Indie-Entwickler aus Jüchen-Gierath Christoph Schulze entwickelt die Göttersimulation "Fata Deum"

Jüchen · Christoph Schulze aus Gierath entwickelt ein Spiel, in dem der Spieler zur Gottheit wird. Der promovierte Informatiker wurde für seine Idee vom Land NRW gefördert. Der besondere Kniff: Sollen die Bewohner etwas tun, müssen sie zuvor davon träumen.

Fata Deum - Die Göttersimulation orientiert sich an Populus, Black & White, Godus und Co.
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Guter Gott, böser Gott

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Foto: 42 Bits Entertainment Christoph Schulze/Screenshot

Mit einem Klick träumt die kleine Figur auf dem Bildschirm davon, was sie am nächsten Tag machen wird. Göttliche Eingebung sozusagen. Der Spieler von „Fata Deum“ (Schicksal der Götter) kann nur indirekt Einfluss auf die Handlungen der computergenerierten Bewohner nehmen. Das Genre der Computerspiele, die nach diesem Prinzip funktionieren und den Spieler zudem mit göttlichen Mitteln ausstatten, nennt sich Göttersimulation. Eine solche entwickelt Christoph Schulze aus Gierath.

Der 34-jährige Informatiker arbeitet zu Hause, auf dem Schreibtisch stehen drei Monitore nebeneinander. Schulze hat in Aachen Informatik studiert und dort auch seine Dissertation geschrieben. Noch während des Studiums arbeitete Schulze für einen Zulieferer der Autoindustrie. „Dort habe ich erstmals gemerkt, wie es ist, als kleines Rädchen in einem großen Unternehmen zu arbeiten. Das war nichts für mich“, sagt Schulze. Das und die Idee ein Spiel zu entwickeln haben ihn dazu bewegt, sich selbstständig zu machen.

Ein typischer Arbeitstag sieht für Schulze so aus: „Ich stehe so gegen 6 Uhr auf und sehe zu, dass ich um 8 Uhr mit der Arbeit beginne. Schluss mache ich etwa gegen 18 Uhr.“ Seit zwei Jahren arbeitet er an seinem Spiel, anfangs habe es für ihn auch keine Feiertage gegeben. Inzwischen achte er aber besser auf sich. „Zum Ende hin und während der Kickstarterphase wird es bestimmt noch mal stressiger“, sagt er.

Die Kickstarter-Phase soll demnächst starten, dann will der Gierather nicht nur weiteres Geld einsammeln, sondern auch das Feedback der Spieler nutzen. Aktuell zehrt er von der Herstellungsförderung, die er vom Land NRW 2018 erhalten hat. Mit dem Darlehen in Höhe von 125.000 Euro bezahlt er aktuell auch sieben weitere Mitarbeiter, die überall in Deutschland verteilt sind und ihm zuarbeiten. „Mit dem Geld der Kickstarter-Kampagne könnten es vielleicht zehn werden, mehr aber wohl nicht“, erzählt Schulze. Ohne die Förderung hätte Schulze die Entwicklung vielleicht nicht stemmen können. „Wir profitierten da von der politischen Situation, dass die Games-Förderung gerade so ein Thema ist“, sagt Schulze. Er sei da immer noch vorsichtig optimistisch, dass die Förderung auch auf Bundesebene fortgesetzt werde. „Es gibt ja immer noch so einige politische Akteure, die sich dafür einsetzen.“

 Christoph Schulze entwickelt das Computerspiel „Fata Deum“ als unabhängiger Entwickler von zu Haus aus.

Christoph Schulze entwickelt das Computerspiel „Fata Deum“ als unabhängiger Entwickler von zu Haus aus.

Foto: Christian Albustin

Sein Spiel, das Anfang bis Mitte 2021 erscheinen soll, versetzt den Spieler in die Position eines Gottes. Ziel des Spiels ist es, gegen die bis zu vier anderen Gottheiten zu bestehen und die meisten Anhänger um sich zu scharen. Der Besondere Dreh in „Fata Deum“ ist der Tag-und-Nacht-Wechsel. Am Tag kann der Spieler den Bewohnern seiner Städte nur zusehen und hier und da ein Wunder wirken. Nachts aber kann er die Träume der Spielfiguren beeinflussen und ihnen so sagen, was sie am Tage tun sollen – neue Häuser bauen, Ressourcen abbauen oder auch Städte anderer Götter angreifen.

Je nachdem wie gemein der Spieler dabei agiert, verändert sich die Optik seiner Siedlungen. In Städten friedliebender und gute Wunder wirkender Götter stehen grüne Bäume und Büsche, alles wächst und gedeiht. Nutzt der Spieler seine Macht für Krieg und Niedertracht verdorren die Bäume und giftige Pilze schießen aus dem Boden. Die Computergegner, die Schulze dem Spieler entgegensetzt, sollen in vier Extremen daherkommen. Jeweils zwei sind gut und zwei sind Böse. Innerhalb dieser Kategorien soll jeweils einer sehr stark am Tag durch das Wirken von Wunder in das Spielgeschehen eingreifen, der andere in der Nacht durch die Beeinflussung der Träume.

Auf der diesjährigen Gamescom konnte Schulze sein Spiel erstmals einem breiteren Publikum vorstellen. „ Ich hätte nicht gedacht, dass die Leute mit dem, was wir zeigen konnten, schon so viel Spaß haben würden. Einen Spieler mussten wir nach über einer Stunde vom Rechner holen.“ Das Feedback, das er dort bekam, habe er teilweise so nicht erwartet gehabt. So hatte Schulze zuvor die Steuerung geändert, die Kamera lässt sich komplett mit der Maus steuern. Das habe einigen Spielern aber nicht gefallen, die die Kamera lieber mit der Tastatur steuern wollten. „Dass einige dann sofort wieder aufstanden, da war ich richtig verdutzt“, gesteht er. Auch wenn der Spieler mit der Maus deutlich schneller auf der Karte agieren könne, gibt es jetzt beide Optionen im Spiel.

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