Tagebaufolgelandschaft in Jüchen Neuland für Wohnen und Gewerbe

Bürgermeister Harald Zillikens kämpft um Rekultivierungsland, das auch für Wohnhäuser und Gewerbeansiedlung geeignet ist. Und er fordert einen Sitz in der ZRR sowie aus Lärmschutzgründen eine tiefer gelegte A61.

 Am Gubenrand in Jüchen kann man jetzt regelrecht zusehen, wie das Neuland für die Landwirtschaft entsteht.

Am Gubenrand in Jüchen kann man jetzt regelrecht zusehen, wie das Neuland für die Landwirtschaft entsteht.

Foto: Gundhild Tillmanns

Der neue Ausschuss Tagebaufolgelandschaften nimmt in der kommenden Woche seine Tätigkeit auf. Bürgermeister Harald Zillikens macht kein Geheimnis daraus, dass dieses zusätzliche Gremium zunächst nicht unbedingt „sein Lieblingskind“ war, als es aber von der politischen Mehrheit durchgedrückt worden ist. Der Ausschuss werde in der Verwaltung eine erhebliche Mehrarbeit verursachen, sagt der Bürgermeister, der nach eigenen Angaben jetzt bereits ein Drittel seiner Arbeitszeit alleine in das große Thema Strukturwandel investieren müsse. Auf jeden Fall wünscht sich Zillikens aber von dem neuen Ausschuss eine zukunftsgerichtete Arbeitsperspektive. Sein großes Thema für den neuen Ausschuss formuliert Zillikens mit der Fragestellung: „Wie wollen wir später auf den Flächen leben, die jetzt neu geschaffen werden?“

Dabei fordert Zillikens deutlich weitaus mehr Flächen für Wohnen und Gewerbe, als sie in den immerhin schon 30 Jahre alten Rekultivierungsplanungen vorgesehen seien, die lediglich Agrarland vorsähen. Für die Entwicklung der Stadt Jüchen sei es aber wichtig, dass RWE das Neuland so anschütte, dass dort auch Gewerbebetriebe und vor allem auch noch weitere Wohnsiedlungen geschaffen werden könnten.

Mit Sorge betrachtet Zillikens deshalb die Tatsache, dass RWE aktuell große Mengen aus den Lößdepots des Tagebaus Garzweiler zur Aufschüttung des Steilhanges am Tagebau Hambach abtransportiert. Was dort jetzt abgezweigt werde, um „den „Hambi zu retten“, das werde dann auf Jüchener Gebiet fehlen, befürchtet Zillikens, der natürlich auch weiß, dass man Neuland, auf dem auch Wohnen und Gewerbe ermöglicht werden sollen, nicht alleine mit Löß aufschütten kann.

Kämpferisch zeigt sich Zillikens auch, was die Wiederherstellung oder auch die Neugestaltung von Autobahnteilen angeht. Der Fehler der mit dem Hochdamm der A44n gemacht worden sei, dürfe bei der A61 nicht wiederholt werden, zielt er auf die Zunahme der Lärmbelastung ab, die aus Hochneukirch seit Inbetriebnahme der neuen Autobahn beklagt wird. Er fordert daher eine Tieflage für die A61: Das sei technisch schließlich möglich: „Und wer ein Tagebauloch graben kann, der kann auch eine Autobahn tiefer legen“, wird der Bürgermeister deutlich, der übrigens jetzt auch eine direkte Mitwirkung der Stadt Jüchen in der Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) vorantreiben will.

Es gehe nicht an, dass an der vom Land NRW zur Gestaltung des Strukturwandels eingesetzten ZRR die betroffenen 18 Tagebaukommunen, bis auf Mönchengladbach, nur durch die Landräte bzw. Kreise vertreten seien, beklagt Zillikens. Er sei sei aber zuversichtlich, dass die Stadt Jüchen bald die eigene Mitwirlung in der ZRR erhalten werde, bezieht er sich in dieser Frage auf die Unterstützung des Städte- und Gemeindebundes.

Allerdings räumt Zillikens auch eine gewisse Gefahr der Zerfaserung der Anliegen, Bestrebungen und des bereits Erarbeiteten ein, da es mittlerweile zwölf Gremien gebe, die sich mit dem Strukturwandel im Rheinischen Revier befassen. Deshalb sei es auch so wichtig, dass die eigentlichen Tagebauanrainer, die Kommunen mit Tagebau und Kraftwerken, auch bei der Vergabe der Fördermittel primär berücksichtigt würden. Denn die Begehrlichkeiten, Strukturhilfemittel zu bekommen, zögen immer weitere Kreise bis hinein nach Holland, beobachtet Zillikens mit Sorge.

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