Ehemaliger Jugendbetreuer aus Jüchen verurteilt Fünf Jahre Haft wegen Kindesmissbrauchs

Jüchen · Das Landgericht Freiburg hat einen heute 35-Jährigen, der früher in Jüchen als Jugendbetreuer tätig war, wegen schweren sexuellen Missbrauchs an Kindern in Baden-Württemberg verurteilt. Der Fall hatte auch in Jüchen schockiert.

 Auch in Jüchen ermittelte die Polizei wegen Kindesmissbrauchs. Der 35 Jahre alte Beschuldigte wurde jetzt verurteilt.

Auch in Jüchen ermittelte die Polizei wegen Kindesmissbrauchs. Der 35 Jahre alte Beschuldigte wurde jetzt verurteilt.

Foto: © Gerhard Seybert

Der Fall hatte für Entsetzen und Fassungslosigkeit in Jüchen gesorgt – nun ist ein Urteil gesprochen worden. Ein ehemaliger Betreuer der Pfadfinder und der evangelischen Kirchengemeinde muss wegen mehrfachen Kindesmissbrauchs für fünf Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Freiburg verurteilte den 35-Jährigen wegen sexuellen Missbrauchs in insgesamt 34 Fällen. Sechs davon fielen unter schweren sexuellen Missbrauch. Auch wurde der heute in Mönchengladbach lebende Mann wegen des Besitzes kinderpornografischer Inhalte verurteilt.

Opfer der Missbrauchsfälle seien zwei Jungen, teilte das Landgericht am Mittwoch mit. Bei einem Jungen sollen sich die Taten über mehrere Jahre bis Ende 2021 erstreckt haben. In dieser Zeit war er acht bis zehn Jahre alt. Das andere Kind soll 2017 über ein halbes Jahr lang Opfer des Mannes geworden sein. Damals soll der Junge zehn bis elf Jahre alt gewesen sein. Die Taten ereigneten sich in Müllheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) und Bonn.

Der 35-Jährige soll 2018 einen damals siebenjährigen Jungen und dessen Familie über mehrere Jugendfreizeiten kennengelernt haben. Der Kontakt riss auch nicht ab, nachdem die Familie des Jungen im Herbst 2019 das Jüchener Stadtgebiet verließ, um in den Hochschwarzwald zu ziehen. Dort soll der heute 35-Jährige insgesamt sechs Mal während der Schulferien und jeweils für bis zu acht Tage die Familie in deren Wohnung im Markgräflerland besucht haben.

Im Kinderzimmer soll er den Jungen, zu dem er ein vertrauensvolles Verhältnis hatte, zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Nach einer Autofahrt, während der er den Intimbereich des Kindes berührt haben soll, flog alles auf: Der Junge wandte sich an seine Mutter, die daraufhin die Polizei verständigte.

Im Verlauf der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der 35-Jährige seine Dienste als Babysitter über eine Internet-Plattform angeboten hatte. 2016 engagierte ihn eine Familie aus Bonn. Dort nutzte er die Gelgenheit aus, sich an dem Sohn zu befriedigen. Der ehemalige Telekom-Mitarbeiter wurde Ende 2021 festgenommen. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung wurden sowohl Bild- als auch Videodateien mit kinderpornografischem Inhalt gefunden. Seit Oktober des vergangenen Jahres war er in Untersuchungshaft. Der Mann muss laut Urteil an eines der Opfer ein Schmerzensgeld in Höhe von 49.500 Euro zahlen.

Der 35-Jährige war in Jüchen als ehrenamtlicher Mitarbeiter bei zahlreichen Ferienfreizeiten und Gruppenaktivitäten der evangelischen Kirchengemeinde ebenso aktiv wie bei den katholischen Pfadfindern in Otzenrath, bei Klassenfahrten und dem Bauspielplatz des Jugendhilfeträgers „Hoch3“. Auch im Jüchener Bürgerschützen- und Heimatverein soll er junge Leute betreut haben. Nach Bekanntwerden des Falls wurde der Mann mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben und Ämtern entbunden.

Jakobus-Pfarrer Ulrich Clancett, der den Missbrauchsfall gemeinsam mit dem evangelischen Jugendbetreuer René Bamberg öffentlich gemacht hatte, zeigte sich am Mittwoch entsetzt über die Taten des 35-Jährigen: „Es ist schockierend, wenn man die dunkle Seite von Menschen entdeckt, mit denen man gearbeitet und gefeiert hat. Und es macht mir Angst, weil dadurch auch das Misstrauen gegenüber anderen gesteigert wird“, sagte er auch als Sprecher des Bürgerschützen- und Heimatvereins.

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