Jüchen Bürger pflanzen 54 Bäume für neue Allee im Grünzug

Jüchen · Beherzt greifen Renate und Wilhelm Lenarz mit ihren Enkelkindern Ben und Leni zum Spaten und füllen das Loch um ihren Esskastanienbaum, der noch etwas kahl und gebunden an zwei doppelt so dicken Stützpfählen am Weg steht.

"Unsere Enkel sollen mit dem Baum aufwachsen", sagt Renate Lenarz. Für sie ist es nicht nur eine tolle Erinnerung an das gemeinsame Pflanzen, sondern auch der Umweltaspekt, der sie dazu bewegt hat, an der Aktion teilzunehmen und die Kastanie für 70 Euro zu spenden. "Jüchen zählt zu den waldärmsten Gemeinden im Rheinland", sagt Bürgermeister Harald Zillikens, der sich stolz auf die hohe Beteiligung an der Bürgerallee zeigt. Um die Kommune grüner zu gestalten, sollen künftig mehr Gebiete aufgeforstet werden — dabei habe sich das Konzept "Bürgerwäldchen" in den vergangenen Jahren bewährt.

"Wir haben mit dem gleichen Konzept schon in Jüchen und Bedburdyck Bäume pflanzen können, die von Bürgern finanziert wurden", schildert Stefan Weyerstrass vom Umweltamt der Gemeinde. "Hier in Neu-Holz ist die Resonanz aber mit 54 Neupflanzungen weitaus am höchsten." Damit Esskastanien-, Walnuss-, Eichen-, Linden- und Buchenbäume auch gut anwachsen, sich fest im Boden verwurzeln und eine ausreichende Bewässerung gewährleistet ist, unterstützt der Bauhof der Gemeinde die Aktion: "Ich lege eine sogenannte Gießrinne um den Baumstamm an, damit sich dort Wasser ansammeln kann, das den Baum schnell mit dem Boden verwachsen lässt", erklärt Marius Mecheels vom Bauhof, der mit seinem Kollegen schon Anfang der Woche erste Vorbereitungen auf der ökologischen Ausgleichsfläche getroffen hatte. "Wir haben im Vorfeld die Löcher ausgehoben und die Bäume an den Stützpfählen befestigt", sagt Mecheels. Wichtig sei es, den Baum im Boden zu stabilisieren und so beste Voraussetzungen für ein gutes Wachsen zu schaffen.

Dabei könnte es noch einige Jahre dauern, bis man als Spaziergänger das Gefühl hat, durch eine Allee zu gehen: "Wir gehen davon aus, dass die Bäume innerhalb der nächsten zehn Jahre so weit heranwachsen und sich fest verwurzeln, dass sie sich langsam verdichten und die Stützpfosten entfernt werden können", sagt Grünflächen-Experte Weyerstrass. "Für uns zählt jeder Baum, denn die zusammenhängende Allee wertet den Übergang von Hochneukirch nach Neu-Holz zusätzlich zu den einheimischen Wildsträuchern deutlich auf." Das sei auch für eine Vielzahl von Lebewesen in den ökologischen Ausgleichsflächen, die im Zuge der Umsiedlungen angelegt wurden, von großer Bedeutung.

Unter den Bürgern, die ihren Baum selbst einpflanzen, sind auch Sylvia Oettli mit ihrem Freund Thomas Romboy und Tochter Mathilda. Die junge Familie hat sich dazu etwas ganz Besonderes einfallen lassen: "Wir betonieren Familienfotos und Bilder aus Alt-Holz vor dem Baum ein", erklärt Sylvia Oettli. Ein Stein mit der Gravur "2013" soll an das Pflanzdatum erinnern.

(RP)
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