Jüchen Der Holzer, der 17 Jahre lang in Kanzem regierte

Jüchen · 17 Jahre lang als Bürgermeister im Amt gehalten – Günter Frentzen (63) hat damit eine echte politische Leistung erbracht. Freilich nicht als Bürgermeister seines Heimatortes Holz, sondern als "Oberhaupt" des 641 Einwohner zählenden Ortes Kanzem in Rheinland-Pfalz.

17 Jahre lang als Bürgermeister im Amt gehalten — Günter Frentzen (63) hat damit eine echte politische Leistung erbracht. Freilich nicht als Bürgermeister seines Heimatortes Holz, sondern als "Oberhaupt" des 641 Einwohner zählenden Ortes Kanzem in Rheinland-Pfalz.

Doch vor einigen Tagen endete die Ära Frentzen in dem Weindorf, das Rebensäfte wie "Kanzemer Sonnenberg" und "Kanzemer Altenberg" hervorbringt. Am 17. August hat Frentzen sein Amt niedergelegt — freiwillig. 17 Jahre im Amt, das ist erst recht eine lange Zeit für jemanden, der die Bewerbung um den Bürgermeisterposten einst lediglich als "Spielchen" betrachtet hatte.

"Meine Frau war damals in der Politik aktiv", erinnert sich Frentzen. "Sie fragte mich, ob ich nicht mal Bürgermeister werden will. Die Idee war eigentlich nur, dem damaligen Amtsinhaber ein paar unruhige Nächte zu bescheren."

Günter Frentzens Vater war Landwirt im ehemaligen Holz. Die ersten 18 Jahre seines Lebens verbrachte Frentzen in Jüchen. Er erinnert sich noch gut an die Zeit. "Für mich als Kind war das damals die heile Welt", sagt er. "Wir konnten überall spielen, jeder kannte jeden und die Menschen waren überaus freundlich." Als ältester Sohn sollte er eigentlich den Hof des Vaters übernehmen. Doch seine guten Zensuren in der Volksschule und ein engagierter Lehrer wiesen ihm einen anderen Weg.

Er ging auf das Gymnasium in Odenkirchen, um das Abitur zu machen. "Für meine Eltern war das zunächst sehr schwierig", sagt Frentzen. "Aber ich hatte ja noch einen jüngeren Bruder, der den Hof später übernommen hat." Nach der Bundeswehrzeit studierte Frentzen Betriebswirtschaft und machte 1973 in Köln sein Diplom.

In einer Zeitung las er, dass Rheinland-Pfalz Lehrkräfte für berufsbildende Schulen suche. Besonders Trier gefiel Frentzen schon seit einem Besuch in der Kindheit. "Sie legten einem dort fast den roten Teppich aus. Sie bemühten sich sehr um einen", erklärt Frentzen den Moment, an dem er sich endgültig entschied, Lehrer zu werden. Noch immer unterrichtet der Betriebswirtschaftler Recht und Religion.

Der Hof der Eltern musste zwar dem Braunkohleabbau weichen. Ab und zu kommt Frentzen noch heute nach Jüchen, zum Beispiel alle fünf Jahre zu den Klassentreffen oder um alte Freunde zu treffen. "Ich habe als Jugendlicher im Fußballverein SV Holz gespielt. Mit einigen meiner damaligen Mitspieler habe ich bis heute Kontakt."

Die Frage, was er getan hätte, wäre er Bürgermeister von Jüchen geworden, will Frentzen nicht bis ins Detail beantworten. "Dafür bin ich einfach schon zu lange fort. Aber ich war immer ein großer Verfechter der Dorfentwicklung. Ein Dorf muss lebenswert sein. Man muss schauen, wo sein Potenzial liegt." In Kanzem wurde das in Frentzens Amtszeit offenbar gut ausgereizt. 2000 belegte Kanzem beim europäischen Dorferneuerungswettbewerb den zweiten Platz mit der Auszeichnung: "Ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität".

(RP/rl)
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