Tradition in Jüchen Messdiener erhalten den Brauch des Rappelns

Gierath · An den Kartagen, wenn die Kirchenglocken schweigen, ziehen Messdiener sowie Kinder und Jugendliche mit den alten Holzratschen durch Gierath. Wie es dazu kam, dass das Rappeln im Ort nach einer Pause wiederbelebt wurde.

 Sie haben bereits die alten Holzratschen hervorgeholt, mit denen sie bald wieder durch Gierath ziehen.

Sie haben bereits die alten Holzratschen hervorgeholt, mit denen sie bald wieder durch Gierath ziehen.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Rappeln ist ein alter Brauch, der an Karfreitag und Karsamstag das Läuten der Kirchenglocken ersetzt. In Gierath und Gubberath sind die Messdiener mit alten Holzinstrumenten unterwegs und rufen: „Morgensglock, Mittagsglock und Abendsglock“.

„Wir machen das seit 2015“, erzählt Sarah Hammelstein-Eßer, die mit Stefanie Wild und Michaela Braun die Kinder und Jugendlichen im Gierather Jugendheim betreut und vorher ins Rappeln einführt. Sie selber kennt den Brauch, der andernorts auch Klappern oder Ratschen genannt wird, aus ihrer eigenen Kindheit. Damals waren Mädchen allerdings noch keine Messdiener, sie erlebte es als Zuschauerin. Als sie später mit der Familie zurück nach Gierath zog, gab es dort keine Messdiener und kein Rappeln mehr.

Das hat sich geändert. Unter den mittlerweile 22 Messdienern sind die Mädchen deutlich in der Mehrzahl. Gemeinsam mit den Jungen führen sie die sechs bis achtjährigen Kinder an den Kartagen durch die Straßen. Die Tradition gab es schon im Mittelalter. Im Volksmund hieß es, dass die Glocken vor Trauer über die Kreuzigung Jesu schweigen und erst an Ostern mit lauten Geläut der Freude wieder erklingen. Im Gedenken an den Leidensweg Christi werden die Glocken an Karfreitag und -Samstag durch das Geklapper ersetzt. „Oft heißt es, dass die Glocken nach Rom fliegen und in der Osternacht zurückkehren, um zu verkünden, dass Jesus Christus wiederauferstanden ist“, erzählt Pfarrer Ulrich Clancett. Im Raum Bedburdyck/Gierath habe sich der Brauch des Rappelns oder Klapperns erhalten.

Einige Zeit ruhte er in Gierath. „Dann hat uns ein alter Herr, vor seinem Umzug ins Seniorenheim über seinen Sohn die selbst angefertigten Holzratschen zur Verfügung gestellt, weil er nicht wollte, dass das Rappeln in Vergessenheit gerät“, erzählt Sarah Hammelstein-Eßer. Seit 2015 zogen die Messdiener mit dem Nachwuchs und den Ratschen los. Das Klappern ersetzt das Läuten morgens um 9 Uhr, mittags um 12 und abends um 18 Uhr und erinnert ans Gebet.

Johanna (13) und Emma (13) waren bereits 2022 dabei. Sie haben an den Kartagen je eine Gruppe geleitet. Johanna erzählt, dass ihr der Brauch Spaß macht. Auch Timo (14) und sein Bruder Theo (10) waren und sind mit dabei. „Gerade ältere Leute freuen sich, dass wir den alten Brauch erhalten. Neu Zugezogene kennen es nicht, lassen sich aber häufig von uns erklären, was das bedeutet“, erzählt Timo. Nur ganz wenige ärgere das Geräusch. Helena (13) erzählt, dass am Samstag nach dem Rappeln im Jugendheim gefrühstückt wird. „Im Anschluss gehen wir an den Türen vorbei und sammeln für unsere Gruppe.“

Sarah Hammelstein-Eßer, Michaela Braun und Stefanie Wild engagieren sich in der Jugendarbeit, wollen den Kinder- und Jugendtreff im Jugendheim an der Schulstraße immer am dritten Donnerstag im Monat zwischen 16 und 18 Uhr für den Nachwuchs etablieren. Dort werden liturgische Bräuche vorbereitet, wird gebastelt und gemalt. Ab und zu gibt es einen Kinonachmittag. „Die Kinder brauchen doch einen Anlaufpunkt, wo sie miteinander spielen und basteln oder sich einfach mal treffen können“, meint Hammelstein-Eßer

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