Jüchen Fünflinge bei den Jüchener Turmfalken

Jüchen · Überraschung beim Blick in den fünf Meter hohen Nistkasten: Dort wachsen fünf junge Turmfalken heran. Doch den Greifvögeln, Eulen und Käuzen fehlen zunehmend Lebensraum und Beutetiere, warnen Vogel-Experten.

 Noch dauert es etwas bis zum ersten Ausflug: Fünf junge Turmfalken schlüpften in einem Nistkasten an der Neusser Straße.

Noch dauert es etwas bis zum ersten Ausflug: Fünf junge Turmfalken schlüpften in einem Nistkasten an der Neusser Straße.

Foto: naturschutzbund Jüchen

Flauschig, mit großen, dunklen Augen und noch größeren Füßen blickten sie in die Welt: die fünf kleinen Turmfalken, die in einem der in fünf Meter Höhe angebrachten Nistkästen an der Neusser Straße gefunden worden. "Wir sind total überrascht, dass dieser Nistkasten bereits nach nur einem halben Jahr angenommen wurde. Damit hätten wir überhaupt nichtgerechnet", sagt Rudolf Kuhn, Chef der mehr als 85 Mitglieder zählenden Gruppe des Jüchener Naturschutzbundes (Nabu).

Der Turmfalke gehört zu den gesetzlich geschützten Tierarten, er darf nicht verletzt oder getötet werden; auch seine Nistplätze müssen etwa bei Bauarbeiten erhalten bleiben. Diese liegen meist in luftiger Höhe: je nach Siedlungsrum an Felsvorsprüngen, Kirchtürmen, Mauervorsprüngen, Fabrikschornsteinen oder sogar Hochhäusern. In Deutschland wird die Zahl der Turmfalken auf 42 000 bis 68 000 geschätzt.

Aber: Greifvögel, Eulen und Käuze werden immer seltener. "Die Zahl der Turmfalken ist deutlich zurückgegangen", sagt Joachim Weiss, Vorsitzender des Vereins "Nordrhein-Westfälische Ornithologen-Gesellschaft". Ein Problem für die Turmfalken, die ihre Beute jagen: Sie finden immer weniger Mäuse, Käfer oder Heuschrecken vor. Zudem fehlen - gerade in dicht bebauten Städten - Nistplätze. Warum Turmfalken für das gesamte Ökosystem unverzichtbar sind, erläutert der Vogel-Experte: "Die Turmfalken jagen ihre Beute. Dadurch wird deren Zahl reguliert", so Weiss. Der Bestand der Beutetiere habe wiederum einen direkten Einfluss auf das Vorkommen der Turmfalken: Dort, wo sie ausreichend Nahrung finden, vermehren sie sich. Dass jetzt in dem Jüchener Nistplatz gleich fünf Jungtiere heranwachsen, schätzt Joachim Weiss als ein positives Signal ein: "Dann scheint die Nahrungsversorgung vor Ort gesichert zu sein."

In Jüchen hat bereits der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) um die Biologin Dr. Luzie Fehrenbacher zum Schutz von Greifvögeln und Eulen aufgerufen und damit eine Kampagne im gesamten Rhein-Kreis Neuss unterstützt. Eulen, Bussarde, Habichte, Sperber oder Rotmilane stehen unter Artenschutz, sie dürfen nicht gejagt werden.

Auch die Naturschützer um Rudolf Kuhn (45) wollen sich weiterhin für Vielfalt in der Tierwelt in der Gemeinde einsetzen. Sie unterhalten rund 240 Nistplätze, etwa für Fledermäuse, Waldkauz oder Eisvögel. Bei den bunt schillernden Eisvögeln hat Kuhn allerdings noch keinen Hinweis auf Jungtiere entdecken können: "Eine der Brutröhren war zwar kurz besucht, Nachwuchs haben wir bisher aber nicht gefunden", berichtet er. Die fünf jungen Turmfalken seien für ihn aber ein Ansporn, sein Engagement fortzusetzen. "Über diese Brut freuen wir uns sehr", sagt der 45-Jährige. Was für ihn eine kleine Sensation wäre: "Wenn ein Wanderfalke in Jüchen brüten würde." Denn diese seien seltener anzutreffen.

(NGZ)
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