Rheinisches Braunkohlerevier RWE legt neues Abbaukonzept für Tagebau vor

Erkelenz · Nach der Leitentscheidung zur Tagebauverkleinerung von 2016: RWE Power stellt ersten Entwurf zum geänderten Abbaukonzept vor. Braunkohlenausschuss der Bezirksregierung fordert weitere Entwurfsvariante mit Erhalt der L 19.

Klimacamp 2017 beim Braunkohle-Tagebau Erkelenz
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Foto: dpa, obe wie

Nierenförmig soll einmal ein See auf Erkelenzer Stadtgebiet entstehen, wo heute noch Gehöfte, Dörfer und Äcker sind, bald aber die Bagger hinkommen, um Braunkohle zu fördern. Nördlich und westlich des künftigen Sees, der zunächst allerdings ein über Jahrzehnte wachsendes Tagebauloch sein wird, wird demnächst eine Grubenrandstraße angelegt.

Die wird Wanlo mit Kaulhausen und Kückhoven verbinden. Stoßen soll sie dort auf die Landstraße 19, deren Lage zwischen Kückhoven und Holzweiler aber verändert werden könnte. So zumindest hat es RWE Power am Freitag dem Braunkohlenausschuss der Bezirksregierung Köln vorgeschlagen. Der jedoch gab sich in diesem Punkt mit dem Entwurf nicht zufrieden und bat bis Dezember um eine weitere Entwurfsvariante.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte nach Bewertung der energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen in einer Leitentscheidung vom Mai 2016 beschlossen, dass der Tagebau Garzweiler II zu verkleinern ist, um eine Umsiedlung der Menschen aus Holzweiler, Dackweiler sowie vom Hauerhof zu vermeiden. Der Braunkohlenausschuss der Bezirksregierung Köln, der federführend im anstehenden Braunkohlenplanverfahren ist, ließ sich am Freitag in einer Klausurtagung in Inden erstmals über Vorstellungen von RWE zum geänderten Abbaukonzept für diesen Tagebau informieren.

Braunkohle: RWE legt geändertes Abbaukonzept für Rheinland vor
Foto: Schnettler

"Der von RWE aufgezeigte Entwurf hat schon einige für uns in Erkelenz wichtige Dinge aufgegriffen. Bei der geplanten Lage der neuen L 19, die fahrtechnisch die gleiche Entfernung nach Erkelenz bedeutet wie derzeit, und der damit verbundenen neuen Lage der zu ersetzenden A 61, sind wir aus Erkelenz uns aber einig, dass dies noch mal geprüft werden muss", sagte nach der Klausurtagung der Erkelenzer Bürgermeister Peter Jansen auf Nachfrage unserer Redaktion. "Hier haben wir auch von anderen Unterstützung erhalten. Der Erkelenzer Wunsch ist es, an dieser Seite soweit wie möglich mit dem Tagebau im Norden zu bleiben."

Jansen sprach damit zwei Themen an, die vonseiten der Politik in der Klausurtagung kritisch betrachtet worden waren, wie Kölns Regierungspräsidentin Gisela Walsken und Ausschussvorsitzender Stefan Götz bei einer anschließenden Pressekonferenz berichteten. "In vielen Punkten hält sich der erste Entwurf von RWE an den Leitsätzen, die in der energiepolitischen Leitentscheidung formuliert sind", erklärte Götz. Dies gelte beispielsweise für den 400-Meter-Abstand zwischen der Wohnbebauung in Holzweiler und dem Tagebaurand.

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Foto: dpa, sab

"Allerdings heißt es in der Leitentscheidung auch, dass die L 19 soweit wie möglich erhalten bleiben soll. Sie jedoch ist in dem ersten Entwurf zwischen Kückhoven und Holzweiler nicht mehr enthalten. Auch über die Frage, ob Holzweiler tatsächlich nur von zwei Seiten vom Tagebau betroffen sein wird, besteht noch Diskussionsbedarf. Wenn wir ehrlich sind, sieht es im Entwurf aus wie eine Halbinsel." Eine Insellage für Holzweiler hatte 2016 die rot-grüne Landesregierung jedoch ausschließen wollen. Der Braunkohlenausschuss forderte das Unternehmen deshalb auf, weiter zu planen.

Götz berichtete von intensiven Diskussionen: "Wir hätten gerne eine weitere Entwurfsvariante über die Fragen, was sich bei einem Erhalt der L 19 ändert und wie sich das auf die Lage der A 61 auswirkt", die nach dem Ende des Tagebaus wiederherzustellen ist. RWE habe argumentiert, den Abraum südwestlich der Landstraße 19 zwischen Kückhoven und Holzweiler zu benötigen, um die A 61 annähernd der heutigen Lage wiederherstellen zu können.

Zur L 19 habe das Unternehmen weiter dargestellt, diese entlang der südwestlichen Tagebaukante neu errichten zu wollen. Benannt worden sei aber nicht, wie diese an das vorhandene Straßennetz angeschlossen werden könnte. Würde die L 19 erhalten, räumten die Vertreter der Bezirksregierung ein, könnte das für RWE die mögliche Braunkohle-Fördermenge noch einmal senken. Mit dem vorgestellten Entwurf reduziere der Konzern die Kapazitäten bereits um die in der Leitentscheidung geforderten 400 Millionen Tonnen.

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Foto: sola-donum

Vorgesehen ist in dem am Freitag vorgelegten Entwurf für ein Abbaukonzept des Tagebaus Garzweiler II, das die Jahre ab 2030 behandelt, dass ab diesem Zeitpunkt im Osten von Holzweiler bereits keine Braunkohle mehr abgebaut wird. Dort beginne dann die Rekultivierung, berichtete Susanne Brüggemann von der Bezirksregierung. Zudem sieht der Entwurf an der Tagebaukante Platz für Grün vor. Brüggemann erläuterte, dass "dort Erholung und Naturschutz vorstellbar sind". Götz ergänzte: "Es ist Platz für die Ideen aus der Planungswerkstatt vorhanden, die 2016 in Mönchengladbach stattgefunden hatte." Damals hatten Planer begonnen, ein Drehbuch zu schreiben, wie der Tagebaurand während und nach dem Abbaubetrieb für die um ihn herum lebenden Menschen möglichst lebenswert gestaltet werden könnte.

Mit Blick auf die ganz weite Zukunft, wenn aus dem Tagebau einmal ein See geworden ist, erklärte Brüggemann, dass trotz der Verkleinerung des Abbaugebietes "die Ufergestaltung weiterhin so vorgesehen ist, dass dieses nutzbar ist." Der Entwurf des neuen Abbaukonzeptes ändere zum Beispiel nichts daran, dass "bei Wanlo ein modellierter Zugang zum See" geschaffen werde.

Götz sprach als Vorsitzender des Braunkohlenausschusses von einer "ersten Gesprächsgrundlage", deren Ergänzung um eine weitere Variante bis zur nächsten Ausschusssitzung am 11. Dezember erwartet werde. Dann wolle die Bezirksregierung Köln förmlich in das mehrjährige Braunkohlenplanverfahren einsteigen, kündigte Walsken an. Die Menschen aus Holzweiler würden darin einbezogen. Das Verfahren werde "ergebnisoffen geführt".

(spe)
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