Jüchen Bonner Schüler ergründen Alt-Otzenrath

Jüchen · 15 Schüler erkunden das Hausmuseum von Inge Broska und bringen Streuselkuchen mit.

 Kinder aus Bonn besuchten Inge Broska in Hochneukirch zu einer Kunstaktion mit Streuselkuchen.

Kinder aus Bonn besuchten Inge Broska in Hochneukirch zu einer Kunstaktion mit Streuselkuchen.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Die Toilette bekommt an diesem Tag viel Aufmerksamkeit. Sie ist nämlich anders, als diejenigen Wasserklosetts, welche die Kinder bereits kennen. Und genau das, war der Anlass für die Schülerklasse aus Bonn, das Hausmuseum und Inge Broska zu besuchen. Nicht die Toilette - die war natürlich nur Mittel zum Zweck - aber die Erfahrung, etwas Neues, etwas Anders zu erleben. Aber auch alt Bewährtes war dabei: Streuselkuchen vom Blech.

Die 15 Grundschülerinnen und Grundschüler besuchen die Museumsklasse der Bonner Karlsschule. Eine Initiative von Klassenlehrerin Renate Scholz in Kooperation mit dem Bonner Frauenmuseum. "Das Frauenmuseum liegt direkt um die Ecke. Diese Nähe wollten wir für unsere Schüler nutzen." Einmal pro Woche besuchen die Museumsschüler das Frauenmuseum. Aber auch besondere Fahrten, wie diese nach Hochneukirch, sind Programm. "Das macht Spaß, immer woanders hinzufahren und soviel Neues zu sehen", sagt die zehnjährige Ouiaam. Und dann hätte man ja auch noch schulfrei, ergänzt sie.

Für die Kinder eine erlebnisreiche Alternative zum Unterricht, weiß Lehrerin Renate Scholz, denn so könnten sie viel freier und ohne Leistungsdruck neue Ideen aufnehmen und sich selbst austesten. "Ich hätte aus den Kindern niemals das rausholen können, was die Museumspädagogen aus den Kindern herauskitzeln", sagt die studierte Kunstlehrerin, für die das Projekt ein voller Erfolg ist. "Die Kinder trauen sich mehr zu, lernen ihre Stärken kennen, und akzeptieren die Schwächen der anderen."

Inge Broska sorgt für gute Stimmung. "Es ist schön, so viele Kinder im Haus zu haben", sagt die Künstlerin, ohne die noch ein weiterer Teil der Dorfgeschichte mit den Baggern verschüttet worden wäre, wie sie erzählt. Inge Broska versammelt in dem von ihr bewohnten ehemaligen Pfarrhaus an der Hochstraße die Identität eines ganzen Dorfes.

Fotos, Scherben, Haushaltswaren, Spielsachen, Möbelstücke und Schriften sind dort zu sehen. "Ich finde es irgendwie schön hier", sagt die zehnjährige Ouiaam. Doch jetzt darf sie an den Streuselkuchen heran, zunächst aber künstlerisch. Zugreifen dürfen die Kinder nämlich erst später. Zuerst sollen sie einen Gipsabdruck des Streuselkuchens anfertigen. "Wir wollen das Bewusstsein für Lebensmittel wecken", sagt Lehrerin Renate Scholz. Brot und Backwaren sollen künstlerisch erlebbar gemacht werden, aber natürlich so, dass man den Kuchen danach auch wirklich noch essen kann. Der kreativ sinnliche Umgang mit dem Alltäglichen passe wunderbar in ihr "Alltagsmuseum", freut sich Inge Broska.

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