Jüchen Hackhausener lebt für die Jäger der Lüfte

Jüchen · Kanarienvögel würden ihm nicht gefallen: Horst Brings (56) aus Hackhausen ist fasziniert von Greifvögeln, züchtet sie und nutzt sie als Jagdtiere. Als Zwölfjähriger fand er einen Turmfalken - der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft.

Jüchen: Hackhausener lebt für die Jäger der Lüfte
Foto: Horst Brings aus Hackhausen trägt seinen Ger-Canger-Falken auf dem Lederhandschuh. NGZ-Foto: L. berns

Zum Familienfest am kommenden Sonntag auf dem Dycker Feld hat es Horst Brings (56) nicht weit: Der Falkner ist in Hackhausen zu Hause, nimmt einige seiner Tiere zur Präsentation mit und informiert über die Falknerei.

Bereits seit 44 Jahren lässt sich Brings für Greifvögel begeistern, im Alter von zwölf Jahren hatte ihn die Leidenschaft für diese Tiere gepackt: "Ich hatte damals einen Turmfalken gefunden und ihn großgezogen", erinnert er sich. Damals mit dabei: sein Freund Jürgen van Kannen. Dieser wird jetzt beim Familienfest ebenso am Stand von Horst Brings stehen wie Carsten Kreikmann und Ehefrau Ursula.

In Brings' Garten stehen seltsam anmutende kleine Häuser und Gebilde aus Stahl. Die sogenannten Spitzhäuser dienen den Greifvögeln als Unterkunft. Durch einen langen Draht fixiert, können sie zum Sonnenbaden herauskommen. Sprenkel und Falkenblock sehen - aus menschlicher Perspektive betrachtet - unbequem aus, sind aber für die Tiere vergleichbar mit Sessel oder Sofa. Auf dem Speiseplan der Tiere stehen in freier Wildbahn etwa Tauben und Kaninchen. Was dem Hackhausener ein wenig Sorgen bereitet: "Wir haben hier immer mehr Füchse, sie stellen eine Gefahr für meine Vögel dar."

Warum sich Horst Brings jetzt beim Familienfest hinstellt, den großen Falknerhandschuh aus Leder anzieht und einen seiner Greifvögel auf die Hand nimmt: "Ich möchte den Leuten die Falknerei näher bringen", sagt der 56-Jährige. Was er ebenfalls möchte: mit Vorurteilen aufräumen, etwa mit dem, dass sein Hobby Tierquälerei sei. Er argumentiert dagegen: "Sonst würden die Tiere ja kaum freiwillig zu mir zurückkommen." Brings kennt auch ein weiteres Vorurteil: dass mit der Zucht von Greifvögeln ein Vermögen zu verdienen sei, dass reiche Ölscheichs Unsummen zahlen würden. Dazu sagt er: "Reich werde ich durch die Zucht nicht, ich finanziere damit nur mein Hobby." Gezüchtet werden die Tiere in Zucht-Volieren. Die Jungen gehen bis nach Marokko und Sizilien, meist nach Deutschland und in die Benelux-Staaten.

Die Greifvögel sind sehr stark auf ihren Falkner fixiert - deshalb warnt Brings jeden, die Tiere anzufassen. Besucher können aber fragen - so werden sie erfahren, dass der Steinadler bis zu 60 Jahre alt wird, Bussarde zwischen 25 und 27 Jahre. Ein Adlerweibchen kann bis zu 6,5 Kilogramm wiegen - für Brings nach Herzinfarkten ist es eindeutig zu viel.

Warum er denn nicht andere Tiere hält und züchtet, etwa Kanarienvögel? "Weil ich mit meinen Tieren jage. Sie sind Teil der Natur, und wenn ich alles richtig gemacht habe, kehren sie wieder zu mir zurück." Überall dort, wo keine Schusswaffen eingesetzt werden dürfen, können Falkner ihre Tiere zur Jagd einsetzen, etwa auf Friedhöfen zur Kaninchenjagd. Bisher hat Horst Brings offenbar wenig falsch gemacht: Die majestätisch anmutenden Tiere sind noch immer zu ihm zurückgekehrt.

(barni)
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