Hochneukirch Feinstaub: Tagebau anhalten

Hochneukirch · Mönchengladbach und der BUND erhöhen den Druck auf RWE Power, den Garzweiler-Feinstaub zu reduzieren. In der Bevölkerung herrscht Riesenangst vor Krebs. Umweltschützer fordern Betriebsstopp bei zu hohen Werten.

 RWE Power will den Turm sprengen, weil die Braunkohlebagger vorrücken sollen.

RWE Power will den Turm sprengen, weil die Braunkohlebagger vorrücken sollen.

Foto: ddp, ddp

Wenn Margret Granderath mit ihrem Finger über den Fensterrahmen streicht, bleibt eine dicke schwarze Staubschicht daran kleben. Eine Folge des Tagebaus, sagt die Hochneukircherin. Mehr Sorgen bereiten der 76-Jährigen aber die unsichtbaren und krebserregenden Partikeln: "Mich macht stutzig, dass es fast kein Haus in unserer Straße gibt, in dem keiner krebs- oder herzkrank ist." Beweisen kann sie natürlich nicht, dass der Feinstaub aus dem nahen Tagebau dafür verantwortlich ist. "Ich freue mich aber, dass Gladbach das Problem erkennt. Von unserer Gemeinde sieht und hört man nichts."

Begrünung und Betriebsstopp

Mönchengladbach sorgt sich schon jetzt um gesundheitliche Risiken, auch wenn die Grube noch nicht bis an die Stadtgrenze reicht. Jüngst forderte die Verwaltung von RWE Power eine stärkere Begrünung am Rande der Abbaukante. Der BUND geht noch weiter. "Ein effektiver Schutz wäre eine Betriebsstilllegung an Tagen mit besonders hoher Belastung", fordert NRW-Geschäftsleiter Dirk Jansen.

Der Bergbauexperte Peter Immekus aus Bergheim erklärt das Problem folgendermaßen: "Wenn der Mensch tief in die Erde hinein gräbt, wirbelt er nicht nur Sand auf, sondern auch radioaktives Radon." Die Sprinkleranlagen von RWE am Rande der Grube sind aus Sicht von Immekus allenfalls ein Placebo. "Es ist gut, dass sie da sind, aber effektiv sind diese Anlagen nicht."

Die Unabhängige Wählergemeinschaft im Rhein-Kreis Neuss hat vor kurzem beim Kreis nachgehakt, ob ein Krankheitsregister geführt werde, da ortsansässige Mediziner eine steigende Zahl von Krebs- und Lungenerkrankungen befürchteten. "Wir bleiben an dem Thema dran", beteuert der Chef der Kreis-UWG, Jürgen Güsgen.

Tatsächlich existiert seit 2005 ein solches Krebsregister in Münster. "Erste Aussagen lassen sich aber frühestens in zwei Jahren machen", sagt Kreis-Umweltdezernent Karsten Mankowsky. Selbst dann ist fraglich, ob sich die Krebsfälle eindeutig dem Braunkohletagebau zuschreiben lassen. "Was im Tagebau genau passiert, ist für uns noch eine Blackbox", sagt Mankowsky.

Seit drei Monaten wird die Feinstaubbelastung in der Jüchener Birkenstraße von unabhängiger Seite gemessen. "Während Jüchen im vergangenen Quartal viermal den Grenzwert überschritt, kam Grevenbroich im gleichen Zeitraum zehnmal über den Wert von 50 Mikrogramm", erklärt Eberhard Jacobs vom Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz. Für eine Interpretation sei es noch zu früh. "Die Hauptbelastung finden erst im Winter statt."

Die Jüchener müssen deshalb wohl noch bis Anfang 2008 warten. Erst dann können die gewonnen Werte auf das ganze Jahr hochgerechnet und so vergleichbar gemacht werden.

(RP)
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