Jüchen Frauenhilfe - 90 Jahre selbstbewusst

Jüchen · Durch persönliche Ansprache gelingt es der Frauenhilfe Jüchen, auch Jüngere zu gewinnen. Der Kreis, der jetzt seinen 90. Geburtstag feiert, hilft nicht nur der Mission. Er ist auch zu einer Selbsthilfe gegen Vereinsamung im Alter geworden.

 Auf dem Gruppenfoto sind 18 der insgesamt 30 Mitglieder der Frauenhilfe der evangelischen Hofkirche Jüchen zu sehen..

Auf dem Gruppenfoto sind 18 der insgesamt 30 Mitglieder der Frauenhilfe der evangelischen Hofkirche Jüchen zu sehen..

Foto: Frauenhilfe

Die Jüngsten sind Anfang 50, die Älteste in der Frauenhilfe der evangelischen Hofkirchengemeinde ist 94 Jahre alt. Ihr 90-jähriges Bestehen feiert die Jüchener Frauenhilfe am 1. Oktober, und sie hat gute Chancen, auch ihr 100-Jähriges noch zu erleben. Denn, anders als in vielen anderen Kirchengemeinden, schafft es diese Frauenhilfe Nachwuchs zu akquirieren und damit in die Zukunft zu schauen. "Aber das ist nicht einfach, es geht nur mit persönlicher Ansprache. Und man muss beharrlich sein", berichtet die 82-jährige Irmgard Coenen, seit 24 Jahren Vorsitzende der Frauenhilfe. So habe es alleine zehn Jahre gedauert, um die nach Jüchen gezogenen russlanddeutschen Frauen zu ermuntern, sich dem Kreis anzuschließen. Die vormalige Scheu sei aber überwunden: "Alle haben sich gut integriert", freut sich Coenen.

Von den bis zu 30 Frauen, die jeden ersten Mittwoch im Monat zu den Zusammenkünften ins Gemeindehaus am Markt kommen, sind vier erst zwischen 53 und 60 Jahren alt - somit der willkommende Nachwuchs. Auch die fanden durch persönliche Ansprache und Einladungen von Mitgliedern zur Frauenhilfe, die ihre Struktur seit der Gründung vor 90 Jahren sehr verändert hat. Früher habe es Frauenhilfe geheißen, weil man in erster Linie Spenden für Missionsprojekte sammelte oder für Missionsbasare Handarbeiten fertigte: "Inzwischen hilft die Frauenhilfe aber auch uns selbst", stellt die stellvertretende Vorsitzende Gerda Brehm fest. Die Gemeinschaft Gleichgesinnter sei gut vernetzt, man helfe sich untereinander, besuche sich bei Erkrankung: Die Frauenhilfe ist auch ein Modell gegen (Alters)-Einsamkeit, gibt Coenen zu. Und die 76-jährige Hiltrud Finken berichtet: "Ich habe die Frauenhilfe für mich regelrecht gesucht." Nach dem Tode ihres Mannes sei sei dort auch als Alleinstehende offen aufgenommen worden: "In diesem Kreis finde ich Frauen, die mich verstehen und mit denen ich mich aussprechen kann", sagt sie. Allerdings werden bei den Treffen der Frauenhilfe, die normalerweise mit einer Andacht beginnen, die zumeist Pfarrer Horst Porkolab hält, auch bisweilen Referenten zu bestimmten Themen eingeladen. Dabei ging es auch zum Beispiel um den Islam.

Auch bei der Gestaltung der Gottesdienste spielt die Frauenhilfe eine Rolle. Und schließlich ist sie auch trotz aller Selbsthilfe für ihre eigenen Mitglieder trotzdem eine große Hilfe auch für die äußere und zugleich für die innere Mission. Sie unterstützt Patenkinder in der Dritten Welt und hat dafür seit 1988 insgesamt 11.000 Euro an Spenden erbracht. Sie sammelt regelmäßig für Bibelübersetzungen in Afrika und für Projekte der Behindertenhilfe in Bethel. Und zu den Gemeindeveranstaltungen sei die Hilfe der Frauen auch stets gerne gesehen: "Wenn irgendetwas stattfindet, dann fragt der Pfarrer immer uns zuerst, ob wir helfen können", gibt Coenen zu. Und Finken fällt dazu ein Zitat aus ihrer Heimatgemeinde Rheydt ein: "Ein Pfarrer muss sich gut stehen mit der Küsterin - und vor allem mit der Frauenhilfe."

(NGZ)
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