Autobahnlärm in Jüchen Keine Nachbesserung beim Lärmschutz
Jüchen · Der Landesbetrieb Straßen.NRW hält die Schutzmaßnahmen an der Autobahn 46 südlich von Hochneukirch für ausreichend. Die Stellungnahme dürfte im Umwelt- und Verkehrsausschuss für Diskussionen sorgen.
Seit der Eröffnung der Autobahn 44n und der Zunahme des Verkehrs auf der A46 südlich von Hochneukirch klagen die Bürger über eine deutlich Lärmzunahme, die ihre Lebensqualität in dem Ortsteil erheblich mindere. Für die Situation an der A46 hat die Stadtverwaltung den Landesbetrieb Straßen.NRW angeschrieben, aber jetzt eine abschlägige Antwort erhalten. Und an der A44n beklagen Bürger, die in der Nähe der Lärmschutzmauer wohnen, diese sei nicht hoch genug. Vor allem Lkw seien immer wieder über die Mauer hinaus zu sehen und verursachten den entsprechenden Lärm.
Zur A46 hat der Landesbetrieb Straßen.NRW nun allerdings mitgeteilt, die rechtlichen Anforderungen an den Lärmschutz und die Lärmvorsorge seien erfüllt. Die Folge: Die Stadt Jüchen könne deshalb weder bei Straßen.NRW, noch bei den zuständigen Behörden adäquate Nachbesserungen des Lärmschutzes einfordern. Diese missliche Situation soll der Umwelt- und Verkehrsausschuss laut Verwaltung jetzt lediglich zur Kenntnis nehmen. Diskussionslos wird sie aber zumindest einmal der FWG-Fraktionsvorsitzende Gerolf Hommel nicht hinnehmen.
Hommel wohnt selbst in Autobahnnähe und klagt über die Lärmzunahme in Hochneukirch. Er habe allerdings von Straßen.NRW keine andere Antwort erwartet, gibt er zu.
Die Aussage, falls der Verkehr weiter zunehme und der Lärmpegel nur um drei Dezibel (dB) ansteige, werde dies kaum als wahrnehmbar empfunden, sei „reine Volksverdummung“, schimpft Hommel. Tatsächlich werde es laut der Fachliteratur zu einer Verdoppelung des Lärms kommen, rechnet er vor. Zudem basierten die Lärmdaten von Straßen.NRW nur auf berechneten und nicht real-gemessenen Werten. „Straßen.NRW interessiert sich weder für die tatsächlichen Werte, noch die tatsächliche Lärmbelästigung, sondern man versteckt sich hinter Formeln und berechnet am PC den Verkehr und die dann erforderlichen Lärmschutzmaßnahmen“, kritisiert Hommel.
Auf der anderen Seite beklagten die Bürger in Jüchen und Hochneukirch, es sei dort mittlerweile so laut wie noch nie. „Dazu dürfte die Bauweise der neuen A44 in luftiger Höhe beitragen. Oder will man behaupten, die Bürger lügen?“, sagt Hommel. Und er erinnert: „Unsere Forderung nach der Notwendigkeit für längerfristige Messungen, vor allem in reinen Wohngebieten, wird nur bestätigt.“
Straßen.NRW verweist auf die Lärmprognosen und Lärmvorsorgekriterien im Planfeststellungsverfahren zum sechsstreifigen Ausbau der A46. Die Immissionsgrenzwerte der Lärmvorsorge betragen laut Straßen.NRW 59/49 dB Tag/Nacht für Wohngebiete beziehungsweise 64/54 dB Tag/Nacht für Dorf- und Mischgebiete. Für die Dimensionierung der heutigen Lärmschutzanlagen sei sogar mit einer noch höheren prognostizierten Verkehrsbelastung gerechnet worden, als es aktuell der Fall sei, verweist Straßen.NRW und folgert: „Aus heutiger Sicht ist der vorhandene Lärmschutz immer noch ausreichend dimensioniert. Da im Prognosejahr 2035 die Wiederherstellung der A61 erfolgt, kann aufgrund einer zu erwartenden Reduzierung der Verkehrsmengen auf der A46 zwischen den Autobahnkreuzen Wanlo und Holz mit einer deutlichen Abnahme der Lärmimmissionen gerechnet werden.“ Im Folgenden gibt Straßen.NRW seine Messergebnisse für Hochneukirch an.
Denn die Verkehrsstärke auf Autobahnen werde durch eine automatische Dauerzählung ermittelt. So würden an der Zählstelle Hochneukirch an der A46 zwischen Holz und Wanlo die Monats- und Jahresergebnisse der durchschnittlichen täglichen Verkehrsstärken seit 2011 auch auf der Website von Straßen.NRW veröffentlicht.
Danach wurden im Jahr 2011 insgesamt 46.907 Kfz am Tag, davon 5003 Lkw in dem Autobahnabschnitt gezählt. 2018 waren es dann schon 47.724 Kfz pro Tag, davon 7245 Lkw. Laut Straßen.NRW werde sich selbst bei einer Verdoppelung des Verkehrs der Lärmpegel nur um drei dB erhöhen.
Dies sei ein Wert, der vom menschlichen Gehör so gerade als wahrnehmbar empfunden werde. „Eine spürbare Zunahme des Autobahnlärms im Bereich Hochneukirch seit der Verkehrsfreigabe kann daher ausgeschlossen werden“, folgert Straßen.NRW. Allerdings wird die Lärmthematik für die A46 und auch die A44n die Politik und vor allem die betroffenen Bürger nicht ruhen lassen.