Aktionsbündnis für Insekten Jüchen geht gegen Steingärten vor

Jüchen · In einer ersten Maßnahme sollen Vorgartenbereiche im Bebauungsplan der Stadt Jüchen festgelegt werden. Der Umweltausschuss reagiert damit auf die Teilnahme der Stadt am „Aktionsbündnis für Insekten“ des Kreises.

 Pflanzen  ragen aus  einem Vorgarten mit grauen und schwarzen Kieselsteinen. (Symbolbild)

Pflanzen ragen aus einem Vorgarten mit grauen und schwarzen Kieselsteinen. (Symbolbild)

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Die Stadt Jüchen will dem weit verbreiteten Trend entgegenwirken, Vorgärten mit Schotter aufzufüllen, um sich die Pflege des Gartens zu erleichtern. Mit großer Mehrheit beschloss daher der Umweltausschuss die aktive Mitwirkung der Stadt Jüchen im „Aktionsbündnis für Insekten“ des Rhein-Kreises Neuss. Außerdem solle die Verwaltung prüfen, ob die Vorgartengestaltung in das aktuelle Bebauungsplanverfahren aufgenommen werde. Darin enthalten wären dann auch die mögliche Anpflanzung von lebenden Hecken und weiteren geeigneten Pflanzen und Bäumen.

Während diese Vorschläge auch bei den Vertretern des Naturschutzbunds NABU und des BUND im Umweltausschuss auf Zuspruch stießen, zeigt sich nur FDP-Fraktionsvorsitzender Konrad Thelen ablehnend: „Das ist eine Bevormundung der Bürger“, sagt er. Man könne den Jüchenern doch nicht vorschreiben, wie sie ihre Vorgärten zu gestalten hätten. CDU-Fraktionsvorsitzender Ralf Cremers reagiert diplomatisch: „Ich sehe das nur als eine Empfehlung.“

Die Vertreterin des BUND, Luzie Fehrenbacher, mahnt außerdem an: Es reiche zur Förderung der Insekten nicht aus, wenn die Stadt Empfehlungen zu den Vorgärten herausgebe und Blühstreifen und -wiesen anlege. Diese Blühwiesen müssten auch entsprechend gepflegt werden. Sie ein- bis zweimal im Jahr zu mähen, reiche nicht aus.

Ausgangspunkt für den Beschluss im Umweltausschuss ist laut der Stadtverwaltung die Bedrohung der Insektenvielfalt, deren Vorkommen auch in Jüchen, wie in der gesamten Region, stark rückläufig seien. Auch Kommunen müssten sich den nationalen und internationalen Bemühungen anschließen, den Verlust der Artenvielfalt und Vorkommen zu stoppen. „Es bedarf verstärkter Anstrengungen aller Akteure auf allen Ebenen“, fordert die Stadtverwaltung. Außerdem sollten die Kommunen Vorbild sein, auf das öffentliche Bewusstsein einwirken und Impulse setzen, begründet die Stadt Jüchen ihr künftiges Vorgehen.

Zuvor hatte der Planungs- und Umweltausschuss des Rhein-Kreises Neuss im Februar bereits einstimmig beschlossen, das „Bündnis für Insekten“ zu gründen. In einer Auftaktveranstaltung im April gab es bei kreisangehörigen Kommunen Einigkeit über die Gründung eines Aktionsbündnisses. Die entsprechende Deklaration wurde vom Landrat und von den Bürgermeistern im Mai unterzeichnet.  Nun soll es an die konkrete Umsetzung gehen. Dazu wurden die Kommunen von Fachleuten aufgesucht und beraten. Es gab eine Bestandsaufnahme der bereits vor Ort erfolgten Maßnahmen zum Artenschutz. Im August informierten sich die Experten des Rhein-Kreises Neuss über die Insektenschutzprojekte in der Stadt Jüchen. Während eines Besuchs der Gemeinde Jüchen wurden exemplarisch diverse Wildkräuterwiesen im Bereich der ökologischen Ausgleichsflächen und innerörtlichen Grünanlagen sowie umweltpädagogische Projekte in Jüchen vorgestellt. Wissenschaftlich begleitet wird die Arbeit von einem Diplom-Ökologen.

Im Anschluss an die Bestandsaufnahme und Analyse soll nun noch eine systematische Auswertung und Dokumentation erfolgen. Diese soll Konflikte und Lösungen beinhalten und bis Mitte Oktober abgeschlossen sein. Anschließend sollen alle Akteure des Bündnisses für Insekten in einem zentralen Workshop kurz- und langfristige lokale Maßnahme erarbeiten. Im Fokus soll dabei der zunehmenden „Verschotterung“ der Vorgärten entgegengewirkt werden. Und die Stadt Jüchen hat angekündigt, sie wolle durch die naturnahe Gestaltung und Pflege der innerörtlichen Grünstreifen ein weiteres Signal setzen, das private Eigentümer zur Nachahmung animieren soll.

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