dem Sonnenlicht Strom erzeugt werden.

Jüchens neue Wirtschaftsförderin Olivia Weidemann stellte das im Eiltempo organisierte Projekt im Ausschuss vor. Einstimmig votierten die Mitglieder dafür. Nach Informationen unserer Zeitung beträgt das Investitionsvolumen rund 450 000 Euro. 90 000 Euro davon sollen von Bürgern – ausschließlich aus der Gemeinde – in Form von gezeichneten Anteilen zusammenkommen. Dafür gibt es eine garantierte Rendite von mindestens fünf Prozent. "Wir wollen Bürgern, die kein Eigentum haben, die Gelegenheit geben, sich an erneuerbaren Energien zu beteiligen", sagte Bürgermeister Harald Zillikens. Womöglich werde die Genossenschaft bereits am Dienstag, beim nächsten Treffen der Partner, gegründet.

Das Modell funktioniert so: Die Gemeinde verpachtet die sechs Dächer an die Genossenschaft. Dort werden die Anlagen errichtet und ans Stromnetz angeschlossen. Das Geld kommt zum großen Teil von der Raiffeisenbank. Einen Anteil an der Genossenschaft von höchstens 2500 Euro will sich die Gemeinde auch selbst sichern. So hätte Jüchen auch selbst einen Sitz in der Hauptversammlung. Der Gemeinde entstünden sonst keine Kosten, erklärte Weidemann. Nach Berechnungen der NEW Re, einer Tochter des Mönchengladbacher Versorgers NEW, ließen sich so etwa 284 Kilowatt erzeugen. Derzeit prüfen Ingenieure und Statiker noch, welche Gebäude wirklich geeignet sind. "Wir stecken noch in der Grundsatzplanung", hieß es bei der NEW Re. Dennoch musste der Ausschuss schon über das Projekt abstimmen. Denn die Zeit drängt.

Lukrativ bleibt die Genossenschaft nämlich nur bis zum 1. Juli. Bis dahin gilt die garantierte Einspeisevergütung von 24,34 Cent pro Kilowattstunde, die ins öffentliche Stromnetz abgeführt wird. Sind die Anlagen bis dahin in Betrieb, bleibt die Vergütung für 20 Jahre konstant, die Rendite für die Anleger wäre gesichert. Nach dem 1. Juli droht von der Bundesnetzagentur aber eine Senkung der Vergütung – dann wäre das ganze Projekt in Gefahr. Für die NEW Re, die solche Genossenschaften zum Beispiel bereits in Gladbach und in Heinsberg betreibt, ist das Jüchener Modell eher klein. Denn nicht viele Dächer würden eine Solaranlage tragen.

(RP)
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