Jüchen Einzelhändler wollen Gemeinde verklagen

Jüchen · Ein Rechtsstreit droht mit Händlern, die ihre Flächen vergrößern wollen. Auch deshalb wird das Einzelhandelskonzept fortgeschrieben.

 Wo Sarah Stefanovski (30) mit Tochter Dina demnächst einkaufen kann, regelt das überarbeitete Einzelhandelskonzept.

Wo Sarah Stefanovski (30) mit Tochter Dina demnächst einkaufen kann, regelt das überarbeitete Einzelhandelskonzept.

Foto: Lothar Berns

Zwei Jahre alt - und schon ist eine Fortschreibung notwendig: Die Gemeinde Jüchen muss ihr Einzelhandelskonzept aktualisieren. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: "Zum einen haben sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert, zum anderen hat sich der Einzelhandel - insbesondere in Hochneukirch - verändert", sagt Tim Stein, Leiter des Planungsamtes. Ebenso wichtig dürfte eine drohende gerichtliche Auseinandersetzung sein: Mehrere Betreiber von großflächigen Lebensmittel-Läden und Discounter, die zurzeit Flächen von weniger als 800 Quadratmetern nutzen, wollen diese erweitern oder verändern. Sie haben deshalb eine Klageschrift eingereicht. "Wir suchen jetzt eine Lösung", sagt Tim Stein. Ziel der Gemeindeverwaltung sei es, innerhalb und zwischen den zentralen Versorgungszentren das Gleichgewicht beizubehalten.

Vor zwei Jahren hatte ein externes Planungsbüro das erste Einzelhandelskonzept für die Gemeinde Jüchen vorgelegt. Bürgermeister Harald Zillikens betont die Bedeutung eines solchen Papiers: "Es stellt die Grundlage dar, auf der Bebauungspläne entwickelt werden." In Gewerbegebieten regele es die Ansiedlung von neuen Firmen und schütze die Händler in den Nahversorgungszentren. Ein Beispiel, bei dem das Konzept bereits gegriffen habe, sei das Gewerbegebiet Robert-Bosch-Straße. Dort habe es etwa Interessenten für "Weiße Ware" oder für einen Babyfachmarkt gegeben - mit dem Einzelhandelskonzept könne laut Zillikens geregelt werden, an welchen Jüchener Standorten sich solche Firmen niederlassen könnten.

Die Verwaltung wird in den kommenden Wochen erneut externe Planer beauftragen, die die Leitlinien überarbeiten werden. Laut Bürgermeister Zillikens gebe es zwar die beiden Stadtplaner innerhalb der Verwaltung, die die fachliche Kompetenz besäßen, nicht aber die Zeit. "Die Höhe der Kosten steht noch nicht fest", so Rathaus-Sprecher Norbert Wolf.

Zu den rechtlichen Vorgaben, die geändert wurden, gehört laut Tim Stein etwa der Bereich des Landesentwicklungsplans, der sich auf den großflächigen Einzelhandel bezieht. Zudem habe sich die Rechtsprechung zu den zentralen Versorgungsbereichen geändert.

Beispiel Hochneukirch: Im Center mit dem früheren Schlecker- und Penny-Markt am Nordring haben inzwischen auch Zeitschriftenhandel, Bäcker und Metzger geschlossen. Nur noch der Getränkehändler ist geöffnet. "Die Wirtschaftsförderung befindet sich mit Eigentümer, Architekten und Projektentwickler im Gespräch; gemeinsam wird nach einer Lösung gesucht", so Norbert Wolf. Dass diese dringend gefunden werden muss, sieht auch Planer Tim Stein: "In diesem Geschäftszentrum werden neue Ankermieter gebraucht." Alternativ wäre auch ein Abriss möglich. Allerdings ist dabei laut Stein das gesamte Nahversorgungszentrum Hochneukirch zu betrachten. Und auch das Jüchener Zentrum, in dem demnächst ein Drogeriemarkt eröffne, müsse berücksichtigt werden.

(NGZ)
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