Niederrhein Musikfestival im Schloss Dyck Wenn Mozart-Musik zum Gypsy-Jazz wird

Dyck · Das Ensemble „Uwaga!“ präsentierte beim Niederrhein-Musikfestival im Schloss Dyck seine überraschende „vollständige Geschichte der Musik“.

 Wegen des unsicheren Wetters spielte das Ensemble „Uwaga!“ im Festsaal. Klassische Musik mutierte im Konzert zum Jazzfest oder zur Balkansonate.

Wegen des unsicheren Wetters spielte das Ensemble „Uwaga!“ im Festsaal. Klassische Musik mutierte im Konzert zum Jazzfest oder zur Balkansonate.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Als das Ensemble „Uwaga!“ im Jahr 2019 erstmals das Niederrhein-Musikfestival bereicherte, sagte Anette Maiburg, die Intendantin des Festivals: „Wenn Ihr ein neues Programm drauf habt, dürft Ihr gerne wiederkommen.“ Nun war es soweit. Das als Open-Air geplante Konzert musste wegen des unsicheren Wetters zwar im Festsaal des Schlosses Dyck stattfinden, aber das war ein Vorteil: Denn die Akustik kam den profunden Musikern entgegen, sie ist intimer als die im auch sehr attraktiven Innenhof des Schlosses.

„Ein virtuoser klassischer Violinist mit Vorliebe für osteuropäische Musik (Maurice Maurer), ein Jazzgeiger mit Punkrock-Erfahrung (Christoph König), ein meisterhaft improvisierender Akkordeonist mit Balkan-Sound im Blut (Miroslav Nisic) und ein Bassist, der sich in Symphonieorchestern ebenso zu Hause fühlt wie in Jazzcombos oder Funkbands (Matthias Hacker)“, schreibt Anette Maiburg im Vorwort des Programms und trifft die seit dem Jahr 2007 zusammen spielenden Musiker detailgenau. Alle haben eine klassische Ausbildung absolviert, beispielsweise Miroslav Nisic hat Akkordeon an der Folkwang-Universität in Essen studiert, sie frönen aber gleichermaßen dem Jazz, dem Rock und der Balkanmusik.

„Die vollständige Geschichte der Musik“ nennen sie ihr neues Programm, und das mit einem deftigen Augenzwinkern. Schon eine Violinsonate von Wolfgang Amadeus Mozart mutiert neben wörtlichen Zitaten schnell zum Gypsy-Jazz. Christoph König improvisiert grandios, der Bassist geht kongenial auf die virtuosen Eskapaden ein, das Akkordeon verstärkt mit satten Akkorden den Sound, im Finale übertreffen sich beide Violinen in ihrer Virtuosität nicht.

Das hat alles viel Esprit, wie auch die launigen Kommentare. „Richard Wagner war ein großer Jazzfan. Der Schüchterne traute sich nicht, das zu offenbaren. Wir helfen ihm“, sagt Christoph König und arrangiert den „Walkürenritt“ zum Jazzfest mit großartigen Improvisationen in Violinen und Akkordeon. Mozarts Duo für zwei Geigen wird zur schnellen Balkansonate.

Bei häufig virtuoser Höchstleistung muss gelegentlich Entspannung her: Georg Friedrich Händels Trauerarie aus der Oper „Rinaldo“ zitiert die eine Violine wörtlich, die zweite garniert das Thema auch pizzicato. „Was man mit Musik alles machen kann“, staunte die Neusserin Petra (60).

In „Killing in the Name of the Bergkönig“ lernt der Zuhörer auch Edvard Grieg als Jazzfan kennen. Maurice Maurer spielt eine Oktavgeige, Christoph König eine Viola. In einer Zugabe, einer „Hora“ aus Transsylvanien, kann Miroslav Nisic sein geradezu spektakuläres Akkordeonspiel demonstrieren.

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