Jüchen Fahnen foppen die Feuerwehr

Jüchen · Ein vermeintlicher Kirchturmbrand hat gestern Morgen vier Löschzüge alarmiert. Doch statt lodernder Flammen handelte es sich nur um ungünstig angeleuchtete Schützenfahnen. Ähnliche Notrufe hat es schon öfter gegeben.

Großalarm gestern früh im Jüchener Ortskern: Vier Feuerwehrwagen bahnen sich ihren Weg zur katholischen Pfarrkirche St. Jakobus. Die Löschzüge Hochneukirch und Jüchen, sowie die Löschgruppen Waat und Kelzenberg waren gegen 6.15 Uhr alarmiert worden. Der Notruf meldet einen Kirchturmbrand.

"Vor Ort gab es dann schnell Entwarnung", sagte der Jüchener Feuerwehr-Chef Mario Heitbrink gestern Mittag. Für die Fachmänner sei spätestens auf den zweiten Blick klar gewesen, dass es sich um einen Fehlalarm handelte. "Auf dem Kirchturm sind links und rechts Strahler befestigt, und wenn die Schützenfahnen wehen und es regnet, spiegelt sich das Licht in den nassen Dachschindeln. Das kann dann aussehen, als ob Flammen aus dem Turm schlagen", räumte Heitbrink ein.

Um eine Premiere handelte es sich dabei jedoch nicht. Schon in den vergangenen Jahren hatten besorgte Bürger bei der Feuerwehr Alarm geschlagen, weil sie einen Brand in dem neugotischen Kirchengebäude vermuteten. Jedes Mal rückten die Löschzüge aus, jedes Mal konnte sich kurz nach dem Eintreffen wieder umdrehen.

Auf bei den Schützen war der Fehlalarm am Schützenfestdienstag ein großes Thema. "Ich habe erst vor wenigen Minuten von der Geschichte erfahren", sagte Hans-Hubert Krall, Präsident des Bürgerschützen- und Heimatvereins, gestern Mittag auf Anfrage der RP. Seit Jahren würden die Schützenfahnen an der Kirche hängen. "Trotzdem werde ich mich mit Regionaldekan Ulrich Clancett darüber unterhalten und nach Lösungen suchen.

Wir wollen hier schließlich in Ruhe feiern und keine Panik verbreiten", sagte Krall. Ulrich Clancett selbst weiß bereits um das Fahnen-Problem. "Das hatten wir schon zwei- oder dreimal. Die Fahnen deshalb abzuhängen, halte ich momentan aber nicht für notwendig. Vielleicht können wir versuchen, den Schein-Kreis der Strahler zu verändern", sagte er.

Laut Clancett handelt es sich aber um ein grundsätzliches Problem: "Wenn es regnet und die Strahler den wabernden und von den blau-gelben Fahnen reflektierten Wasserdampf anstrahlen, kann das vielleicht wie ein Flammenmeer aussehen. Dazu bedarf es aber auch der entsprechenden Interpretation", so Clancett.

Die St. Jakobuskirche ist mit ihrem Turm 67 Meter hoch. Im Jahre 1764 war das südliche Seitenschiff auf Veranlassung des Generalvikars neu errichtet worden. Als die Kirche im 19. Jahrhundert für die Gemeinde zu klein wurde, ließ man sie erneut erweitern. Dabei wurde der alte Turm geopfert. 1913/1914 wurde das Langhaus um etwa zehn Meter verlängert und davor der jetzige 67 Meter hohe Turm gesetzt.

(RP)
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