Kirchenorgeln in Jüchen Vom großen Orgelwerk bis zur Attrappe

Jüchen · In dem Buch „lebendige Orgellandschaft am linken Niederrhein“ wird die vielfältige Orgellandschaft in Jüchen beleuchtet. Es geht in dem Buch aber auch um eine einzigartige Orgel-Attrappe in Kelzenberg.

 Wilhelm Junker, hier an der St. Jakobus-Orgel, hat an dem Buch mitgewirkt. 
  Archivfoto: gt

Wilhelm Junker, hier an der St. Jakobus-Orgel, hat an dem Buch mitgewirkt. Archivfoto: gt

Foto: Gundhild Tillmanns

An Orgeln, die zu Gottesdiensten und auch bei Konzerten erklingen, gibt es in den katholischen und evangelischen Kirchen in Jüchen keinen Mangel. Deshalb hatte auch St. Jakobus-Kantor Wilhelm Junker für das Buch „Lebendige Orgellandschaft am linken Niederrhein“ viel Informatives und Spannendes über die besonders reichhaltig und vielfältig aufgestellte Orgellandschaft in Jüchen zu berichten. In dem Buch, das vom Bistum Aachen und von dem Kirchenkreis Gladbach-Neuss herausgegeben wurde, wird aber auch eine wohl weithin absolute Rarität beschrieben: Die Orgel-Attrappe in der evangelischen Kirche in Jüchen-Kelzenberg.

Unter dem vormaligen Pastoren-Ehepaar Beuscher wurde das Innere der Kirchenorgel veräußert. Das leere Gehäuse musste aber stehen bleiben, da es der Landschaftsverband Rheinland für denkmalwürdig befand.

Die Kirchenorgel ist in Kelzenberg verstummt, was aber nicht bedeutet, dass dort nicht musiziert und gesungen wird. Im Gegenteil: In dieser selbstständigen Gemeinde, die sich theologisch den Freikirchen annähert, sind dementsprechend weniger die alten Meister wie Johann Sebastian Bach, sondern die eingängigen Melodien der christlichen Lieder-Bewegungen der Neuzeit gefragt.

Ob mit Gesang, Keyboard, Gitarre, Klavier oder eben mit der großen Kirchenorgel, der Zweiklang von Kirchenmusik und Verkündigung steht in fast allen Jüchener Gemeinden im Vordergrund. St. Jakobus-Kantor Wilhelm Junker und Pfarrer Ulrich Clancett laden deshalb nicht erst zum „Jahr der Orgel“, in dem das Buch 2021 entstanden ist, zu Gottesdiensten ein, bei denen sozusagen die Orgel die Predigt übernimmt. Das Buch vermittelt nicht nur einen informativen Überblick, sondern gibt auch Einblick, wie die jeweilige theologische Ausrichtung in Gestalt der jeweiligen Gemeindegeistlichen die Orgellandschaft in Jüchen beeinflusst hat.

Auch dazu ragt Kelzenberg wieder als eine Besonderheit hervor, wie in dem Buch nachzulesen ist: In den 1970er Jahren war dem damaligen Pfarrer das dortige „Elektronium“ klanglich derart ein Graus, dass er der Kirche sein eigenes Orgelpositiv zur Verfügung stellte. Sein Nachfolger sammelte eifrig Spenden in der Gemeinde, so dass 1988 eine veritable Kirchenorgel erbaut werden konnte. 25 Jahre später gab es dann den Kampf um die Kirchenorgel, den das Landeskirchenamt verlor und die Denkmalpflege mit der Attrappe einen Teilsieg erringen konnte. So wurde die Kelzenberger Orgel ausgehöhlt und verstummte.

Neben den im Buch präsentierten Orgeln aus Mönchengladbach sind  immerhin sieben Instrumente aus Jüchen aufgeführt, im Vergleich nur zwei aus Korschenbroich. In ihrer farbigen Gestaltung besonders reizvoll wird die Orgel in der evangelischen Hofkirche in Wort und Bild auf vier Buchseiten präsentiert. Das Gehäuse stammt aus dem Jahr 1852, das Innere der Orgel wurde 1887 von Lukas Fischer aus Rommerskirchen komplett neu gebaut.

Jakobus-Kantor Wilhelm Junker befasst sich in seinen Beiträgen für das Buch mit den Orgeln in St. Jakbus Jüchen und St. Pantaleon in Hochneukirch. Von „seiner“ Orgel, die er in St. Jakobus regelmäßig auch in Konzerten spielt, schwärmt er regelrecht: „Man hat den Eindruck, sie sei wie gemacht für diesen großen Kirchenraum.“

„Lebendige Orgeln am linken Niederrhein“, zusammengestellt von Heinz-Josef Clemens und Udo Witt, für zehn Euro zu beziehen über die Kirchengemeinden, die Regionalstelle des Bistums Aachen und den evangelischen Kirchenkreis.

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