Jüchen Apfelbauer stinksauer über Erdgastrasse

Jüchen · Gemeindechef Harald Zillikens legt der Bezirksregierung weitere Gründe für die Ablehnung der geplanten Open-Grid-Europe-Erdgaspipeline durch Jüchen vor. Siedlungsräume, Natur und die Existenz von Landwirten sieht er bedroht.

 Durch die landwirtschaftlichen Flächen, durch Hochneukirch, Holz, Otzenrath und Dürselen will Open Grid Europe die Erdgaspipeline verlegen.

Durch die landwirtschaftlichen Flächen, durch Hochneukirch, Holz, Otzenrath und Dürselen will Open Grid Europe die Erdgaspipeline verlegen.

Foto: Lber

Der Katalog der Einwände und Bedenken gegen die geplante Erdgasfernleitung Zeelink, die das Unternehmen Open Grid Europe (OGE) auch durch Jüchener Gemeindegebiet verlegen will, wird immer länger. Bürgermeister Harald Zillikens hat der Bezirksregierung Düsseldorf jetzt in einer längeren Abhandlung die Bedenken aus Sicht der Gemeinde dargelegt. Er hofft, dass diese Einwände im derzeit laufenden Raumordnungsverfahren auch berücksichtigt werden.

 Apfelbauer Thomas Scheufen hat nichts mehr zu lachen, wenn die Erdgasleitung seine Plantage durchschneiden wird.

Apfelbauer Thomas Scheufen hat nichts mehr zu lachen, wenn die Erdgasleitung seine Plantage durchschneiden wird.

Foto: Norbert Wolf

Tenor von Zillikens' Schreiben ist die generelle Ablehnung der geplanten OGE-Erdgastrasse durch Hochneukirch/Holz und durch das Gewerbegebiet Regiopark. Stattdessen regt der Jüchener Bürgermeister die Untersuchung von alternativen Trassen für die Erdgaspipeline an. Außerdem werde seitens Open Grid verschwiegen, dass die geplante Trasse die Ortslagen Hochneukirch, Holz, Otzenrath und Dürselen und dort auch landwirtschaftliche Betriebe berühren werde, moniert Zillikens.

"Ich bin stinksauer", schimpft Apfelbauer Thomas Scheufen über die geplante Erdgastrasse, die sowohl durch seine Plantage, als auch nur zehn Meter entfernt von seinem Wohnhaus verlaufen soll. Wirtschaftliche Einbußen befürchtet er für seinen Apfelhof, wenn ein 36 Meter breiter Streifen für die Pipeline abgetragen und ein zehn Meter breiter Schutzstreifen für die Erdgaspipeline angelegt werde. Ein erhebliches Sicherheitsrisiko sieht er zudem auch für das dicht besiedelte Gebiet, wo die OGE die Leitung in Otzenrath vorsehe. Die angekündigte nur ein Meter dicke Erdschicht über der Pipeline werde bei Nässe und dem Einsatz von schwerem landwirtschaftlichen Gerät nicht ausreichen, prognostiziert Scheufen. "Immer sind wir die Blöden. Zuerst die Umsiedelung wegen der Kohle und jetzt noch die Erdgaspipeline", klagt Scheufen.

Auch Zillikens hebt in seinem Schreiben an die Bezirksregierung hervor, dass betriebliche Härtefälle für Landwirte durch die Erdgasleitung ebenso minimiert werden müssten, wie eine Beeinträchtigung des "Schutzgutes Mensch". Im Planungsausschuss vor der Sommerpause hatte der Bürgergermeister auch eine Erdbebenuntersuchung für das Gebiet der von Open Grid favorisierten Trasse gefordert. Denn soweit es der Gemeinde Jüchen bekannt sei, handele es sich bei dem Planungsgebiet um eine Erdbebenzone (der geologischen Untergrundklasse "2/S"). Aus dem Erläuterungsbericht von Open Grid zu seinem Bauvorhaben gehe aber nicht hervor, ob dieses Kriterium berücksichtigt worden sei, hatte Zillikens argumentiert und bereits eine entsprechende Nachuntersuchung gefordert.

In seinem neuerlichen Schreiben, das dem Planungsausschuss zu seiner Sitzung in der nächsten Woche vorliegt, geht Zillikens außerdem auf die Schutzgüter Tiere, Pflanzen und Wasser ein. Er fordert die Untersuchung einer möglichen Beeinträchtigung der Bäche und Gräben um den Dürselener Sod zwischen Jüchen-Dürselen und Jüchen-Waat durch die geplante Erdgaspipeline. Und Zillikens gibt zu bedenken, dass die Gasleitung durch Gehölze und Wiesen gezogen werden soll, die die Gemeinde ausdrücklich als Ausgleichsflächen für Baugebiete seit zehn Jahren als Schutzgut für Tiere und Pflanzen der Natur überlassen habe.

(NGZ)
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