3M-Logistikzentrum in Jüchen Von der Auszubildenden zur Chefin

Jüchen · Seit einem Jahr leitet Judith Stevens „Jüchen III“, einen Außenstandort des European Distribution Centers (EDC) des amerikanischen Multitechnologie-Konzerns 3M. Damit ist sie eine von drei Frauen in Management-Position im EDC.

 Judith Stevens aus Jüchen hat den Außenstandort „Jüchen III“ des European Distribution Centers von 3M mit aufgebaut.

Judith Stevens aus Jüchen hat den Außenstandort „Jüchen III“ des European Distribution Centers von 3M mit aufgebaut.

Foto: Georg Salzburg

Wenn Judtih Stevens ihren morgendlichen Rundgang durch Jüchen III macht, ist sie ganz schön lange unterwegs. Ganz die 10.000 Schritte pro Runde wie im European Distribution Center (EDC) schaffe sie zwar nicht, scherzt sie, aber: „Bewegen tut man sich hier auf jeden Fall genug.“ Die Leitung für Jüchen III hat Judith Stevens vor etwa einem Jahr übernommen, als der Außenstandort des größten Logistikzentrums von 3M in Europa, dem EDC, in Betrieb gegangen ist. Seither hat sie Jüchen III mit aufgebaut.

Insgesamt verlassen das EDC in Jüchen rund 400 Tonnen Waren pro Tag. 100.000 Palettenplätze finden auf 72.000 Quadratmetern Fläche Platz. Vom EDC aus werden die rund 21.000 Produkte an gut die Hälfte aller westeuropäischen Endkunden von 3M geliefert, oder gelangen als Nachschub-Lieferungen an die weiteren fünf europäischen Logistikzentren des Konzerns. Einen Teil dieser Lieferungen, rund 15 Lkw-Ladungen Waren pro Tag, übernimmt Jüchen III unter der Leitung von Judith Stevens.

Schon ihre Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert die 35-Jährige bei dem amerikanischen Konzern. Bereits früh übernimmt sie als Assistentin der Standortleitung im EDC Verantwortung, studiert nebenberuflich Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Logistik, und wird nach einigen Jahren Tätigkeit in der Warenein- und Ausgangskoordination sowie in der Qualitätsabteilung des EDC Leiterin von Jüchen III. Zwar gibt es im Lager etwa 65 Gabelstapler und rund 84.000 Palettenplätze weniger als im „Mutter Warenhaus“, dem EDC, doch das bedeutet für Judith Stevens nicht unbedingt weniger Arbeit. Damit Warenein- und Ausgang reibungslos funktionieren, hat Stevens in Jüchen III vor allem eines: „Den Überblick über die Lage“. Zahlen, Service, Qualität, Personal, Sicherheit – alles fällt unter die Verantwortung der jungen Mutter aus Jüchen. Sie kümmere sich hauptsächlich darum, dass alle Prozesse richtig laufen und neue, strategisch sinnvolle Prozesse geschaffen werden können, sagt Stevens. Das Wichtigste an ihrem Job seien aber ihre sechs Mitarbeiter: „Die machen einen Bomben-Job.“ Und damit sie genauestens versteht, was ihr Team den ganzen Tag über macht, habe sie sich auch schon dazugestellt und einfach mal mitgearbeitet. „Dann haben wir zusammen Paletten gestapelt, Eingänge registriert oder Kartons gepackt“, sagt Stevens.

Dass sie als Leiterin von Jüchen III eine von nur drei Frauen in Management-Position im Komplex EDC ist, stört sie nicht. Probleme habe sie als Frau bei 3M auch noch nie gehabt, sagt Stevens. „Hier ist es egal, ob eine Frau oder ein Mann Chef ist.“ Auf Führungsebene habe sich in den letzten Jahren sogar einiges getan. „Als ich 2005 hier angefangen habe, gab es in Management-Kreisen eine einzige Frau. Ab 2009 wurde es dann so langsam mehr“, sagt Stevens. Jetzt seien im EDC drei von acht Management-Positionen weiblich besetzt. Das liege aber ihrer Meinung nach auch daran, dass sich Frauen immer mehr für technische Berufe interessieren würden, sagt Stevens. Und 3M würde gerade Müttern – aber auch Vätern – in Form von flexiblen Arbeitszeiten stark entgegenkommen. „Ich arbeite Teilzeit und bin zwei Tage die Woche zu Hause im Home-Office.“ So bleibe noch genug Zeit für Familie und Freunde, sagt Stevens, und für ihr Hobby: das Reiten.

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