Die SPD Jüchen im Sommergespräch SPD fordert zusätzliche Bahnstrecke

Jüchen · Die SPD will einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufstellen und hofft auf Stabilität bei der Kommunalwahl 2020. Die Fraktionsspitze muss sich durch den beruflichen Wechsel des Vorsitzenden Holger Witting neu strukturieren.

 SPD-Fraktionsvorsitzender Holger Witting im Sommergespräch mit der NGZ auf seiner Terrasse in Aldenhoven.

SPD-Fraktionsvorsitzender Holger Witting im Sommergespräch mit der NGZ auf seiner Terrasse in Aldenhoven.

Foto: Gundhild Tillmanns

Während sich bei der Jüchener CDU ein Generationenwechsel abzeichnet, indem die „ganz alte Garde“ so langsam abtritt, stellt sich bei den Sozialdemokraten eine andere personelle Dynamik ein: Die SPD-Fraktion hat zwar einen etwas jüngeren Altersdurchschnitt als die CDU-Fraktion. Doch wer jünger ist, bei dem kann sich auch beruflich noch viel bewegen: So ergeht es jetzt dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Holger Witting. Der 44-Jährige avanciert zum stellvertretenden Leiter der renommierten Marienschule in Mönchengladbach. „Da werde ich vor allem im ersten Jahr beruflich sehr eingebunden sein und auch viele Abendtermine haben“, sagt Witting. Deshalb müsse die Fraktionsleitung jetzt neu strukturiert werden, ob mit einem Team oder gar mit einem ganz anderen Vorsitzenden stehe aber noch nicht fest.

Klar sei aber so viel, mit Blick auf die 2020 anstehende Kommunalwahl: „Die SPD möchte möglichst einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufstellen“, wiederholt Witting die Ankündigung, die auch Parteivorsitzender Joachim Drossert schon gegenüber unserer Zeitung abgeben hatte. Aber wer dies sein wird, stehe ebenfalls noch nicht fest. „Wir werden keine Schwierigkeiten haben, die Wahlkreise zu besetzen. Aber, was unsere bisher elf Ratssitze angelangt, da können wir nur auf Stabilität hoffen und dass der Negativtrend bei der SPD auf Landes- und Bundesebene nicht zu sehr auf uns hier in Jüchen durchschlägt“, räumt der Fraktionsvorsitzende ein.

Das große Thema werde für die SPD, nicht nur im Wahlkampf, der Strukturwandel mit seinen unmittelbaren Auswirkungen auf Jüchen, kündigt Witting an. Deshalb sei es auch so wichtig, dass Jüchen nicht nur im Zweckverband Tagebaufolgelandschaften Garzweiler bereits mitarbeite: „Der Jüchener Bürgermeister muss auch unbedingt einen Sitz in der Zukunftsagentur Rheinisches Revier bekommen, weil wir durch den Kohleausstieg hier vor Ort auch viele Arbeitsplätze verlieren werden“, sagt Witting und bezieht sich damit auf die Forderung der 19 Tagebauanrainer-Kommunen nach Stimmrecht und Mitwirkung im ZRR. So wie bereits auch die FWG fordert Witting in Richtung RWE, das Restloch südlich von Jüchen müsse endlich verfüllt werden: „Jüchen hat für den Tagebau ein Drittel seiner Fläche eingebüßt“, erinnert er. Im anstehenden Strukturwandel müsse dringend neue Fläche, auch für die Entwicklung neuer Stromspeichertechnologien, geschaffen werden. Allerdings werde die SPD auch ein Auge darauf haben, dass im Zuge der Rekultivierung das Jüchener Wäldchen, wie auch generell Naturflächen entstehen.

Positiv sehen die Sozialdemokraten laut Witting zwar das geplante interkommunale Gewerbegebiet mit Grevenbroich. Allerdings müsse darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Lkw-Verkehr und die damit verbundene Lärmemission die Bürger belasten werde. Um die Verkehrsströme zu entzerren schwebe der SPD daher nicht etwa eine Erweiterung der Autobahn 46 auf sechs Spuren vor, wie sie bereits diskutiert werde: „Unsere Vorstellung wäre zur Verkehrsentlastung ein zusätzlicher Schienenstrang, damit Berufstätige etwa ohne Zwischenhalt mit der Eisenbahn in Richtung Mönchengladbach und Düsseldorf fahren können.“

Und die SPD werde darauf dringen, dass Jüchen den Antrag stelle, fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadt zu werden. Denn damit verbunden werde es dann „ein Hausaufgabenheft“ zur Schaffung von Radwegen geben.

Bei dem geplanten großen Wohngebiet Jüchen-West sei es der SPD wichtig, dass eine gute soziale Durchmischung entstehe: „Es dürfen nicht nur Einfamilienhäuser gebaut werden. In zentraler Lage brauchen wir auch bezahlbaren Wohnraum für Alleinerziehende und alleinstehende Senioren“, sagt Witting.

Was die Schulentwicklung und die Frage nach dem Raumbedarf anbelangt, werde die SPD das Ergebnis der Machbarkeitsstudie abwarten, die die Stadt jetzt in Auftrag gegeben hat. Aber für die noch zweigeteilte Gesamtschule solle auf jeden Fall ein einziger, entsprechend größerer Standort gefunden werden.

Auf die Frage nach der Zukunft der Polizeiwache in Jüchen antwortet Witting noch zurückhaltend. Der von der FDP vorgebrachte Vorschlag, den jetzigen Bauhof an der Wilhelmstraße als Polizeiwache umzubauen, oder einen Umbau am bisherigen Platz müsse die Polizeidirektion fachlich bewerten, was die geeignete Lösung sei. Auch zu der von FWG und FDP gleichsam geforderten Ausweitung der Polizeipräsenz in Jüchen mit einer 24 Stunden besetzten Wache, äußert sich Witting vorsichtig: Die Polizei müsse entscheiden, ob sie eine Präsenz in Jüchen selbst verstärken wolle, oder von Grevenbroich oder Neuss aus mehr personelle Bereitschaft organisieren könne.

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