Geschwindigkeit in Jüchen Die Smiley-Anzeigen bringen zusätzliche Verkehrssicherheit

Jüchen · Was wie eine Spielerei wirkt, hat einen wissenschaftlichen Hintergrund und erreicht gar die Sensibilisierung für das eigene Fahrverhalten.

 Die Tempo-Anzeige mit Smiley in Hürth (Symbolfoto)

Die Tempo-Anzeige mit Smiley in Hürth (Symbolfoto)

Foto: Stadt Grevenbroich

Mit 37 Stundenkilometern fährt das Auto durch die 30-Zone auf der Wilhelmstraße. Ein trauriges Gesicht, ein sogenannter „Sadly“, erscheint auf einer digitalen Anzeigetafel, die an einer Lampe befestigt ist. Der Autofahrer reduziert sein Tempo, die digitale Anzeige verändert sich, zeigt einen grünen und grinsenden „Smiley“. Was wie eine Spielerei wirkt, hat einen wissenschaftlichen Hintergrund und erreicht gar die Sensibilisierung für das eigene Fahrverhalten.

Drei Geschwindigkeitsanzeigen, deren Standort regelmäßig verändert wird, hat die Stadt Jüchen bereits. Auf Antrag der FDP sollen für 2020 zwei weitere dieser Geräte angeschafft werden. Die Politik stimmte dem zu, die Kosten belaufen sich auf etwa 10.000 Euro.

Die Geräte werden über Solarpanels betrieben. Sie verzeichnen die Anzahl der Fahrzeuge, messen deren Geschwindigkeit und speichern diese Daten gemeinsam mit der jeweiligen Uhrzeit in einer Datenbank. Diese Daten werden dann wiederum von der Stadt ausgewertet. Über das jeweilige Ergebnis wird im Fachausschuss berichtet. Die Datenerhebung ist eine einfache aber effektive Möglichkeit der Stadt, das Fahrverhalten und die Verkehrsdichte an potenziellen Gefahrenstellen zu prüfen. Nach Bedarf werden die Standorte gewechselt. Dabei orientiere sich die Stadt an einer Liste, informiert Kämmerin Annette Gratz. Die Standorte seien von der Verwaltung ausgewählt und werden durch Bürgeranfragen ergänzt.

Nach Auswertung der Messdaten meldet die Stadt mögliche Gefahrenstellen an die Kreispolizei. Diese wägt dann ab, ob Geschwindigkeitskontrollen seitens der Polizei in entsprechenden Bereichen von Nöten sind. Denn Kontrollen dieser Art darf die Stadt selbst nicht durchführen. Diese Option haben nur Städte ab 60.000 Einwohnern – Jüchen hat etwa 24.0000 (Stand 2018).

Eine weitere Möglichkeit zur schnellen Datenerhebung ist die sogenannte „verdeckte Geschwindigkeitsmessung“. Diese bieten allerdings keine offensichtliche Anzeige für die Verkehrsteilnehmer, sondern erfolgen von einem unauffälligen, grauen Kasten in Fahrbahnnähe. Die Anzeige der Geschwindigkeit samt „Smiley“ hat allerdings einen direkten Effekt auf den Fahrer – und bietet so einen Vorteil. Ein Forschungsbericht im Auftrag der „Unfallforschung der Versicherer“ (UDV) wies einen positiven Einfluss der digitalen Anzeigen auf verkehrssicherheitsrelevante Kriterien nach. Auch Kämmerin Gratz sagt: „Die Anzeigen weisen den Verkehrsteilnehmer auf sein Fahrverhalten hin“. Er könne so prüfen, ob das objektive Fahrverhalten auch dem subjektiven Empfinden entspräche. Seitens der Politik kam der Vorschlag einer festen Installation der zwei neuen Geschwindigkeitsanzeigen in 2020. Im Ausschuss wurde jedoch vor einem „Gewöhnungseffekt“ gewarnt. Wo die „Smileys“ schließlich platziert werden, ist noch unklar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort