Jüchen Arzt schreibt Roman auf dem Handy

Jüchen · Dr. Johannes Sieben aus Neuenhoven hat den ersten autobiografischen Roman veröffentlicht, das zweite Buch ist bereits in Arbeit. Der 60-Jährige ist fasziniert vom Schreiben, nutzt dazu die Stunden am Feierabend - und sein iPhone.

 Dr. Johannes Sieben hat sein erstes Buch "Himmelsstaub - gefangen im Koma" geschrieben. Darin erfährt der Leser Autobiografisches, aber auch Siebens Haltung zur Medizin. Hund Gustav war beim Schreiben an seiner Seite.

Dr. Johannes Sieben hat sein erstes Buch "Himmelsstaub - gefangen im Koma" geschrieben. Darin erfährt der Leser Autobiografisches, aber auch Siebens Haltung zur Medizin. Hund Gustav war beim Schreiben an seiner Seite.

Foto: Lothar Berns

Der perfekte Feierabend? Für Mediziner Dr. Johannes Sieben (60) sieht der so aus: Er sitzt in der kleinen Bibliothek seines alten Hofes, die Pfeife liegt in Griffweite und Hund Gustav kuschelt sich zu seinen Füßen. Im Kopf hat Sieben zahlreiche Ideen, die er nun per iPhone festhält. Der Allgemeinmediziner bezeichnet das Schreiben als große Entspannung, wenn auch mit Suchtgefahr: "Man kann es einfach nicht mehr lassen", sagt er lächelnd. Sein erster Roman "Himmelsstaub - gefangen im Koma" ist im Sessel entstanden. Auch das Gerüst für das zweite Buch steht, die Handlung für das dritte hat der gebürtige Grevenbroicher gezimmert.

Mit der Hauptfigur teilt der Autor längst nicht nur den Namen: "Das bin ich", sagt der Mediziner. Auch die Lebensgeschichte von der Familie über Schulzeit in der Klosterschule, Medizinstudium, Hochzeit, Familiengründung und der Aufbau einer Praxis im 300-Seelen-Ort Neuenhoven gehören dazu - ebenso die Liebe zur Jagd, zu Tieren, zur Natur und zum Handwerken. So hat Johannes Sieben die Hofanlage, dessen ältestes Gebäude aus dem Jahr 1600 stammt und in der seine Mutter aufwuchs, übernommen und viele Gewerke selbst ausgeführt, sogar einen gusseisernen Ofen geschmiedet. "Ein Projekt, für das ein Leben nicht ausreicht", meint Johannes Sieben lächelnd.

Seine Hauptfigur lässt er ins Wachkoma fallen, sich an markante Erlebnisse und Alltägliches erinnern. Eine Frage, die den Mediziner dabei beschäftigte: "Was bekommen Wachkoma-Patienten von ihrer Umwelt mit?" Sein wehrloses Roman-Ich wird körperlichen Misshandlungen und überflüssigen Behandlungen ausgesetzt und sehnt das Ende seines fremdbestimmten Daseins herbei.

Zugleich will Johannes Sieben seinen ersten Roman als ein Plädoyer verstanden wissen: Nach seiner Einschätzung sollten Ärzte nicht das Sterben verlängern: "Man sollte vielmehr erkennen, wann die medizinische Kunst an ihr Ende gelangt ist", meint er.

Warum er zum Schreiben kam? "In 28 Jahren in einer Arztpraxis sieht man viele Dinge - schöne und weniger schöne." Kaum hatte er einmal begonnen, seine Gedanken auf dem kleinen Display eines Handys zu formulieren, konnte er diesen Prozess kaum stoppen: "Als Schriftsteller ist man Schöpfer, Architekt, Landschaftsgestalter - es ist faszinierend." Obwohl seine Frau Gabi nicht immer begeistert gewesen sei: denn manche notwendige Renovierung blieb deshalb unerledigt.

Wer Johannes Sieben auf der Terrasse trifft, mindestens einen Hund zu Füßen, die Pfeife zur Hand, trifft einen Menschen, der mit seinem Leben zufrieden ist - Praxis und Nebenerwerbshof inklusive. Zwei Pferde und Schafe gehören dazu, und natürlich Ziegen: "Die erste war ein Geschenk meiner Frau", erzählt er. Dass er sich langweilt, ist unwahrscheinlich: Das zweite Buch will beendet, das dritte begonnen werden. Und sicher ist noch irgendwo etwas zu reparieren, obwohl: "Langsam muss ich mir überlegen, welche Projekte ich noch beginne", sagt Sieben. Sein Programm für den perfekten Feierabend steht jedenfalls.

(NGZ)
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