Jüchen Glockenturm wird für Seniorenheim versetzt

Jüchen · Acht Meter schwebte der Turm über der Erde, bis ihn der Kran am neuen Platz absetzte. Weil eine Lärmschutzwand zwischen Bürger-haus und neuem Wohnkomplex störte, wurde der Turm versetzt.

 Nach einem kurzen Abheben landet der Priesterather Glockenturm an seinem neuen Standort – sieben Meter vom bisherigen Platz entfernt.

Nach einem kurzen Abheben landet der Priesterather Glockenturm an seinem neuen Standort – sieben Meter vom bisherigen Platz entfernt.

Foto: L. Berns

Vier Metallketten, eine Palette und der 25 Meter lange Ausleger eines Autokrans ließen am Mittwochmorgen den Priesterather Glockenturm schweben: Nach wenigen Minuten hatte die acht Meter hohe Nadelholz-Konstruktion ihren neuen Standort erreicht — rund sieben Meter vom bisherigen Platz entfernt.

"Wir mussten den Turm acht Meter anheben", erläutert Zimmermann Thomas Wilbert — so konnte er etwa einen Eichenbaum überwinden. Auch für Kranführer Uwe Abraham war dies kein gewöhnlicher Einsatz: "Ich hatte schon fast alles am Haken: Maschinen, Klaviere, Schwimmbecken. Aber ein ganzer Glockenturm war noch nicht dabei", sagt Abraham, nachdem er den Turm sicher vom Haken gelassen hat. Thomas Wilbert kann sich an keinen vergleichbaren Job erinnern — außer an die Türme, die er im "Movie Park" versetzen ließ. Für den Zimmermann war der Einsatz am gestrigen Morgen ebenfalls nur kurz nur kurz: Je zwei Schrauben für die metallenen Stützen festziehen — fertig!

Warum der Glockenturm versetzt werden musste: Zwischen dem neuen Seniorenzentrum und dem Bürgerhaus Priesterath ist eine Lärmschutzwand errichtet worden. "Doch die Wand aus Natursteinen würden den Glockenturm zum größten Teil verdecken", erläutert Rathaus-Sprecher Norbert Wolf. Durch die Versetzung bleibe das komplette Bauwerk sichtbar.

Während Bürgermeister Harald Zillikens den Turm-Umzug zufrieden beobachtete, waren einzelne Priesterather unzufrieden. Jürgen Wimmers, der sich um das Bürgerhaus Priesterath kümmert und viele Jahre Vorsitzender der Dorfgemeinschaft war, kritisiert den gesamten Neubau als "zu hoch". Er fürchtet auch, dass der benachbarte Seniorenpark "Probleme" für den künftigen Betrieb des Bürgerhauses bringen wird, er rechnet etwa mit Beschwerden über Lärm bei Feiern. Dabei habe es die Dorfgemeinschaft Priesterath generell schwer genug: In diesem Jahr habe man auf die Kirmes verzichtet, Nachwuchs gebe es nicht. "In Priesterath gibt es keine Schule und keinen Kindergarten. Die Menschen orientieren sich entweder nach Jüchen oder nach Garzweiler, machen dort mit."

Martin NiIggehoff, Geschäftsführer des Betreibers, der "carpe diem" GmbH, kündigt die Fertigstellung des Komplexes für den 1. Februar 2014 an. Auf rund 7100 Quadratmetern Fläche entsteht ein Angebotsmix aus Wohnungen, betreutem Wohnen, stationärer, ambulanter Pflege und Tagespflege. "Wir sind sehr zufrieden, haben bereits einige Wohnungen vermietet und weitere Anfragen vorliegen", so Niggehoff. Generell rechnet er damit, dass sich weitere Interessenten melden, sobald der Eröffnungstermin näher rückt: "Die Entscheidungen für eine Nutzung wird oft auch kurzfristig getroffen." Seine Firma habe einen langfristigen Pachtvertrag geschlossen. Zudem bestehe auch noch die Möglichkeit, die Kapazitäten zu erweitern, indem das Eckgrundstück mitgenutzt werde. Dies hänge aber von der Nachfrage ab.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort