Gedenkfeier auf Hochneukircher Friedhof Harald Zillikens: „Die Duldung des Hasses muss aufhören“

Hochneukirch · Knapp 70 Menschen versammelten sich am Sonntag vor dem Ehrenmal mit den Namen der ermordeten Juden. Auch diesmal waren wieder etliche Nachkommen früherer im Ort beheimateten Juden aus England und Israel angereist, um an der Gedenkfeier teilzunehmen.

Nitzan Nashi (27) war mit Mutter Tal Nashi (55) und seiner Großmutter Nena Marx (80) aus Israel gekommen. Eine enge Verwandte von ihnen war Ilse Rübsteck – sie hatte das KZ ebenso überlebt wie den Todesmarsch und war vor rund anderthalb Jahren in Bad Neuenahr verstorben. Die Seniorin, die einst an der Bahnhofstraße in Hochneukirch gelebt hatte, hatte sich ebenfalls die Gedenkveranstaltungen zur Pogromnacht nie entgehen lassen.

Vor dem Mahnmal hielt Bürgermeister Harald Zillikens eine aufrüttelnde Rede. „Der Anschlag in Halle am 9. Oktober war der Versuch eines Massenmordes an Juden am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag.“ Den Rechtsextremismus im Jahr 2019 beurteilte er so: „Er blüht und gedeiht, ist kein verstaubtes Überbleibsel aus der NS-Zeit.“ Mit der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 sei der Staat damals selbst endgültig der organisierten Kriminalität verfallen. Aus Nachbarn seien damals Täter und Verbrecher geworden.

Zillikens“ Forderung: „Die Duldung des Hasses muss aufhören.“ Und: „Stellen wir uns mutig und engagiert gegen den oft auch anonym und ungefiltert verbreiteten Hass.“ Die mahnende Erinnerung müsse weitergegeben werden an Kinder und Enkel. „Vergangenheit mahnt uns – Gegenwart fordert uns“, erklärte der Bürgermeister. Er freute sich darüber, dass sich der Schüler Julian Berg spontan bereit erklärt hatte, die Namen, die in den Gedenkstein gemeißelt stehen, zu verlesen. Es handelt sich um frühere Hochneukirchener Juden, die den Nationalsozialismus mit dem Leben bezahlen mussten. Vor allem die Namen Falkenstein und Frankenberg waren gleich mehrfach zu hören – ein Zeichen dafür, dass ganze Familien ausgelöscht worden waren. An der Gedenkveranstaltung nahm mit Kurt Mayer auch der letzte noch lebende Jude in Hochneukirch teil.

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