Naturschutz in Jüchen Umweltausschuss lehnt Baumschutzsatzung ab

Jüchen · Alles Werben von Freier Wählergemeinschaft, SPD, Grünen und Vertretern von Umweltverbänden half nicht. Der Umweltausschuss erteilte dem FWG-Antrag, in Jüchen eine Baumschutzsatzung einzuführen, eine Absage.

 In Jüchen soll es keine Baumschutzsatzung geben.

In Jüchen soll es keine Baumschutzsatzung geben.

Foto: Andreas Franke

Mit acht zu fünf Stimmen folgte die Mehrheit dem Verwaltungsvorschlag, auf eine solche Satzung zu verzichten. Die FWG hatte bereits einen Entwurf erarbeitet. Danach sollten Bäume auf privaten Grundstücken mit einem Stammumfang von 80 Zentimetern geschützt werden. CDU und FDP lehnten eine solche Satzung ab. „In wenigen Gärten stehen so große Bäume“, sagte Stefan Justen (CDU). Durch eine Satzung könnten Bürger zudem das Gefühl haben: ,Da soll mir was diktiert werden’.“

„Wir wollen Bürger nicht ärgern. Wir wollen das Bewusstsein stärken, wie wichtig es ist, Bäume zu erhalten“, erläuterte Harald Krings (FWG). Kranke Bäume etwa könnten auch mit der Satzung gefällt werden. Werde aber auf Antrag ein gesunder Baum fallen, „soll es dafür ein, zwei neue als Ersatz geben.“ Ähnlich argumentierten Grüne und SPD. „Wir haben uns schon mehrere Male für eine Baumschutzsatzung eingesetzt, bislang immer vergeblich“, sagte Luzie Fehrenbacher, als Sachverständige für den Bund für Umwelt und Naturschutz im Ausschuss dabei. Wenn es erneut dabei bleibe, solle das Geld für den Aufwand, der bei einer Satzung anfallen würde, komplett in die Anpflanzung neuer Bäume und den Flächenkauf dafür gesteckt werden.

Die Verwaltung hatte ihre Empfehlung gegen eine Satzung unter anderem damit erklärt, dass der größte Teil der Bäume ohnehin auf öffentlichen Flächen stehe, somit habe die Stadt dort Zugriff. Lediglich 500 bis 600 größere Bäume stünden innerorts auf Privatgrundstücken. Im Rathaus wird mit 75 Fällanträgen im Jahr gerechnet, die eine viertel bis drittel Personalstelle erfordern würde, wobei 90 Prozent der Anträge dabei erfahrungsgemäß stattgegeben würden. Paul Quack, Vertreter des Naturschutzbundes, konnte die Zahlen nicht nachvollziehen. „Dann würde bei 600 größeren Bäumen in rund acht Jahren fast keiner mehr stehen“ hatte er errechnet.

Die Stadtverwaltung hatte zudem auf andere Instrumente verwiesen, so könne die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt werden, um das Bewusstsein für den Baumerhalt zu fördern. Zum Vorschlag von Krings, den Satzungsentwurf gemeinsam zu überarbeiten, sagte Bürgermeister Harald Zillikens: „Eine Satzung ,light‘ kann es nicht geben. Eine Satzung ist immer restriktiv“, Motivation der Bürger sei besser. Unter dem Tagesordnungspunkt „Fragen der Einwohner“ hatte zuvor ein Jüchener ein Bündel von Fragen zum Thema gestellt, die schriftlich beantwortet werden. Wie denn die Öffentlichkeitsarbeit zum Baumschutz genau aussehen solle, hakte er nach, Und ob die Verwaltung glaube, die „rote Laterne als waldärmste Kommune im Kreis abgeben zu können“.

Einige Bäume könnten in Jüchen sehr bald hinzukommen. Die Stadt hat ihre Bereitschaft erklärt, rund zehn der schon stattlichen Exemplare der Baumschule Schmitz zu übernehmen, die jetzt einem Mast für die neuen Stromtrasse weichen müssen. Allerdings sind erst einmal logistische Fragen zu klären. Die Wurzelballen der Bäume weisen, wie Zillikens erläuterte, einen Durchmesser von mehr als zwei Metern auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort