Jüchen Feuerwehr ist ein Ehrenamt fürs Leben

Jüchen · Andreas Wirtz ist mit fast 85 Jahren der Älteste bei der Freiwilligen Feuerwehr Jüchen. Für Feuerwehrchef Heinz-Dieter Abels sind solche Langgedienten die Vorbilder für die Jugend. Denn das Modell ehrenamtliche Feuerwehr ist in Gefahr.

Die Feuerwehr Jüchen ist mit ihren 170 Freiwilligen und drei Hauptamtlichen ein ganz besonderes Modell fürs Ehrenamt: "Wir sind kein Verein, sondern eine Institution, eine kommunale Pflichtaufgabe, die wir aber mit dem Ehrenamt erfüllen", verdeutlicht der hauptamtliche Feuerwehrchef Heinz-Dieter Abels. Er räumt aber auch ein, dass dieses Modell vielleicht in absehbarer Zeit so nicht mehr funktionieren könnte: "Im Moment sind wir noch gut aufgestellt, aber es wird immer schwieriger, vor allem auch junge Leute auf Dauer an die Freiwillige Feuerwehr zu binden", stellt Abels fest. Als Gründe nennt er ein Überangebot an Freizeitmöglichkeiten, G8er-Abitur, Ganztagsunterricht und generell eine nachlassende Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Umso wichtiger seien langgedienten Vorbilder für die Jüngeren, wie der bald 85-jährige Andreas Wirtz, betont der Feuerwehrchef. Der ehemalige Berufsgärtner der Kreisverwaltung pflegt immer noch die Grünanlagen mit dem Ehrenmal an der Feuerwache in Jüchen. Wirtz, der in diesem Jahr für seine 60-jährige Mitgliedschaft bei der Feuerwehr Jüchen mit der Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehr NRW ausgezeichnet wird, nimmt auch allwöchentlich an den Mannschaftsabenden teil.

Mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommt der Senior aus Garzweiler zur Wache, um sich fit zu halten. "Und ich habe zu Hause noch einen 540 Quadratemeter großen Garten, den ich natürlich auch noch selbst pflege", berichtet der Vater von drei Kindern und Großvater von fünf Enkeln: "Aber keines meiner Kinder oder Enkel ist in der Feuerwehr", bedauert Andreas Wirtz.

"Es ist auch einfach immer gut, wenn unsere Altgedienten den Jüngeren erzählen, wie es früher bei der Feuerwehr zuging. Das können wir uns heute kaum noch vorstellen", sagt Abels. So erinnert sich Andreas Wirtz noch lebhaft an einen Feuerwehreinsatz in den 1970er Jahren, als sich auf der Autobahn plötzlich eine Nebelwand gebildet hatte, und 104 Fahrzeuge ineinander gefahren sind: "Da gab es viele Verletzte, und einer schwebte in Lebensgefahr", sagt er. Ein weiterer schwerer Unfall auf der A 44 aus den 90er Jahren hat sich ebenfalls in sein Gedächtnis eingegraben: "Da ist eine Lkw-Fahrerin bei Blitzeis gegen einen Brückenpfeiler gerammt, und ein Mercedes ist noch unter den Lkw gerutscht. Ich weiß noch, wie wir die schwer verletzte Frau und ihren Hund aus dem Lastwagen befreit haben", erinnert sich Wirtz. Heinz-Dieter Abels ist froh und dankbar, dass er für solche Situationen auch seelsorgerischen und psychologischen Beistand anfordern kann, die den Feuerwehrleuten bei der Verarbeitung solcher Erlebnisse helfen.

Generell stellt er aber fest, dass spannende Einsätze, bei denen Menschen geholfen wird, sowie die Begeisterung für die technischen Geräte und Ausbildungsmöglichkeiten bei der Feuerwehr für viele Motivation sind, mitzumachen. Das gelte übrigens auch für Frauen, fügt der Feuerwehrchef hinzu.

(NGZ)
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