Jüchen Jüchen ist für 3M das Tor zu Europa

Jüchen · Das European Distribution Center in Jüchen ist das logistische Herz des US-amerikanischen Multitechnologiekonzerns 3M in Europa. Täglich werden rund 17.000 Kundenaufträge bearbeitet und 200.000 Kartons verschickt. Ein Ortsbesuch.

 Markus Schröder leitet das European Distribution Center von 3M in Jüchen. Es ist das wichtigste Verteilzentrum des Konzerns in Europa.

Markus Schröder leitet das European Distribution Center von 3M in Jüchen. Es ist das wichtigste Verteilzentrum des Konzerns in Europa.

Foto: L. Berns

Auf den Schrittzähler verzichtet Markus Schröder. Wenn der Leiter des European Distribution Centers (EDC) von 3M in Jüchen eine morgendliche Runde durch das Logistikzentrum dreht, ist das aber richtiger Frühsport. "3000 Schritte für die Standard-Runde", sagt der 43-Jährige. Einer seiner Kollegen habe das mal ermittelt. Von außen sieht das 3M-Logistikzentrum schon groß aus, aber die wahren Ausmaße offenbaren sich erst innen. Mehr als zehn Meter hoch ragen die Regale auf der 72.000 Quadratmeter umfassenden Lagerfläche, es gibt 100.000 Pallettenplätze, sechs Kilometer Kartonförderbänder und 400 Meter Pallettenfördertechnik inklusive Aufzüge - und es herrscht reger Verkehr: 75 Gabelstapler sind im Logistikzentrum im Einsatz. Und mitunter kommt ein Mitarbeiter auf dem Fahrrad vorbei. Das ganze Gelände ist schließlich 105.000 Quadratmeter groß.

 Ein Blick in die "Brücke", die die Gebäude des Logistikzentrums über die B 59 hinweg verbindet.

Ein Blick in die "Brücke", die die Gebäude des Logistikzentrums über die B 59 hinweg verbindet.

Foto: A. Buchbauer

Das EDC in Jüchen ist das logistische Herz des US-amerikanischen Multitechnologiekonzerns in Europa. Mehr als 21.000 Produkte - von kleinen Dichtungen für Stethoskope bis hin zu großen Rollen mit Werbefolie - werden von dort aus in 75 Länder geliefert. "Im Schnitt verarbeiten wir pro Tag rund 17.000 Kundenaufträge und verschicken bis zu 200.000 Kartons", sagt Schröder. 70 Prozent der Waren werden in Europa - zum Beispiel im 3M-Werk in Hilden - produziert, 20 Prozent kommen aus den USA, zehn Prozent aus dem Rest der Welt, in erster Linie aus Asien. "Alles, was von außerhalb Europas kommt, geht erst mal nach Jüchen und wird dann weiter verteilt", sagt Schröder.

 320 Meter lang ist alleine der Weg vom einen bis zum anderen Ende des 2012 fertiggestellten Anbaus des 3M-Logistikzentrums. Die Kartons werden für den Abtransport hergerichtet. Im Lager sind mehr als 21.000 Produkte vorrätig. 320 Meter lang ist alleine der Weg vom einen bis zum anderen Ende des 2012 fertiggestellten Anbaus des 3M-Logistikzentrums. Die Kartons werden für den Abtransport hergerichtet. Im Lager sind mehr als 21.000 Produkte vorrätig.

320 Meter lang ist alleine der Weg vom einen bis zum anderen Ende des 2012 fertiggestellten Anbaus des 3M-Logistikzentrums. Die Kartons werden für den Abtransport hergerichtet. Im Lager sind mehr als 21.000 Produkte vorrätig. 320 Meter lang ist alleine der Weg vom einen bis zum anderen Ende des 2012 fertiggestellten Anbaus des 3M-Logistikzentrums. Die Kartons werden für den Abtransport hergerichtet. Im Lager sind mehr als 21.000 Produkte vorrätig.

Foto: Andreas Buchbauer

Das EDC ist weniger Lager, es ist vielmehr Verteilzentrum. Die Verweildauer eines Produkts liegt im Schnitt bei 20 Tagen. Täglich verlassen Waren mit einem Gewicht von 400 Tonnen den Ort. Die fünf weiteren 3M-Lager in Europa sind sozusagen angedockt: Sie erhalten ihre Waren aus Jüchen. "Mutter Warenhaus" wird es daher auch genannt.

Es gibt nur ein Lager in der 3M-Welt, das größer ist: das Zentrallager in den USA. "Allerdings haben wir in Jüchen die größte Produktvielfalt weltweit", betont Schröder. Die Abläufe sind hochtechnisiert. Pakete werden nicht nur mit Barcode, sondern auch mit Farbcodes versehen, alle Abläufe greifen ineinander. Die meistverkauften Produkte lagern möglichst nah am Ausgang, innerhalb einer Minute können sie zu einer der Anfahrrampen gebracht werden. Zeitgleich können dort 82 Lkw beladen werden. Und doch ist nicht alles hohe Technik.

Dominik Muckel (24) ist einer der aktuell fünf Auszubildenden zur Fachkraft für Lagerlogistik. Eine ihrer Aufgaben: Sie betreiben das "Lager im Kleinen". Dort werden interne Aufträge abgewickelt - zum Beispiel die Verteilung von Arbeitsschutz-Handschuhen an die Kollegen im EDC. Um im "Lager im Kleinen" alles korrekt zu verzeichnen, greifen die Azubis auf im Computerzeitalter beinahe altmodische Arbeitsutensilien zurück: Stift, Papier, Lagerkarte. "Im Grunde sehen wir so im Kleinen, was das elektronische System im Großen macht", sagt Muckel. Die Azubis finden die Aufgabe gut - und sie werden sofort zum wichtigen Bestandteil des 480 Mitarbeiter umfassenden Teams am Standort Jüchen.

Die Fläche des Lagers hat sich im Laufe der Jahre mehr als verdoppelt. 1994 ging der Standort in Betrieb, 2002 wurde er erweitert, 2012 folgte der Anbau ("Jüchen II") auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Gewerbegebiet. Er ist durch eine Brücke über die B59 direkt angebunden. Wer in "Jüchen II" ganz hinten in der Ecke der Logistikhalle angekommen ist, steht vor einer langen Gerade an den Regalen vorbei. "Das sind 320 Meter", sagt Schröder. Selbst für die schnell fahrenden Gabelstapler ist das eine ganz schöne Strecke.

Der Ort ist der Scheitelpunkt des Rundgangs. Von dort aus geht es zurück. Zwischendurch gibt es noch Einblicke ins Kühllager, dann geht es in einen Bereich, in dem Gefahrenstoffe gelagert sind. "Dieser Teil ist erdbebensicher konstruiert", sagt Schröder und zeigt auf Verstrebungen im Gebäude. Sicherheit wird im Logistikzentrum groß geschrieben, das gilt selbstredend auch für die Arbeitssicherheit.

3000 Schritte pro Runde sind ein ganz schöner Weg. Sie führen über gekennzeichnete Wege, an zahlreichen Packstationen vorbei. Ob er nie daran gedacht habe, sich ein Segway zuzulegen? "Nein", sagt Schröder und lacht. "Dann wäre hier ja noch mehr Verkehr."

(NGZ)
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