Jüchen Denkmalschützer wollen vom Rederhof retten, was zu retten ist

Jüchen · Auch Nachbarn hatten das Denkmalamt auf das alte Gehöft und sein 300 Jahre altes Inventar aufmerksam gemacht.

Der Denkmalschützer Heinz-Walther Gerresheim lässt nicht locker in seinem Bemühen, den Rederhof in Bedburdyck doch noch vor dem Abriss zu retten oder ihn zumindest denkmalschützerisch untersuchen zu lassen. "Wo sind die beweglichen Denkmalgegenstände aus dem Hof geblieben?", fragt er jetzt. Die Bedburdyckerin Gabi Vocke hat ebendiese und weitere Fragen auch an das LVR-Amt für Denkmalpflege Abtei Brauweiler gestellt. Sie hat dieser obersten Denkmalbehörde geschrieben: "Hoffentlich ist es nicht zu spät, die Entrümpelungsfirma zerschlägt alles. 300 Jahre alte Truhen und uralte Möbel. Selbst die alten Kutschen und Wagen sollen zerschlagen werden. Es ist zum Heulen."

Darauf kam aber die Antwort, bedauerlicherweise kämen die Erhaltungsbemühungen für dieses Objekt zu spät, denn die Untere Bauaufsicht des Rhein-Kreises Neuss habe eine Abrissverfügung wegen akuter Einsturzgefahr und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit erlassen. "Längerer Leerstand und mangelnder Bauunterhalt haben wohl zu diesem bedenklichen Zustand geführt", schrieb Nadja Fröhlich, eine wissenschaftliche Referentin der Abtei Brauweiler.

Auch sei der Hof bislang nicht in den Fokus denkmalpflegerischer Betrachtungen geraten. "Und angesichts der gültigen Abrissverfügung ist es leider zu spät, das Objekt auf seinen Denkmalwert hin zu überprüfen, der bis dato offensichtlich auch nicht vermutet wurde", heißt es in der E-Mail des Landschaftsverbandes.

Andererseits hat Gerresheim aber mittlerweile im Beisein unserer Redaktion einen Ortstermin mit einem Experten aus der Abtei Brauweiler vereinbart, "um zu retten, was vielleicht noch zu retten ist." Dabei soll eine Untersuchung des Bodens stattfinden. Gerresheim hatte auch mit dem Rechtsanwalt der Hofbesitzerin Kontakt aufgenommen. Denn er meint, dass durch eine einstweilige Verfügung der weitere Abriss noch gestoppt werden könne. Im Übrigen sei auch das Nachbargebäude höchstwahrscheinlich in seiner Statik gefährdet, wenn der Rederhof komplett abgerissen werde, meinte Gerresheim. Indes schreitet der Abriss des Rederhofes weiter fort. Eine Scheune ist bereits dem Bagger zum Opfer gefallen. Das Abrissunternehmen macht jetzt offensichtlich Tempo. Katharina Gilles streitet übrigens vehement ab, ihr Hof sei einsturzgefährdet: "Das ist lachhaft", sagte sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Wie die Hofbesitzerin und auch Nachbarin Gabi Vocke bestätigen, sei das Anwesen Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre noch saniert worden.

Übrigens hat Gerresheim auch den Naturschutz eingeschaltet. Das verwilderte Grüngelände des Hofes habe sich nach Einschätzung des Naturschutzbundes (NABU) zu einem schützenswerten Biotop unter anderem als Brutstätte für Schleiereulen entwickelt.

(NGZ)
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