Löschgruppe feiert ihr Jubiläum Feuerwehr Kelzenberg wird 100

Kelzenberg · Mit einem modernen Löschfahrzeug rückt die Löschgruppe Kelzenberg mit 22 Aktiven zu Einsätzen aus – kein Vergleich zur Technik im Gründungsjahr 1922. Die NGZ sprach mit dem ältesten und jüngsten Feuerwehrmann.

 Mehrere Generationen in der Feuerwehr: (v.l.) Paul Heinz Müschen, Henrik Penner, Timo Landers,  Franz-Josef Wimmers (mit 90 der älteste), Dirk Klaßen.

Mehrere Generationen in der Feuerwehr: (v.l.) Paul Heinz Müschen, Henrik Penner, Timo Landers,  Franz-Josef Wimmers (mit 90 der älteste), Dirk Klaßen.

Foto: Georg Salzburg (salz)

In einem Schrank in der Fahrzeughalle lagern uralte Strahlrohre mit ledernen Handgriffen. Das Alter der historischen Löschgeräte ist nicht bekannt, das Alter des Löschzuges Kelzenberg dagegen sehr wohl: Im Jahr 1922 wurde die Freiwillige Feuerwehr im Ort aus der Taufe gehoben. Aus bescheidenen Anfängen ist eine schlagkräftige Einheit geworden, die Zahl der Aktiven ist in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen. Am 18. Juni wird das 100-Jahr-Jubiläum mit den Jüchenern gefeiert.

Erst im zweiten Anlauf gelang die Gründung der Wehr. Eine Handsprize, ein lederner Schlauch, Brandhaken, Leiter und einige Löscheimer zählten bereits 1865 zum Inventar im rund 100 Jahre später abgerissenen Spritzenhäuschen an der Kreuzung Im Kamp/Keltenstraße, geschulte Einsatzkräfte aber fehlten. Als sich die Brände häuften, sollte 1921 eine Feuerwehr gegründet werden. Vermutlich blieb es bei dem Gedanken, denn für den 15. Juni 1922 lud der Bürgermeister erneut zur Gründungsversammlung, diesmal mit dauerhaftem Erfolg.

 Die Feuerwehr Kelzenberg zu ihrer Gründerzeit. Das Bild findet sich im Buch von Hans-Joachim Bauschke „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“.

Die Feuerwehr Kelzenberg zu ihrer Gründerzeit. Das Bild findet sich im Buch von Hans-Joachim Bauschke „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Die Ausstattung der Wehr blieb über Jahrzehnte bescheiden, auch noch in den 1960er Jahren. „Über ein eigenes Kraftfahrzeug verfügten wir nicht, auf einem Anhänger war das Notwendigste verstaut“, erzählt Franz-Josef Wimmers. Der 90-Jährige ist der älteste Feuerwehrmann in Kelzenberg – zu Einsätzen rückt er nicht mehr aus. „Bei Alarm musste ein Traktor vorgespannt werden. Ein Problem war das nicht – wir hatten ja viele Landwirte im Ort.“

Wimmers gehörte zu etwa einem Dutzend junger Männer, die Anfang der 60er Jahre der Wehr neuen Auftrieb gaben, von 1965 bis 1973 war er Einheitsführer. Sein Nachfolger Paul-Heinz Müschen erinnert sich etwa noch einen Einsatz, als in Schaan vier Kühe aus einem eingebrochenen Güllekeller gerettet werden mussten „Wir hatten uns für diesen Einsatz Vollschutzanzüge aus Grevenbroich besorgt. Ich stand bis zur Brust in der Gülle“, schildert er.

Das erste Kraftfahrzeug, in dem die Tragkraftspritze transportiert wurde, war in den 70ern ein von der Feuerwehr-Korschenbroich übernommener VW-Bus, er sollte nicht die letzte „Second-Hand-Lösung“ sein. Seit 2010 steht im wenige Jahre zuvor erweiterten Gerätehaus An der Eiche ein neu beschafftes Löschgruppenfahrzeug LF 10 mit eingebauter Pumpe, Lichtmast und und einer Tragkraftspritze, die bei Bedarf per „Aufzug“ aus dem Gerätefach herabgelassen werden kann. Die heutige Technik ist meilenweit von der 1922 oder auch 1965 entfernt.

 Mehrere alte Strahlrohre wie dieses sind erhalten geblieben.

Mehrere alte Strahlrohre wie dieses sind erhalten geblieben.

Foto: Carsten Sommerfeld

In einigen Jahren dürfte auch Henrik Penner mit dem LF 10 ausrücken: Der 13-Jährige gehört seit drei Jahren der Jugendfeuerwehr an. Schon vorher begeisterte er sich für die Feuerwehr. „Die roten Fahrzeuge mit dem Blaulicht fand ich cool.“ Samstags sei er zu Timo Landers, stellvertretender Einheitsführer, gelaufen, und habe gefragt, ob er zum Gerätehaus könnte. Wegen Corona gab es seit 2020 zeitweise statt Präsenzübungen Online-Schulungen. Doch Henrik Penner erzählt auch vom „Berufsfeuerwehrtag“ in Vor-Corona-Zeit, bei dem die Jugendlichen 24 Stunden von der Jüchener Wache aus ganz unterschiedliche Einsätze trainierten. Seit 2012 leitet Dirk Klaßen die Mannschaft. „Damals waren wir 13 oder 14 Aktive, heute sind wir 22“, erzählt der 42-Jährige. 50 bis 70 Mal im Jahr wird, wie Landers und er informieren, die Löschgruppe alarmiert, zusammen mit den Waater Kollegen bildet sie einen Löschzug. Timo Landers gehört zu denen, die aus einer „Feuerwehr-Familie“ stammen, auch sein Großvater und Vater waren in der Einheit aktiv.

Noch ist die Löschgruppe eine Männerdomäne. Frauen seien im Team willkommen, sagt Klaßen. Sanitäranlagen und Umkleide für sie seien vorhanden. Ein Wunsch für künftige Jahre ist ein Mannschaftstransportfahrzeug, denn mit dem LF 10 kann nur eine Gruppe mit neun Einsatzkräften ausrücken.

Die Löschgruppe ist nicht nur bei Bränden und technischen Hilfeleistungen gefragt, so stellt sie einen Maibaum auf. Und bei der Jubiläumsfeier am 18. Juni können sich die Besucher von der Technik und der Schlagkräftigkeit der Wehr in Bild machen.

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