Fridays for Future in Hochneukirch Mit Radtour gegen Kohle demonstrieren

Fridays for Future hatte eine Radtour als Demonstration gegen die Kohleverstromung zum Tagebauaussichtspunkt in Hochneukirch im Vorfeld der Aktionstage am Wochenende organisiert.

 Die Fahrrad-Demonstranten am Dienstagmorgen am Tagebau in Hochneukirch.

Die Fahrrad-Demonstranten am Dienstagmorgen am Tagebau in Hochneukirch.

Foto: Markus Rick (rick)

Zu einer Radtour hatten gestern Klimaaktivisten und Kohlegegner mit dem Ziel der Tagebauaussichtsplattform in Hochneukirch eingeladen. Diese Aktion sollte die vom 22.bis 25. August geplanten Aktionstage vorbereiten, zu denen das Aktivistenbündnis „Kohleersetzen“ aufgerufen hat und sich mit anderen Aktivistenvereinigungen in einem Klima-Camp bei Erkelenz sammelt. Ziel sei es, durch zivilen Ungehorsam die Kohleinfrastruktur im Rheinland zu blockieren, heißt es von „Kohleersetzen“, die nach eigenen Angaben „gewaltfrei, bunt, deeskalativ und entschlossen“ demonstrieren wollen.

Christina Schliesky hatte mit mehr Resonanz gerechnet. Als die 16-jährige Schülerin aus Odenkirchen im Namen der Fridays---Gruppe Hochneukirch für den gestrigen Dienstag eine Fahrraddemonstration zum Tagebau Garzweiler II angemeldet hatte, war sie von rund 80 Teilnehmern ausgegangen. Vom Klimacamp am Laheypark bei Kückhoven in der Stadt Erkelenz nach Keyenberg, von dort zum Aussichtspunkt des Braunkohletagebaus Garzweiler II bei Hochneukirch und dann über Keyenberg und Berverath zurück ins Camp – so war die Tour geplant und so wurde sie auch durchgeführt, wenngleich die Zahl mit 30 Teilnehmern unter der Erwartung geblieben war. Dessen ungeachtet sprach die Schülerin von einer gelungenen, weil friedlichen und aufschlussreichen Veranstaltung.

Für die meisten der überwiegend jugendlichen Mitfahrer war die Begegnung mit dem Tagebau eine neue Erfahrung. Aus Solingen und dem Bergischen Land waren einige zum Klimacamp nach Erkelenz gekommen, um über Klimagerechtigkeit zu diskutieren und über mögliche Aktionen zum Schutz des Klimas zu sprechen; angesichts der tatsächlichen Begegnung mit einer der Ursache für den Klimawandel blieb ihnen fast die Sprache weg. So groß, so „erschreckend", so gewaltig hatten sie sich den Tagebau nicht vorgestellt.

 Eine Fahrrad-Demonstrantin blickt in die tiefe Grube des Tagebaus Garzweiler.

Eine Fahrrad-Demonstrantin blickt in die tiefe Grube des Tagebaus Garzweiler.

Foto: Markus Rick (rick)

Begleitet von drei Polizeiwagen und zwei Motorrädern und stets unter dem wachen Blick des RWE-Werkschutzes hatte sich die Truppe auf den Weg gemacht. Britta Kox aus Berverath als Mitglied der Gruppe „Alle Dörfer bleiben" informierte aus ihrer Sicht am Aussichtspunkt über den Irrsinn des Tagebaus und der überflüssigen Verbrennung der Braunkohle. Im Sinne eines ernsthaft gemeinten Klimaschutzes sei der sofortige Ausstieg aus der Braunkohleverbrennung zwingend erforderlich, meinte sie und zeigte in den Tagebau, der für sie das „Loch“ ist: "Da hinten übrigens, da war Otzenrath."

„Und nicht weit davon entfernt war Borschemich, wo das erste Klimacamp vor zehn Jahren stattgefunden hatte“, ergänzte Taalke Wolf, eine der Organisatorinnen des Klimacamps. Sie erinnerte daran, dass vor zehn Jahren zum ersten Mal ein Klimacamp stattgefunden habe. Ausgehend von diesem Camp bei Borschemich gebe es inzwischen bundesweit alljährlich Klimacamps. „Insofern haben wir schon etwas bewegt.“

Otzenrath, Borschemich - diese Dörfer waren einmal. Jetzt ist dort nur noch das „Loch“. Wie ein Dorf aussieht, das keine Zukunft haben soll, zeigte Britta Kox später am Beispiel ihres Heimatortes in der Kapelle. "Der Ort soll verschwinden und diese Kapelle." Hierzulande reiße RWE denkmalgeschützte Kirchen ab und für den Wiederaufbau von Notre Dame in Paris spende der Konzern Geld. „Was für ein Irrsinn."

Die Orte selbst verlören im Vorfeld des Tagebaus immer mehr Einwohner. Wer jetzt schon ginge, zöge meistens noch in die neuen Umsiedlungsorte.

Die nächste große Veranstaltung von Fridays for Future hat Christina Schliesky schon im Blick: Am Sonntag, 22. September, soll es am Aussichtspunkt des Tagebaus Garzweiler II bei Hochneukirch eine große Informationsveranstaltung, ein sogenanntes „Teach in" geben. Sie hoffe noch auf prominente Unterstützung, meint die 16-jährige Schülerin, die auch Mitveranstalterin der großen Demonstration im Juni gewesen sei, zu der sich im Juni rund 4000 Menschen auf dem Markt in Hochneukirch versammelt hatten, um nach Keyenberg zu gehen. Damals sollte es dieses „Teach in“ geben, das kurzfristig abgesagt werden musste.

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