SPD-Frau aus Jüchen im AsF-Bundesvorstand Die Top-Schneiderin „strickt“ auch Gesetze

Jüchen · Rosi Bruchmann ist als Schneiderin unter den NRW-Top-Ten als Beste gewählt. Politisch „strickt“ sie bei der AsF auch an Gesetzen mit.

Unter den TOP-Ten der Änderungsschneidereien in Nordrhein-Westfalen ist die Nähstube von Rosi Bruchmann in Jüchen an der Weyerstraße jetzt auf den ersten Platz gewählt worden. „Nichts, was ich trage, habe ich nicht auch selbst geändert oder genäht“, sagt die 74-Jährige, die aber viel mehr als „nur“ eine passionierte und talentierte Schneiderin ist. Ihre Nähstube ist zwar „ihr Leben“, wie sie sagt. Doch das kleine Atelier, dessen Türe nicht nur für Kunden fast immer offen steht, wird oft auch zu einer Art von Parteizentrale. Denn die Ratsfrau „strickt“ als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) neuerdings auch an Gesetzesinitiativen und -entwürfen mit.

 Rosi Bruchmann aus Jüchen

Rosi Bruchmann aus Jüchen

Foto: Gundhild Tillmanns

Als „Kummerkasten“ für die Bürger, wo sie auch ihre politischen Anliegen loswerden, ist Bruchmanns Nähstube weithin bekannt. Dort stattet sie „schnell mal“ eine ganze Gruppe von „Brautjungfern“ aus mit maßgeschneiderten und von ihr selbst zu passenden Modellen zwischen Größe 36 und 46 kreiert. Auf der anderen Seite wird Rosi Bruchmann nun auch öfter mal auf große „Dienstreise“ gehen müssen. Seit Januar im AsF-Bundesvorstand als Beisitzerin tätig, hat sie bereits an einer Klausurtagung in Saarbrücken teilgenommen, bei der etliche Gesetze zur Verabschiedung vorbereitet wurden.

Durch ihre Erfahrungen als Kreisvorsitzende und Beisitzerin auch im Landesvorstand hat Rosi Bruchmann ganz konkret Einfluss nehmen können auf die Formulierung des Gesetzes gegen sexuelle Gewalt, das unter dem Titel „Nein ist Nein“, öffentlich gemacht wurde. Die Mutter eines sehbehinderten Sohnes ist nämlich besonders sensibel für Belange von Behinderten. Im Entwurf für das Gesetz war ihr aufgefallen, dass taubstumne Frauen, die eben nicht „Nein sagen“ können, nicht berücksichtigt waren. Deren Weigerung durch Abwehrgesten wird nun auf Initiative der Jüchener Ratsfrau hin gesetzlich ebenso gewertet wie ein verbales Nein. Über solche Erfolge freut sich die Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, die sich nun auch auf ihren ersten „Auftritt“ bei der Bundes-AsF in Berlin vorbereitet. „Ich nehme Ende August an einem Wochenendseminar teil, bei dem Frauen in freiem Reden geschult werden“, sagt die gestandene Ratsfrau, die eigentlich redegewandt ist, aber noch gerne hinzu lernt.

Ehrgeizig war Rosi Bruchmann schon immer, nicht nur in ihrer politischen, vor allem auch in ihrer beruflichen Arbeit. Die studierte Designerin hatte neben dem Schneiderhandwerk auch die Kürschnerei erlernt und für einen Pelzmantel sogar einen ersten Preis gewonnen. „Der Mantel wurde dann auf allen Modenschauen in Deutschland präsentiert“, erzählt sie aus ihren ersten Handwerksjahren in Korschenbroich. Dort zeichnete sie als Designerin auch etliche Jahre in dem großen Textilbetrieb Daners verantwortlich für ihre eigene Röcke- und Hosenkollektion.

Die Lust am Gestalten, sei es mit Textilien, oder im politischen Umfeld, hat die 74-Jährige nicht eingebüßt. Im Gegenteil: „Meine erste Klausurtagung im Bundesvorstand er AsF war zwar die anstrengendste Tagung, die ich bisher erlebt habe“, sagt sie. Doch zugleich freut sie sich auf all’ die neuen und spannenden Aufgaben, die sie im Gemeinderat ebenso wie auf dem Bundesparkett vor sich sieht. So wird die Jüchenerin unter anderem mitarbeiten an Themen wie der prekären Beschäftigung (für Frauen), oder der geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung.

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