Montessori-Pädagogik in Jüchen Eltern planen eine Montessori-Schule

Jüchen · Die Petition für einen eigenen Montesorri-Zweig an mindestens einer Jüchener Grundschule läuft jetzt. Der Förderverein, der 160 Kinder in den örtlichen Montessori-Kitas vertritt, würde aber auch eine eigene Schule gründen.

 Stepanie Kluth (v.l.) mit Tochter Marlene und Carolin Unterdorfer mit Tochter Clara. Die Mütter sind Vorsitzende und Vize-Vorsitzende im Montessori-Förderverein Jüchen.

Stepanie Kluth (v.l.) mit Tochter Marlene und Carolin Unterdorfer mit Tochter Clara. Die Mütter sind Vorsitzende und Vize-Vorsitzende im Montessori-Förderverein Jüchen.

Foto: Gundhild Tillmanns

Immer mehr Kindertagesstätten werden in Jüchen gebaut, weil der Bedarf stetig zunimmt. Mit dem Montessori-Kinderhaus in Stessen und seinem „Ableger“ in Otzenrath an der Bahnstraße erfreuen sich diese pädagogischen Einrichtungen eines besonders guten Zuspruches seitens der Eltern und Kinder. Wenn in Otzenrath die derzeit im Bau befindlichen zusätzlichen zwei Gruppen im Sommer eröffnet werden, dann werden aktuell 160 Kinder in Jüchen nach der Montessori-Pädagogik betreut. Doch was geschieht mit diesen Kindern, wenn sie in die Schule kommen? Dieser Frage nimmt sich jetzt der 63-köpfige Montessori-Förderverein der beiden Kitas mit der Forderung nach mindestens einem Montessori-Zweig an Jüchener Grundschulen an.

Dazu haben die Vereinsvorsitzende Carolin Unterdorfer und ihre Stellvertreterin Stephanie Kluth gemeinsam mit ihren Mitstreitern eine Petition gestartet. Sie hoffen, bis zum 2. April mindestens das Quorum von 480 Unterzeichnern über die Homepage (www.montessori-juechen.de) und in den Kitas ausliegende Listen zusammen zu bringen: „1000 Unterschriften wäre natürlich noch besser“, betont Unterdorfer. Denn mit solch einem Votum lasse sich auch die erhoffte Unterstützung aus der Jüchener Kommunalpolitik womöglich noch besser erzielen. In Bürgermeister Harald Zillikens haben die Montessori-Förderer nach eigenen Angaben schon einen Unterstützer gefunden. Er habe zugesichert, das pädagogische Material und ein Gebäude zur Verfügung zu stellen: „Herr Zillikens hat uns aber auch klar gemacht, dass er keinen Einfluss auf die Schulleiter hat“, schränken Unterdorfer und Kluth ein.

Ganz wichtig sei es zunächst, in der Öffentlichkeit mit einem Vorurteil aufzuräumen: „Montessori-Pädagogik wird oft mit der Waldorf-Pädagogik verwechselt“, beobachten die Mütter, die selbst insgesamt drei Kinder in den Montessori-Kitas in Stessen und Otzenrath haben. Da Carolin Unterdorfer auch Lehrerin ist, ließ sich für die Elternräte und den Förderverein leicht ein Beratungskontakt zu der Montessori-Marienschule in Geldern herstellen. Danach haben auch die Jüchener Eltern ein Konzept für einen oder mehrere Montessori-Zweige an örtlichen Grundschulen entwickelt.

Gedacht ist laut Unterdorfer an jeweils einen, durch die Jahrgangsstufen eins bis vier gemischten, Montessori-Zweig. Diese Kinder sollen jeweils in den ersten beiden Unterrichtsstunden sogenannte Freiarbeit mit Montessori-Material leisten. „So werden die Kinder zur Selbstständigkeit erzogen. Die Jüngeren lernen von den Älteren“, beschreibt Unterdorfer das Konzept. Dazu dienen die pädagogischen Materialien zu einer im Wortsinne greifbaren Veranschaulichung zum Beispiel von Zahlen, Größen oder Messwerten. Die „Montessori-Kinder“ erhalten anschließend an die Freiarbeit den normalen Unterricht im Klassenverband. „Auch die Klausuren sind die gleichen wie bei allen anderen Kindern in den Schulen“, verdeutlichen die Mütter, die natürlich auch schon das Interesse an einem möglichen Montessori-Zweig bei den örtlichen Grundschulen und bei der Schulaufsicht abgefragt haben.

Die Resonanz sei allerdings noch verhalten: „Die Schulaufsicht hat uns etwas desillusioniert mit den Worten: ‚Wir haben Lehrermangel’“, berichtet Unterdorfer. Zunächst positiv sei die Reaktion aus der Lindenschule in Stessen gewesen. Da dort aber aktuell eine Qualitätsüberprüfung angesetzt sei, habe die Schulleitung das Thema „Montessori-Zweig“ erst mal verschoben. Aus Hochneukirch-Otzenrath habe es eine Absage durch die kommissarische Schulleitung gegeben. Und auch aus der Grundschule Jüchen sei bislang noch kein Interesse bekundet worden, bedauern Kluth und Unterdorfer, die allerdings mit „ihrem“ Verein auch einen Plan B und sogar einen Plan C entwickelt haben.

Sollte sich in Jüchener Grundschulen kein eiggener Montessori-Zweig einrichten lassen, dann würden sie versuchen, vor Ort eine eigene Montessori-Schule zu gründen. Als Modell dazu könne die Montessori-Privatschule in Mönchengladbach dienen. „Für solche Schule gibt es normalerweise auch eine staatliche Förderung“, weiß Unterdorfer. Und Plan C? „Wir würden den Jüchener Grundschulen kostenfrei Montessori-Material für ihren Unterricht zur Verfügung stellen“, kündigen die Vereinsvorsitzenden an. Darüber hinaus laufen jetzt auch zunächst intern für die Montessori-Förderer Fortbildungen an, die im zweiten Zuge dann als Workshops für die interessierte Öffentlichkeit, mit dem Fokus auch auf die Jüchener Grundschullehrer, angeboten werden sollen.

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