Evangelische Kirchen in Jüchen Jüchener Protestanten planen Kirchen-Fusion

Der Handlungsdruck wird durch eine Pensionierung ebenso verschärft wie durch rückläufige Zahlen bei den Gemeindegliedern.

 Die evangelische Kirche in Otzenrath.

Die evangelische Kirche in Otzenrath.

Foto: Gundhild Tillmanns

Zusammenlegungen von Kirchengemeinden als Reaktion auf den Rückgang von Gemeindegliedern und Kirchensteuermitteln, dazu der Mangel an theologischem Nachwuchs zwingen nach der katholischen nun auch die evangelische Kirche zum Handeln. Deshalb steht jetzt eine Fusion der evangelischen Kirchengemeinde Hochneukirch-Otzenrath mit der evangelischen Hofkirchengemeinde in Jüchen zur Debatte. Dies war jetzt bereits das Thema einer Gemeindeversammlung in Jüchen. Und die evangelischen Christen in Otzenrath und Hochneukirch werden sich Ende des Monats bei ihrer Gemeindeversammlung mit der geplanten Fusion auseinandersetzen. Eines steht aber bereits fest, wie der Jüchener Pfarrer Horst Porkolab betont: „Wir haben das Ziel, unsere vier Predigtstätten in Jüchen, Bedburdyck-Gierath, Otzenrath und Hochneukirch zu erhalten.“

Der Handlungsdruck, zum jetzigen Zeitpunkt über eine Fusion nachzudenken, wird durch die anstehende Pensionierung von Pfarrerin Anneliese Schmitz im März nächsten Jahres und von Pfarrer Heinz-Günter Schmitz im Sommer diesen Jahres in Otzenrath ebenso verschärft, wie durch die rückläufige Entwicklung bei den Gemeindegliedern und damit des Kirchensteueraufkommens. Jüchen habe noch 2346 Gemeindeglieder, Otzenrath-Hochneukirch 1685, berichtet Porkolab. Die evangelische Landeskirche im Rheinland werde aber ab dem Jahr 2025 den Schlüssel für eine volle Pfarrstelle auf 2700 Gemeindeglieder heraufsetzen.

Horst Porkolab geht aber davon aus, dass er bis zu seiner Pensionierung Ende 2028/Anfang 2029 die volle Pfarrstelle in Jüchen noch wird behalten können. Auch weiß er, dass die frei werdende Pfarrstelle in Otzenrath noch einmal neu ausgeschrieben wird. Um eine Kooperation der Gemeinden werde man aber aus Gründen der Zukunftsvorsorge nicht herum kommen, betont der Pfarrer. Deshalb ist auch bereits ein Kooperationsausschuss gegründet worden, der paritätisch aus den beteiligten Gemeinden besetzt ist.

Die mögliche Zusammenlegung der evangelischen Gemeinden hat im Jüchen überdies Tradition, wie Porkolab erinnert. Von 1975 bis 2001 habe es eine einzige evangelische Kirchengemeinde Jüchen mit ihren unterschiedliche Standorten gegeben. Eigenständig wurden die inzwischen drei Gemeinden dann bekanntlich durch das Bestreben der Kelzenberger Gemeinde, die in ihrem theologischen Verständnis der evangelikalen Richtung nahe steht, während sich Jüchen und Hochneukirch-Otzenrath als reformierte Kirchen verstehen.

Während Horst Porkolab weiß, dass die Gemeinde in Hochneukirch-Otzenrath vor allem auch durch die Umsiedlung deutlich an Gliedern eingebüßt hat, sei überall die demographische Problematik zu beobachten: „Bisher waren unsere Zahlen im Kirchenkreis immer noch stabil, aber inzwischen haben wir mehr Beerdigungen als Taufen“, bedauert er und nennt die aktuellen Zahlen des vergangenen Jahres: zehn Taufen und zehn Neuaufnahmen, 35 Beerdigungen. Die Rheinische Landeskirche rechne insgesamt bis zum Jahr 2030 mit einem Rückgang der Kirchensteuermittel wegen des Gemeindegliederschwundes um die Hälfte.

Und Porkolab weiß, dass es aktuell gerade auch in der evangelischen Kirche wieder eine Austrittswelle gibt, die tatsächlich durch die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche begründet liege. Für die künftige Kooperation mit Hochneukrich-Otzenrath sind im übrigen laut Porkolab schon Weichen gestellt: „Wir arbeiten ja in einigen Bereichen schon zusammen.“ Er nennt als Beispiel die Kinder- und Jugendarbeit.

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