Gesamtschule Jüchen Schul-Abschluss im eigenen Autokino

Jüchen · Wegen Corona ohne Abschied von dannen ziehen? Das wollte die Jahrgangsstufe 10 der Gesamtschule Jüchen nicht. Nach sechs Wochen Vorarbeit hatte sie alle Genehmigungen für ein würdiges Tschüss. Ganz großes Kino!

 Eltern in den Autos, Luftballons neben der Bühne: Abschlussfeier der Jahrgangsstufe 10 in der Gesamtschule Jüchen.

Eltern in den Autos, Luftballons neben der Bühne: Abschlussfeier der Jahrgangsstufe 10 in der Gesamtschule Jüchen.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Die Schulleiterin Susanne Schumacher war – „schon ein wenig aufgeregt“. Bürgermeister Harald Zillikens verabschiedete sich begeistert: „Das war beeindruckend – aber im nächsten Jahr wollen wir das nicht noch mal so machen.“ Dutzende bunter Luftballons stiegen in den blauen Abendhimmel, während 115 Zehntklässler zum Abschied laut „Ätsch, Corona“ sagten. Drei Stunden lang dauerte am Freitagabend die Abschlussfeier der Gesamtschule Jüchen. Das wollten sich weder Schüler noch Lehrer oder Eltern nehmen lassen. Also veranstalteten sie – ein eigenes Autokino, mit You-Tube-Live Streaming, allen behördlichen Genehmigungen und einer Knabbertüte für jedes der 105 Autos auf dem Schulparkplatz.

„Sechs Wochen Planung und Vorarbeiten stecken in dieser Veranstaltung“, erläuterte der stellvertretende Schulleiter Elmar Welter. Als die ersten Autokinos im Rheinland aufploppten, war die Idee da: „Wir veranstalten ein Autokino-Abschluss-Fest – komplett mit eigenen Mitteln“, fasste Welter zusammen.

Also wurden alle eigespannt: Die Technik-AG verwandelte einen Klassen- in einen Regieraum, in dem viele Kabel zusammenliefen. Von hier aus wurde ein Signal – das Live-Bild, Video-Einspieler, Live-Musik von der Aula-Bühne ins Netz gestreamt. Draußen auf dem Parkplatz hatten sich die Autos der Eltern, Großeltern, Verwandten sauber auf Abstand vor der Hauptbühne ausgerichtet. Und dann begann das Warten.

 Die Eltern Marc Tegtmeyer und Miriam Zager genossen das dreistündige Programm - und das Sommerwetter in ihrem Cabrio.

Die Eltern Marc Tegtmeyer und Miriam Zager genossen das dreistündige Programm - und das Sommerwetter in ihrem Cabrio.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Denn die Ansprachen, Gags, Grußworte, Musikstücke kamen mit etwa 20 Sekunden Zeitverzögerung von der Bühne auf die Handys und Tabletts der Gäste. Erst standen sie noch neben den Fahrzeugen. Dann aber kuschelten alle in ihren eigenen Blechkisten und lauschten, wie Rektorin Susanne Schumacher diesen Abschlussjahrgang lobte. Manchmal habe man die Mädchen und Jungen ein wenig bremsen müssen. Doch alle waren kreativ und engagiert. Vize Welter steuerte eine Zahl bei: Als die jetzige Zehn auf der Gesamtschule begann, hatten 16 Schüler die Empfehlung für eine höhere Schule. Jetzt zum Abschluss sind es deutlich über 50.

Keine Frage – aus den Kindern ist was geworden. Während aufgeregte Eltern den Inhalt der Snacktüte verputzten – allesamt Produkte, die die Fairtrade-AG und die „Plan for the Planet AG“ zusammengestellt hatten –, langweilten sich in der Ecke nur die drei Mädchen der Erste Hilfe AG. Nichts zu tun – was ja eigentlich eine gute Nachricht ist.

In der ersten Reihe saßen die Eltern Marc Tegtmeyer und Miriam Zager in einem Cabrio und genossen das Programm auf dem Handy – „und das tolle Wetter.“ Nachdem jeder Absolvent nach gut drei Stunden sein finales Zeugnis in den Händen hielt – startete auf dem Schulhof die Drohne, die dort unter gestrenger Aufsicht des Ordnungsamtes geparkt war. Mit einer städtischen Ausnahmegenehmigung durfte die Stufe 10 ihr Abschlussfeier-Foto schießen. Dann verabschiedet sich alle voneinander – um privat weiter zu feiern.

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