Jüchen Die Stadt auf dem Berg

Jüchen · Ein neues Kunstwerk in der renovierten evangelischen Kirche Kelzenberg zeigt das Gotteshaus im Umfeld von Mönchengladbach und Düsseldorf. Aus der ganzen Region kommen Gläubige zum Kelzenberger Gottesdienst, viele finden in der Kirche keinen Sitzplatz. Das ändert sich aber bald.

 Kelzenbergs Kirche als Nabel des Rheinlands: Das Kunstwerk zeigt Mönchengladbach (Borussia-Park, rechts), den Liedberger Wald (im Vordergrund) und die Düsseldorfer Fleherbrücke (links) im Umfeld der Kirche.

Kelzenbergs Kirche als Nabel des Rheinlands: Das Kunstwerk zeigt Mönchengladbach (Borussia-Park, rechts), den Liedberger Wald (im Vordergrund) und die Düsseldorfer Fleherbrücke (links) im Umfeld der Kirche.

Foto: Isabella Raupold

Die meisten bemerkten den massiven Holzklotz zuerst gar nicht. Das Werk, auf das die evangelische Kirchengemeinde Kelzenberg so stolz ist, steht etwas abseits. Beim Rausgehen, nach dem Gottesdienst, wenn das neue Stück angestrahlt wird, erst dann offenbart es sich allen Besuchern. Sie befühlen das Modell, das in eineinhalb Metern Höhe auf einem Holzklotz aus Eiche ruht. Und sie studieren den Bibelvers, der ins Holz geschnitzt ist: Eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Pfarrerin Gabi Beuscher meint, das passe hervorragend zu den Christen: "Die Leute sollen beim Rausgehen aus der Kirche mitnehmen: Christen haben das Attribut, Stadt auf dem Berg zu sein." Aber es passt auch zur Kirche selbst.

Zur Eröffnung der frisch renovierten Kirche kamen vor zwei Wochen mehr als 300 Gläubige — fast so viele, wie der Ort selbst Einwohner hat. Von weither kommen die Gottesdienstbesucher: aus Mönchengladbach, vom Niederrhein, sogar aus Düsseldorf. Und das zeigt das Werk. Die Kirche steht übergroß im Umfeld des Borussia-Parks, der Düsseldorfer Fleher-Brücke, des Liedberger Walds Haag mit Schloss und der katholischen Kirche Garzweiler. Für die Gottesdienstbesucher ist die Kelzenberger Kirche so etwas wie die Stadt auf dem Berg.

Mit diesem Modell überraschten die Pfarrer Gabi und Bodo Beuscher ihre Gemeinde bei der Rückkehr ins renovierte Gotteshaus. Keiner wusste vorher etwas davon. "Wir hatten in der schlichten Kirche nichts, wo die Leute stehen bleiben können. Wir wollten einen Ort, wo sie verweilen und wo sie etwas anfassen können", sagt Gabi Beuscher. Sie erinnerte sich an Holzschnitzereien, die sie in Bischofsheim gesehen hatte. So eine Schnitzerei wollten sie nun auch für ihre Kirche. Im September fanden sie den Schnitzer Christoph Menke aus der Nähe von Fulda. Der besuchte Kelzenberg und nahm Fotos der nun nachgebildeten Bauwerke mit. Dann arbeitete er an dem Werk, bis Anfang März. Erst am Samstag vor dem ersten Gottesdienst in Kelzenberg kam das schwere Stück an und steht nun in der renovierten Kirche. "Die Männer erkennen vor allem das Stadion auf den ersten Blick, Kinder den Liedberger Wald, fast alle die Garzweiler Kirche und die Fleher Brücke", sagt Gabi Beuscher.

Das Kunstwerk wird nicht die letzte Veränderung in der Kirche sein. Denn nun liegt der Gemeinde die Genehmigung der Denkmalbehörde vor, dass die Orgel von der Empore abgebaut darf. Die Front muss erhalten bleiben und wird an die Wand verlegt, das Gehäuse muss ebenfalls in Kelzenberg aufbewahrt werden. Das Instrument darf nun verkauft werden. So entstehen 70 zusätzliche Plätze in der Kirche — und die braucht die Gemeinde. Beim ersten Gottesdienst in Kelzenberg vor zwei Wochen saßen Leute auf den Treppenstufen und drängten sich im Stehen im Eingangsbereich. Die Kirche Kelzenberg ist eben eine Stadt auf dem Berg.

(RP/url)
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