Vortrag des Geschichtsvereins Als Jüchen noch ein Krankenhaus hatte

Jüchen · 1961 war es vorbei mit dem Herz-Jesu-Krankenhaus. Jürgen Kiltz nahm seine Zuhörer mit in alte Zeiten und schilderte dabei auch die Probleme und Unzulänglichkeiten der Einrichtung.

 Jürgen Kiltz hatte zu seinem Vortrag auch alte Aufnahmen dabei, die das Herz-Jesu-Kloster in Jüchen zeigen.

Jürgen Kiltz hatte zu seinem Vortrag auch alte Aufnahmen dabei, die das Herz-Jesu-Kloster in Jüchen zeigen.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Es war ein spannender Vortrag, den sich mehr als 50 Zuschauer nicht entgehen lassen wollten: Jürgen Kiltz vom Geschichtsverein Jüchen zeichnete im Haus Katz den langen, steinigen Weg nach, wie es zu einem Krankenhaus in Jüchen gekommen war. Und er berichtete, wie und warum die Geschichte des Herz-Jesu-Krankenhauses endete: Zu dem erhofften Neubau sollte es nicht kommen, 1961 wurde das Krankenhaus geschlossen.

Kiltz ließ die Historie des ehemaligen Herz-Jesu-Krankenhauses in gut einer Stunde Revue passieren. Die Cellitinnen von der Kölner Kupfergasse waren bereits ab 1898 in Jüchen aktiv, die offizielle Genehmigung des Krankenhausbetriebes sollte jedoch erst 1923 erteilt werden. An der Wilhelmstraße gab es zunächst ein Kloster, ein Altenheim, eine Art Kindergarten, eine Koch- Flick- und Nähschule, Ärzte gab es in dem späteren Krankenhaus noch nicht.

 Jürgen Kiltz hielt den Vortrag im Haus Katz in Jüchen.

Jürgen Kiltz hielt den Vortrag im Haus Katz in Jüchen.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Im 1. Weltkrieg wurde aus dem Haus ein Vereinslazarett mit 30 Betten. Bereits im Jahre 1905 hatte die Kirchengemeinde eine angrenzende Gaststätte aufgekauft. Aus der Kegelbahn wurde der Operationssaal. „Am 23. Februar wurde das Krankenhaus feierlich eingeweiht“, sagte Kiltz. Die Zukunft des Hauses schien gesichert: Industrieansiedlungen brachten Neubürger nach Jüchen, nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Flüchtlinge und Vertriebenen und bald darauf zogen es die Schwangeren vor, lieber im Krankenhaus als zu Hause ihre Kinder zur Welt zu bringen.

Ab 1953 wurde deshalb ein Umbau geplant, später sollte es dann ein Neubau im Osten von Jüchen werden, die Kosten wurden auf 700.000 D-Mark geschätzt. Die Cellitinnen erklärten, sich zurückziehen zu wollen, die Aachener Christenserinnen interessierten sich für das Projekt. Das Schicksal war besiegelt.

Das Jüchener Krankenhaus war sicher keine Vorzeigeeinrichtung gewesen: Am 28. Mai 1958 übte eine Krankenkasse heftig Kritik. Einer ihrer Versicherten hatte sich unter anderem über Mäuse in den Krankenzimmern und etliche andere Unzulänglichkeiten beschwert. Anwohner klagten über den fehlenden Abwasserkanal: Abwässer flossen durch den Rinnstein, sie enthielten unter anderem Blut und Eiter und sollen bestialisch gestunken haben.

Das Krankenhaus-Areal wurde verkauft, dort entstand Wohnbebauung. Bis zur Kommunalen Neugliederung erinnerte die Straßenbezeichnung „Klosterweg“ an die Zeiten der Cellitinnen, später wurde aus dem Klosterweg die Dechant-Bäumer-Straße.

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