Bürgermonitor aus Jüchen Erfolgreich um Patientenakten gekämpft

Jüchen · Gustav Laufs aus Jüchen hatte sich seit Dezember auch für alle anderen Patienten engagiert. Sie alle waren von der plötzlichen Schließung einer Hausarztpraxis betroffen. Aber nicht alle Unterlagen sind noch auffindbar.

 Gustav Laufs wartet auf die Herausgabe seiner Patientenakten.

Gustav Laufs wartet auf die Herausgabe seiner Patientenakten.

Foto: Gundhild Tillmanns

Die Beharrlichkeit von Gustav Laufs im Kampf um die Herausgabe seiner Patientenakten und der öffentliche Druck durch unsere Zeitung haben zu einem guten Ende geführt. Gustav Laufs konnte am Mittwoch seine Patientenakten aus den Händen seines ehemaligen Hausarztes in Empfang nehmen – und mit ihm ein Großteil weiterer Patienten, die sich in einer langen Warteschlange entlang der Praxis aufreihten. Einen Wermutstropfen gab es allerdings doch noch: Nach der plötzlichen Praxisaufgabe, über deren Hintergründe es nach wie vor nur Gerüchte gibt, (der Arzt äußert sich nicht dazu), sind wohl nicht mehr alle Patientendokumente auffindbar.

So erlebte Gustav Laufs am Mittwoch selbst mit, dass ehemalige Patienten umsonst gewartet hatten und ohne ihre Arztdokumente wieder davon zogen. Ähnliches hatten auch Christel und Jacqueline Arimond erlebt, die sich ebenfalls bei unserem Bürgermonitor gemeldet hatten. Da der Arzt jetzt nach dem Alphabet buchstabenweise Abholtermine an seiner ehemaligen Praxis ansetzt, waren die Arimonds mit als Erste dabei. Jacqueline Arimond möchte aber einen Schlusspunkt unter die leidige Angelegenheit setzen und sagt: „Ja, er konnte die Akte meiner Mutter und meine nicht finden. Wir werden das aber nicht weiter verfolgen, für uns ist das Thema jetzt erledigt.“

Gustav Laufs hatte seit Mitte Dezember zunächst bei dem Arzt, der dann aber bald nicht mehr an sein Handy ging, vergeblich versucht, an die Patientenakten für seine ganze Familie zu gelangen. Er hatte unzählige Briefe und E-Mails an die Kassenärztliche Vereinigung, ans Landesamt für Datenschutz, an die Ärztekammer NRW und ans Landesgesundheitsministerium geschickt und um Hilfe gebeten. Zuletzt hatte es seitens der Ärztekammer geheißen, die Patienten sollten möglichst selbst gegen den Arzt klagen oder eine Einstweilige Verfügung zur Herausgabe der Dokumente oder von Kopien der Patientendatei erwirken.

Den Klageweg wollte Laufs allerdings nicht beschreiten, doch er hatte noch einen letzten Versuch gewagt, der schließlich zum Erfolg führte. Er schrieb Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, schilderte ihm seine und letztlich die Sorgen aller ehemaliger Patienten. Die hatten nämlich allesamt das Problem, ohne ihre Akten bei dem nun notwendigen Arztwechsel alle Diagnosen womöglich erneut durchlaufen zu müssen. Zudem hatte Gustav Laufs die Befürchtung, die hochsensiblen persönlichen Daten in den Akten könnten durch die Praxisaufgabe und das Ausräumen „in falsche Hände geraten“.

Der Landrat beauftragte nach Laufs Schreiben umgehend den Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Michael Dörr, sich des Falles in Jüchen anzunehmen. Dieser hatte dann dem ehemaligen Jüchener Hausarzt eine Frist gesetzt, in der er die Patientenakten herausgeben musste. Allerdings musste das Kreisgesundheitsamt die Ärztekammer NRW um Mithilfe bitten, denn der Arzt galt zunächst als unbekannt verzogen. Auch das von Laufs mit eingeschaltete Landes-Datenschutzamt hatte ihm mitgeteilt, alle Versuche, die neue Anschrift des Arztes in Erfahrung zu bringen, seien fruchtlos verlaufen. Deshalb hatte auch dieses Amt die Ärztekammer um Amtshilfe gebeten.

Für Laufs steht nun nach dem monatelangen Kampf fest: „Wie man sieht, muss man dran bleiben und soviel Druck wie möglich aufbauen.“ Er geht davon aus, dem Arzt neben den fortlaufenden Veröffentlichungen in unserer Zeitung nun auch durch das Einschalten von Landrat und Kreisgesundheitsamt „immer näher gerückt zu sein“, wie er sagt.

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